Mehr Plastik als Fische wird es laut UN Generalsekretär im Jahr 2050 in den Weltmeeren geben. Damit es nicht so weit kommt, muss die Gesellschaft immer mehr auf Plastik verzichten. Um heraus zu finden, ob es überhaupt möglich ist im Alltag komplett verpackungsfrei einzukaufen, habe ich den Selbsttest gemacht.

Bioabteilung im herkömmlichen Supermarkt

Meine Plastik freie Woche startet im Supermarkt. Mit Jutebeutel im Gepäck betrete ich den Laden. Als erstes die Obst- und Gemüseabteilung. Ich schaue mich um. Gurken, Salat, Äpfel. Alles in Plastik verpackt. Schnell bemerke ich, dass es vielleicht doch gar nicht so einfach ist wie gedacht. Vielleicht habe ich mehr Glück in der Bioabteilung. Die Auswahl an Bio-Lebensmitteln ist begrenzt. In den geflochtenen Körben liegen Tomaten, Möhren und Paprika; alles in Plastik. Doch in der Mitte des Standes liegen Gurken und Auberginen. Nicht verpackt.

Ich lege meine unverpackte Bio-Gurke in den Plastikkorb. Ich gehe weiter zur Kühlung. Hier der nächste Rückschlag. Milch und Naturjoghurt gibt es zwar in Glasbehältern zu kaufen, doch ist mindestens doppelt so teuer, wie die in Plastik verpackten Produkte.

Geringe Ausbeute

Es sind bereits fünfzehn Minuten vergangen und ich habe bisher drei Produkte in meinem Korb. Das nächste Problem sehe ich kommen, während ich an der Fleisch- und Käsetheke stehe. Fleisch und Käse wird in Plastiktüten verpackt. Frustration macht sich breit. Auf Nachfrage erzählt die Verkäuferin, dass ich das Fleisch und den Käse auch in einer eigenen Dose mit nach Hause nehmen kann. Da ich bisher nur ein Glas Joghurt, eine Flasche Milch und eine Gurke im Korb habe, mache ich mich auf zu den Nudeln. Nudeln sind schließlich häufig in Pappe verpackt. Freudig stelle ich fest, dass ich nicht nur Nudeln, sondern auch gleich Soße und Reis kaufen kann. Bei den Getränken angekommen finde ich keine Glasflaschen. Ich frage einen Verkäufer. Saft in Glasflaschen steht in der Gemüseabteilung. Also laufe ich wieder zurück durch den überfüllten Laden. Ich bin gefrustet. Tatsächlich finde ich eine Flasche Apfelsaft für zwei Euro. Am Ende habe ich nicht einmal die Hälfte der Dinge bekommen, die ich kaufen wollte, aber vermutlich das Doppelte bezahlt. Bevor ich nach Hause fahre kaufe ich noch schnell Brot und Brötchen, die sind glücklicherweise in Papiertüten verpackt.

Schnelles Scheitern

Zuhause dann das nächste Problem. Ich möchte den Reis kochen und stelle resigniert fest, dass der in Plastikkochbeutel abgefüllt ist. Daran habe ich im Supermarkt nicht gedacht. Den Reis koche ich trotzdem. So habe ich meinen Vorsatz direkt am ersten Tag gebrochen. Da ich keine Woche von meinem Einkauf leben kann, überlege ich, wo ich noch verpackungsfrei einkaufen kann. Also fahre ich am nächsten Tag nach Essen zu einem Unverpackt Laden. Ich bin gespannt, was mich dort erwarten wird. Doch auf dem Weg nach Essen wird meine Vorfreude gebremst. Stau. Als ich nach etwa einer Stunde endlich den Laden auf der Rosa Straße erreiche bin ich gereizt. Von außen sieht der Laden so unscheinbar aus, dass ich prompt daran vorbeilaufe und mich frage, ob ich hier tatsächlich richtig bin. Google Maps nimmt mir meine Angst.

Geruchsspektakel

Regale im unverpackt Laden

Nachdem ich den Laden dann gefunden habe, gehe ich die Stufen hinauf. Eine Glocke klingelt, als ich die Tür öffne. Es riecht gut. Nach unterschiedlichen Aromen. Kaffee und Gewürze. Die Verkäuferin begrüßt mich und ich schaue mich um. Der Laden ist im rustikalen Industrial-Look eingerichtet. In den Regalen stehen große Plastikbehälter mit Müsli, Schokolade, Mehl und Bohnen. Am Eingang liegen Beutel und Gläser zum Abfüllen aus. Doch nicht nur die Verpackung kann der Kunde hier frei wählen, sondern auch die benötigte Menge, erzählt Inhaberin Christiane Teske. Neben Lebensmitteln werden auch Kosmetikartikel und Waschpulver angeboten. Ich fülle mir Müsli und Bohnen in Gläser ab. Äpfel, Kartoffeln und Salat kommen ebenfalls dazu. Auf dem Weg nach Hause habe ich ein gutes Gefühl. Auch wenn ich mich der Einkauf wieder viel Geld gekostet hat, bin ich zufrieden.

Unaufmerksamkeit wird bestraft

So läuft die Woche weiter. Bevor ich irgendwo hinfahre muss ich mich immer gut vorbereiten. Denn Plastikflaschen kann ich unterwegs nicht kaufen. Alles kein Problem, bis ich mit einer Freundin unterwegs bin. Wir sind in ein Gespräch vertieft und stehen an einem Smoothie-Stand. Ich studiere die Karte und bestelle. Der Becher ist schon halb leer, als mir auffällt, dass es ein Plastikbecher ist. Ich ärgere mich über meine eigene Doofheit. Das Gleiche passiert mir immer wieder. Unüberlegt esse ich einen in Plastik verpackten Müsliriegel. Lebensmittel wickle in Plastikfolie ein, um sie frisch zu halten.

Am Ende der Woche bin ich froh, dass sie vorbei ist. Denn von heute auf morgen auf Plastik verzichten ist nicht möglich. Das Ganze setzt viel Planungszeit voraus und hat mich in meinem Lebensstil eingeschränkt. In den Supermärkten ist fast alles in Plastik verpackt. Und jede Woche zu einen Unverpackt Laden zu fahren ist sowohl zeitlich als auch finanziell nicht möglich. Komplett auf Plastik zu verzichten sollte auch nicht das Ziel sein. Vielmehr sollte ein Bewusstsein geschaffen werden, wie viele Produkte unnötigerweise in Plastik verpackt sind.