Ich hatte die Gelegenheit Florian Stein bei einem Wettbewerb kennen zulernen und es hat mich nicht überrascht, dass er diesen dann auch gewonnen hat. Was uns beeindruckt hat, war seine Begabung und die Demut, als er den gewonnen Preis erhalten hat. Auf der Bühne hat er Ehrlichkeit ausgestrahlt und mit seinen Texten ein Stück seines Lebens vermittelt. Dabei hat er das Publikum für einen Moment lang an seiner Lebensgeschichte teilhaben lassen. Mit seinen Texten hat er es geschafft, dem Zuschauer ein Gleichnis zu präsentieren.
Florian Stein bringt energiegeladene Texte über das Mit- und Gegeneinander unserer Zeit auf die Bühne. Nie um ein Augenzwinkern oder ein Zähnefletschen verlegen, bereist der NRW-Meisterschaftsfinalist 2017 ganz Deutschland und spricht bissig pointiert von Dingen, über die die meisten schweigen.
Denkst du, dass Poetry Slam die Art ist, durch die du dich am Besten ausdrücken kannst?
Ich denke, dass meine Stärke im geschriebenen Wort liegt. Der Vortrag und die Performance sind Dinge, die mir Spaß machen, aber nicht unbedingt ein Muss. Poetry Slam ist eine gute Möglichkeit direktes Feedback für seine Schreiberei zu bekommen und sich dabei auch noch in seinen Texten auszuleben. Ich denke, deswegen fühle ich mich wohl mit diesem Medium.
Wann hast du damit angefangen?
Vor ziemlich genau zwei Jahren.
Was hat dich zum Poetry Slam gebracht?
Das war eigentlich eher Zufall. Ich habe schon lange geschrieben und wollte mal etwas Neues ausprobieren. Ein Freund hat mich dann darauf hingewiesen, dass ein Bekannter von ihm einen Newcomer-Slam veranstaltet und ich habe einfach mal gefragt, ob ich nicht daran teilnehmen darf. Der Abend war dann ziemlich gut und hat mich motiviert weiter auf Bühnen zu reden.
Was ist dein Lieblingstext, den du selbst geschrieben hast?
Das ist eine schwierige Frage. Ich mag natürlich alle Texte, die ich schreibe und am liebsten meistens die, die noch neu sind, denn die bringen den meisten Spaß beim Vortragen. Einmal habe ich eine Dystopie geschrieben, über eine Welt ohne Tiere aus der Sicht eines Jungen, der mit seiner Familie in den Urlaub fährt. Den Text mag ich ziemlich gerne.
Was ist dein Lieblingstext eines anderen Poetry Slammers?
Eine ebenso schwierige Frage. Es gibt einige Poetry Slammer, deren Stil und Inhalte mir sehr sehr gut gefallen. Da einen einzelnen Text zu benennen ist beinahe unmöglich. Sehr gut finde ich „das Andere“ von Jason Bartsch und „die Rede zur Lage der Nation“ von Johannes Floehr, aber die Liste könnte ewig so weitergehen.
Was fühlst du, wenn du auf der Bühne stehst?
Das kommt ganz auf das Publikum an. Wenn die Leute richtig Lust haben, fühlt es sich auch besser auf der Bühne an. Ansonsten versuche ich immer in die Stimmung zu kommen, die der Text, den ich vortrage, vermitteln will.
Hast du Angst, dass deine Texte dem Publikum nicht gefallen könnten?
Nicht so sehr. Ich glaube sogar, wenn jedem im Publikum meine Texte gefallen würden, dann hätte ich was falsch gemacht.
Was macht dich besonders, im Vergleich zu anderen Poetry Slammern?
Ich will mich nicht mit anderen vergleichen. Die machen ihre Sachen, ich mache meine Sachen und alle zusammen machen wir Slam Poetry. Ich denke was an mir besonders ist, ist die Energie, die ich auf die Bühne trage und die präzise Beobachtung der Verhältnisse, die sich in meinen Texten widerspiegelt.
Woher bekommst du die besten Ideen her? Was bringt dir Inspiration?
Meistens Gespräche. Sätze, die gesagt werden und über die ich dann nachdenke. Manchmal passiert das aber auch einfach auf der Straße. Du siehst einen Sticker an einer Laterne und zack, ist da ein halber neuer Text in deinem Kopf.
Was bedeutet dir das Slammen?
Für mich ist Slammen eine Möglichkeit zu sehen, wie meine Texte aufgenommen werden. Des weiteren ist es ein guter Motivator, sich hinzusetzen und zu schreiben. Aber natürlich noch mehr. Ich habe hier Freunde, eine Bühne um mich auszuleben und fahre durch ganz Deutschland. Das ist klasse!
Machst du das hauptberuflich?
Ja, seit circa einem halben Jahr mache ich hauptsächlich Poetry Slam.
Ist das für die Zukunft realistisch?
Ich glaube, man bleibt nicht für immer Poetry Slammer und das wäre auch nichts für mich. Irgendwann will ich lieber längere Geschichten schreiben und Bücher veröffentlichen. Das ist mein Plan. Aber für die nächsten zwei bis drei Jahre kann ich mir schon gut vorstellen, weiter zu slammen.
Was machst du stattdessen in der Zukunft (beruflich)?
Neben der Schriftstellerei könnte ich mir sehr gut vorstellen, an der Universität tätig zu werden. Ich habe ein großes Interesse für Soziolinguistik und soziologischen Themen im allgemeinen. Aber mal sehen was kommt.
Wie viele Preise hast du schon gewonnen?
Einige. Aber das sollte nie die Hauptsache sein. Ich stelle mich auf die Bühne um Dinge zu sagen, nicht um eine Flasche Schnaps zu gewinnen.Was muss ein Poetry Slammer haben, um gut zu sein?
Herzblut, Spaß an der Sache und Durchhaltevermögen.
Was motiviert dich, weiter zu machen?
Meistens die Abende an denen ich Spaß habe, oft aber auch meine Freunde und manchmal Gedanken darüber, welche Bühnen und Orte noch zu bespielen sind.
Welche Ziele willst du erlangen?
Ich will weiterhin rumtouren und bestenfalls nächstes Jahr mein erstes Buch veröffentlichen. Der Rest ist offen. Gerade bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich habe.
Wie merkst du, ob du Menschen mit deinen Botschaften erreichst?
Oft am Applaus oder wenn man im Nachhinein angesprochen wird. Oft merkt und sieht man auch direkt beim Vortrag, ob das Publikum einem konzentriert an den Lippen hängt oder abgelenkt ist.
Gab es Situationen, wo Menschen auf dich zukamen und dir sagten, wie bewegend dein Auftritt war?
Ab und an kommen nach Auftritten Menschen auf mich zu und erzählen, dass sie zu Tränen gerührt worden sind. Das bedeutet mir sehr sehr viel. Manchmal bekomme ich auch im Anschluss Nachrichten, über die ich mich sehr freue.
Florian Stein ist ein talentierter Schreiber und er kann diese Gabe gut als Sprecher nutzen. Obwohl er seit vielen Jahren auf der Bühne steht, ist es für ihn immer noch überraschend zu sehen, dass wie seine Texte die Leben der Menschen verändern.
Ihr könnt Florian Stein auf seinen Facebookseiten besser kennenlernen:
Comments are closed