Schnittchen, Stulle, Bütterchen – egal, ob zur großen Pause, im Büro oder abends mit Gürkchen und Spiegelei – wir Deutschen sind Brot-Fans durch und durch. Und das zeigt sich im jährlichen Konsum von 60,4 kg Brot und Backware pro Haushalt.

Doch schaut man sich die Zahlen des Zentralverbandes für Deutsches Bäckerhandwerk an, irritiert die schwindende Anzahl der traditionellen Handwerksbäckereien. Wo 2014 noch zwölftausend Traditionsbäcker für frische Backwaren gesorgt haben, gab es 2016 schon knapp eintausend Betriebe weniger.

Grund hierfür sind die faulen deutschen Brotliebhaber. Sie greifen beim Wocheneinkauf zum abgepackten, industriell gefertigten Brot im Regal oder fummeln ihre Backware lieber selbst mit Zangen durch enge Plastikklappen an den SB-Theken der Discounter. Und das oft ohne Rücksicht auf Qualität. Die extrem lange Haltbarkeit von den Broten in der Plastiktüte gruselt jeden aufmerksamen Konsumenten. Und eine pappige Laugenstange für 19 Cent kann wohl kaum ein Meisterwerk der deutschen Backkunst sein.

Quelle: Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e. V. Fotograf: Darius Ramazani

So macht sich das Land, in dem die UNESCO-Kommission erst 2014 die besondere Brotkultur als Kulturerbe aufgenommen hat, sein eigenes Handwerk kaputt. Denn „Zeit ist Geld“ oder auch „Geiz ist geil“ regieren, zumindest was Graubrot und Puddingbretzel angeht, immer noch die Kaufentscheidung. Und das, obwohl Traditionsbäckereien bei vielen Produkten preislich mithalten können und die Industrie-Konkurrenz auch schon mal unterbieten. Denkt man jetzt noch an das kompetent ausgebildete Personal, was genau weiß „was drin ist“, gewinnt die Traditionsbäckerei bei jedem Preis-Leistungs-Gedanken.

Und so sollte der aktuelle Trend zum gesunden Essen auch nicht vor dem typisch deutschen Grau- und Schwarzbrot Halt machen. Denn jeder Brot-Fan, der jetzt an das letzte Frühstück im ausländischen Hotel denkt, weiß genau, wie das Brot bald schmeckt, wenn die letzte Traditionsbäckerei schließt und sogar die Deutschen vergessen haben, wie ein saftiges Vollkornbrot gemacht wird.

Wer auf der Suche nach einer Traditionsbäckerei in der Umgebung ist, der findet im Verzeichnis von „Zeit Magazin“ eine interaktive Deutschlandkarte