Ehrenamtlich in einer Notunterkunft (NUK) für Flüchtlinge Essen austeilen ist kein gewöhnlicher Nebenjob für eine Abiturientin. Die heute 19-jährige Magdalene Mierswa erzählt von ihren Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe.

Magdalene Mierswa (19), Lehramtsstudentin aus Herten

Was war die beste Erfahrung die du bei deiner Arbeit gemacht hast?
Das Beste war einfach zu sehen, wie die Menschen und ganz besonders die Kinder sich entwickelt haben. Am Anfang waren die noch sehr schüchtern und haben nicht viel geredet, auch untereinander nicht. Aber mit der Zeit, wo sie uns und die anderen Kinder kennen gelernt haben, konnte man sehen wie die Kinder auftauen und richtige Freundschaften geschlossen haben.

Was war die schlimmste Erfahrung?
Das schlimmste Erlebnis habe ich relativ am Anfang erlebt, als ich angefangen habe in der NUK zu arbeiten. Die NUK war ja in einem leerstehenden Schulgebäude, von der Paschenberg Gesamtschule in Herten, also war bei unserer Essensausgabe die Theke nur ein paar zusammengeschobene Tische. Das Essen ist abgezählt, sodass jeder eine Portion und auf Wunsch eine halbe Portion Nachschlag bekommt. Ein Mann wollte aber unbedingt zwei Portionen haben und ist dann über den Tisch, meinem Vater direkt an die Kehle gesprungen. Aber mein Vater hat ihn zum Glück schnell wegdrücken können und andere sind auch sofort zur Hilfe gekommen. Das war aber echt schlimm. Ich kann, bis heute nicht nachvollziehen, warum er das getan hat.

Wie kamst du auf die Idee in einer NUK zu arbeiten?
Mein Vater arbeitet beim Deutschen Roten Kreuz und die haben Aushilfen für die NUK gesucht. Das Thema Flüchtlinge war zu dem Zeitpunkt überall in den Medien, also war ich natürlich auch Neugierig und interessiert an der Arbeit.

Was hat die Arbeit mit Flüchtlingen dir persönlich gebracht?
Die Arbeit hat mir sehr viel gebracht. Es ist doch ein ganz anders Bild, was man von den Flüchtlingen hat, wenn man sie persönlich kennen lernt, als nur in den Nachrichten sieht. Diese Leute zu sehen die nichts mehr haben, das ist schon sehr emotional. Wenn der Bus mit neuen Flüchtlingen kam, da gab es immer zwei Lager. Entweder die Leute kamen mit sechs Koffern an oder nur mit einer Plastiktüte und Flip-Flops an den Füßen. Ich habe einfach gelernt, dass ich eigentlich glücklich und dankbar sein kann für mein Leben.

Das Deutsche Rote Kreuz setzt sich in der Flüchtlingsarbeit ein.

Wie sah ein klassischer Arbeitstag für dich aus?
Die Einteilung im Arbeitsplan stand mir frei, weil ich ja noch Schülerin war zu dem Zeitpunkt. Ich habe meist bei der Essensausgabe geholfen. Beim Frühstück war immer am wenigsten los. Der große Ansturm kam meist beim Mittagessen, da haben alle ausgeschlafen. Das Abendessen war auch meist gut besucht. Zwischendurch habe ich mich dann auch um die Kinder gekümmert und mit denen gespielt.

Würdest du wieder ehrenamtlich mit Flüchtlingen arbeiten?

Ja, auf jeden Fall. Das war eine wirklich schöne Erfahrung. Man bekommt einen anderen Blickwinkel auf die ganze Flüchtlingsdebatte, sobald man persönlich beteiligt ist als Helfer. Diese Menschen sind schon froh, wenn man ihnen ein Lächeln schenkt.

Wie haben deine Mitmenschen auf deinen Nebenjob reagiert?
Mein Vater fand es sehr gut, dass ich mich engagieren wollte. Meine Freunde waren erst erstaunt, weil es doch ein recht ungewöhnlicher Nebenjob ist, aber die haben auch alle positiv reagiert.

Wie ist deine Meinung zur Flüchtlingspolitik in Deutschland?
Ich bin generell dafür, dass man den Familiennachzug erlaubt. Besonders natürlich, brauchen die Kinder ihre Eltern, aber auch als Erwachsener in einem fremden Land, ist es sehr schwer ohne die Familie. Fremde Sprache, Fremde Menschen, Fremde Umgebung.
Natürlich ist eine Verteilung wichtig, nicht nur Deutschland kann Flüchtlinge aufnehmen. Da müssen alle zusammen arbeiten, auch die Länder, die nicht wollen. Ich frage mich oft „wo ist euer Mitgefühl?“
Politiker, gehen meiner Meinung nach, viel zu sachlich mit der Flüchtlingsdebatte um.

Welche Eigenschaften und Qualifikationen muss man für dieses Ehrenamt mitbringen?
Ein guter Wille ist sehr wichtig. Und viel Geduld, gerade mit der Sprache und insbesondere mit den Kindern. Empathie ist auch eine wichtige Eigenschaft, man muss Spaß daran haben, zu versuchen den Menschen den Tag zu verschönern.

Würdest du die Arbeit jedem weiter empfehlen?
Ja, ich würde generell jedem raten sich ehrenamtlich zu engagieren. Es gibt einem so viel, man wächst persönlich sehr an der Arbeit.