„Brauchen wir überhaupt noch Journalismus?“

Dieser Frage hat sich der renommierte Journalismus-Professor Siegfried Weischenberg in seinem Vortrag gewidmet, den er am Dienstag am Institut für Journalismus und Public Relations der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen hielt. Genau so simpel wie die Frage fällt auch seine Antwort aus: „Ja“.

„Wir brauchen Journalismus (…) dafür, dass nicht jeder Bullshit in die Welt geblasen werden kann, ohne Rücksicht auf Verluste“, so Weischenbergs abschließende Worte. Es sei im Interesse der Demokratie, den Qualitätsjournalismus zu erhalten. Im Zeitalter des Internets und der Sensationsgier der Menschen kann man sich also zu Recht fragen, ob wir qualitativ hochwertigen Journalismus brauchen, oder schnelle, aktuelle, aber zuweilen unseriöse Infos.

Der Vortrag wird von den Studierenden des Instituts für Journalismus und Public Relations mit großem Interesse wahrgenommen.

Informationen finden Nutzer im Netz. In ihrem Facebook-Feed. Was interessiert, wird von einer Maschine vorsortiert. Und jeder kann seine Meinung dazu kundtun. 
Dennoch sieht Weischenberg das Internet nicht als Feind guten Journalismus’. Der „Unmut von Teilen der Bevölkerung“ habe sich über Jahre aufgebaut und sei nicht „einfach so vom Himmel gefallen“. Vielmehr sieht Weischenberg das Problem bei den Medienverantwortlichen, die durch „Ignoranz“ die „Legitimations- und Identitätskrise“ der Journalisten begünstigt hätten.

Drei wesentliche Faktoren spielten dabei eine Rolle, so Weischenberg. Zu meinen sei die„Popularisierung der Inhalte“ und ihre damit verbundene Vereinfachung ein großes Problem. Zum anderen nennt er die Technisierung. Zwar könne man Informationen nun besser vervielfältigen, dies geschehe jedoch auf Kosten der inhaltlichen Vielfalt. Darüber hinaus sei der Wahrhaftigkeitsanspruch gesunken und Fakten seien scheinbar nebensächlich.

Um den Journalismus als relevanten Faktor der demokratischen Gesellschaft zu erhalten, sieht Weischenberg die einzige Möglichkeit darin, sich qualitativ hochwertigen Inhalten zuzuwenden. Die Art des Mediums spiele dabei keine Rolle.

Siegfried Weischenbergs, Autor von „Medienkrise und Medienkrieg“

Guter Journalismus sei jedoch mit dem gegenwärtigen Vermarktungskonzept und den sinkenden Auflagen beinahe unbezahlbar. Deshalb fordert Weischenberg staatliche Subventionen für ausgewählte Medien. Dies könnte aufgrund der Forderung nach Unabhängigkeit der Medien zu kontroversen Diskussionen führen.

Siegfried Weischenbergs Buch „Medienkrise und Medienkrieg“ ist im Juli 2017 beim Springer Verlag erschienen.