Der Pfarrer leiert zum dritten Mal an diesem Tag „wollen Sie die hier Anwesende lieben und ehren, bis dass der Tod sie scheidet?“ Mit glänzenden Augen sagt sie „Ja“ und küsst ihren Jetzt-Ehemann. Freunde und Familien klatschen. Nur 15 Jahre später scheidet sie das Amtsgericht. Niemand klatscht.
Nur 15 Jahre dauert die Durchschnittsehe in Deutschland. Schließlich wird mehr als ein Drittel aller Ehen nicht mehr vom Tod geschieden, sondern weil einer der Verheirateten die Scheidung einreicht. 160 Tausend Ehen wurden im Jahr 2016 so beendet. Im Vergleich dazu im Jahr 2015 haben gerade mal 400 Tausend Paare geheiratet. Ob die wohl zusammen bleiben?Ein Drittel aller Ehen wird geschieden. Rund 130.000 Scheidungs-Kinder gibt es jedes Jahr.
15 Tausend Euro um „Ja“ zu sagen
Warum heiraten zwei Menschen dann überhaupt noch? Um sich ewige Treue zu schwören, in Krankheit und Gesundheit? Um zueinander „Ja“ zu sagen, ganz offiziell? Um „Ich liebe dich“ zu sagen, vor allen Freunden und Verwandten? Zugegeben das klingt wunderschön und nach einem wahr gewordenen Traum für jeden Verliebten. Aber sollten wir das nicht sowieso möglichst jeden Tag? Unserem Partner sagen, was er uns bedeutet, ihn wertschätzen und ehren, komme was wolle?
Dafür braucht doch niemand eine abgedroschene Zeremonie in einer Kirche, die die meisten nur noch zu Weihnachten betreten haben. Und ganz sicher muss dafür niemand tausende von Euros hinblättern. 14 Tausend Euro kostet eine Hochzeit mit 70 Gästen mindestens, erklärt Melanie Schmitz vom Bund Deutscher Hochzeitsplaner. Hinzu kämen Kosten für Ringe, Kleidung, Kinderbetreuung und sonstige Extrawünsche. Außerdem etwa 1000 Euro für Gebühren bei der standesamtlichen Trauung. Zudem sollten vielleicht jetzt schon mal um die 4000 Euro zurückgelegt werden, die werden nämlich durchschnittlich bei der Scheidung fällig, wenn es doch nicht klappt, so das unabhängige Versicherungsportal Getsurance. Traumhaft schön und unglaublich teuer: 15.000 Euro kann eine Hochzeit leicht kosten
Kinder und Steuern – sollen wir deshalb heiraten?
Hochzeitsverpfechter sagen jetzt, eine Hochzeit spare ja auch Steuern. Das stimmt. Lohnt sich aber erst, bei einem riesigen Einkommensunterschied. Das Portal taxfix hat errechnet, dass ein Paar im Jahr rund 1300 Euro sparen kann, wenn einer 50.000 verdient und der andere nur 15.000. Aber selbst dann, müssen die zwei noch 12 Jahre verheiratet bleiben, um die Kosten wieder rein zu holen und romantisch ist der Satz: „Lass uns heiraten, dann sparen wir“ wohl kaum.
Dann sagen sie, es sei besser für die Kinder. Das stimmt. Aber habt ihr eure Eltern schonmal nach ihrem Trauschein gefragt? Wichtig dürfte für die Kleinen doch nur sein, dass Mama und Papa glücklich sind und sie lieben. Und wenn Papa die Vaterschaft anerkannt hat und Mama dem gemeinsamen Sorgerecht zugestimmt hat, dann sind die Kleinen der Unverheirateten genauso abgesichert wie die „ehelichen Kinder“.
Abschließend lässt sich wohl sagen, wer heiraten will, der macht’s ja doch. Ich wünsche euch ganz viel Glück, dass ihr zu den zwei Dritteln gehört, die es schaffen, dass die Party ein Knaller wird und der Pfarrer nicht langweilig sondern romantisch. Für alle anderen, genießt eure Freiheit, die Reisen oder Autos, die ihr euch leisten könnt und lasst euch nicht von euren Eltern sagen: „Glaubst du nicht, du bist zu alt für so ein Lotterleben?“
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