Am Anfang: Das Universum. Unendliche Weiten. Totale Dunkelheit. Minus 270 Grad Celsius. Jedes Teilchen ein Phänomen. Ein Erdball kühlt auf Wohlfühltemperatur ab. Hitzköpfige Zweibeiner bevölkern die Oberfläche. Es gilt das Gesetz des Stärkeren: Kommt dir jemand blöd, dann gibt es entweder eine Ansage oder gehörig auf die Stirnwulst. Der Mensch ist gezwungen seinem Gegenüber in die Augen zu blicken. Irgendjemand schrieb mal: „Aug um Aug und Zahn um Zahn.“.

Es gehört zur Evolution, dass unsere pelzigen Vorfahren irgendwann mal die Keule gegen das Schwert, das Schwert gegen das Schießeisen und dieses wiederrum gegen den aktuell sehr populären großen roten Knopf eingetauscht haben, aber irgendwann nach der Erfindung des Denkens kam irgendjemand auf den Clou, das Schwert gegen eine Schreibfeder einzutauschen. Gut, zugegebener Maßen konnte sich diese Idee bis heute leider nicht ganz durchsetzen und man platziert lieber einen eiskalten Killer am Steuerknüppel einer bis an die Zähne bewaffneten Drohne, sprengt wehrlose Menschen in die Luft und klärt die Angelegenheit aus zigtausend Kilometern Entfernung, statt abzuwarten ob die diplomatischen Bemühungen um die Ölvorkommen wirklich Früchte tragen. Bis der Übersetzer dieses arabische Kauderwelsch entschlüsselt hat, dauert das aber auch wirklich fünf Minuten zu lange!

Aber gehört es auch zur Evolution unserer Spezies, dass wir das Zuhören, das Beobachten und das Nachvollziehen komplett verlernt haben? Drücken wir lieber wahllos Knöpfe als nach einer sinnvollen Lösung zu suchen? Streuen wir lieber Hass und Gerüchte in die Welt anstatt die Wahrheit an- und zu erkennen? Müssen wir wirklich immer andere für Tatsachen beschuldigen, die ganz klar auf unsere verstaubte Wehrmachtskappe gehen? Seit wann bewirkt ein Gezwitscher mehr als die faktenbasierte Erklärung eines ganzen Beraterstabes?

Statistisch gesehen konnten die Menschen auf der Erde noch nie so sicher leben wie in diesen, unseren Tagen. Es gibt keinen Weltkrieg, keine große Depression. Wir sind vereinigt. In Europa und auf der ganzen Welt. Die Kolonialzeit gehört der Vergangenheit an, es gibt einstimmige Nuklearabkommen und Greenpeace macht im eigenen Kühlschrank Eiswürfel für die Polarbären.

So und jetzt bitte alle mal kurz die Sitzheizung ausschalten, den Kopf heben und Facebook einmal Facebook sein lassen! Menschen sind keine Nummernabfolge in einer Kartei, keine Profilbilder, Menschen sind keine „Kollateralschäden“ und Menschen sind schon gar keine Fische und gehören deshalb ganz bestimmt nicht auf den Grund des Mittelmeeres! Wer auch immer bei Twitter, Facebook oder auf Plakaten etwas anderes behauptet der ist vielleicht biologisch auch ein Mensch aber mit einem dicken, fetten Un- davor!

Mister President, Sie beweisen immer wieder aufs neue Ihr unnachahmbares Feingefühl in Sachen Diplomatie!

Der nach eigener Aussage mächtigste und größte rote Knopf der Welt hat sogar einen eigenen Unterstellplatz auf einer Wiese irgendwo in den ehemaligen englischen Kolonien und weil diese Hütte jemand mal weiß angestrichen hat, wird von dort nun die Welt „regiert“ und solange dort eine offensichtlich verwirrte, orangene Gallionsfigur jeden Abend auf dem Lokus hockend per Twitter über den gesamten Erdball stuhlt, wird der vielbesungene Friede nicht lange halten. Die Ära der Populisten und der falschen Wahrheiten bedient sich aus einer Zeit die wir schon längst als vergangen wägten. „Geschichte wiederholt sich immer“, heißt es, aber diese Floskel gilt nur für jene die die Geschichte nicht verstanden haben, deren Dummheit zu schwer wiegt um über den eigenen Schatten zu springen und die sich im Internet dem Phänomen der alternativen Wahrheitsauslegung verschrieben haben.

Ja das Internet ist ein solches Phänomen in all seiner Konnektivität und ja es hat die Welt kleiner gemacht aber wenn wir, anstatt zur ehrlichen Schreibfeder, zur verlogenen Tastatur oder gar zu Waffen greifen, dann werden wir nicht mehr und nicht weniger als ein radioaktives Teilchen im Universum mit dem Phänomen selbstzerstörerischen Hasses sein.