Die Sparkasse im hessischen Marburg wirbt mit Bienenvölkern auf dem Dach. Das ist nicht nur PR, denn auch in der Stadt können Bienen ein Zuhause finden.

  • Rund 30 Prozent der Bienenvölker überleben unseren milden Winter nicht.
  • Was tun? Eine Sparkasse und ein heimischer Imker haben ihren Beitrag gefunden.
  • Die Bienen im Blick haben, das lohnt sich. Es sind erstaunliche Kreaturen.

„Rund 2,5 Kilogramm Honig werden hier in zwei Wochen produziert.“ Über eine schmale Metalltreppe läuft Michael Frantz hin zur Tür, die den Weg in luftige Höhe freigibt. Es folgt eine metallene Sprossenleiter, dann ein schmaler Kiesweg, dessen Ende zu einem Plateau führt. „Wir sind da! Sehen Sie das Plakat dort? Das soll Schülern erklären, wie der Honig gewonnen wird. Und hier, hier sehen Sie unsere Exemplare.“

Auf dem Dach der großen Bankfiliale stehen Bienenstöcke. Zwei etwa einen Meter hohe gelbe Kästen ragen in die Höhe. Es summt und surrt, von hier aus schwärmen die Bienen in einem Radius von etwa drei Kilometern aus und sammeln Nektar. Um Michael Frantz‘ Gesicht tummeln sich einige Dutzend Bienen. Der große Mann mitte 40 leitet die Presseabteilung der Bankfiliale. Seine Idee, Bienen zu züchten, macht ihn sichtlich stolz. „Die Presse war schon öfter hier.“ Er kniet sich vor den Ausflugsspalt. „Ungefährlich“, kommentiert Michael Frantz. „Diese Bienenart ist so gezüchtet, dass sie extrem selten zusticht.“  Über 60.000 Bienen arbeiten hier. Zwei Königinnen sorgen dafür, dass alles geregelt abläuft. Ein Sonnensegel umgibt ihre Behausung. Die Biene, sie soll sich wohlfühlen.

Mitten in der Stadt und trotzdem wirkungsvoll: Bienenstöcke auf dem Dach einer großen Bank in Marburg

Die Varroamilbe ist der größte Auslöser für das Bienensterben

Über den Dächern der verwinkelten Universitätsstadt summt es. In Marburg sind die Bienen los. Wo Touristen sich durch enge Gassen zwängen, haben die Bienen hier viel Platz. Das ist nichts Neues; denn im Gegensatz zu der der Menschen nimmt ihre Bevölkerung ab.

Das liegt vor allen Dingen an der Varroamilbe. Fast jedes Bienenvolk in Deutschland ist von ihr befallen. Sie nistet sich in den Larven der Bienen ein und beeinträchtigt deren Entwicklung, sodass die Bienen bereits krank schlüpfen. Aufgrund der milden Winter ist eine Eindämmung schwierig. Bis zu 30 Prozent der Bienenvölker sterben im Winter. Neben der Varroamilbe sind auch Pestizide aus der Landwirtschaft häufig ein Grund für sterbende Bienen. Dabei müssen rund 80 Prozent der heimischen Pflanzen von Bienen bestäubt werden, damit sie Früchte tragen. Die Konsequenz: weniger Obst und Gemüse in unseren Einkaufsläden.

In und um Marburg gibt es eine ungewöhnlich große Zahl an Hobby-Imkern. Einer von ihnen ist Stefan Rooschüz. Seit einigen Jahren schon verkauft er seinen eigenen Honig. „Die Nachfrage ist groß. Seitdem das Bienensterben öfter in den Medien auftaucht, verkaufe ich deutlich mehr Honig.“ Eigentlich ist Stefan Rooschüz Lehrer. Freudig erklärt er, wie Honig gewonnen wird: „Die Bienen sammeln Nektar aus Pflanzenblüten. An ihrem Bienenstock angekommen, füllen sie den Nektar in die sechseckigen Bienenwaben. Dabei verfeinern sie den Nektar mit körpereigenen Stoffen. Ein Grund dafür, warum Honig so gesund ist. Außerdem entziehen die Bienen dem Nektar seine Feuchtigkeit, sodass die für Honig typische Konsistenz entsteht.“

Bienen wissen, wann ihr Honig fertig ist

Wann der Honig in einer Wabe fertig ist, lässt sich leicht feststellen. Die Biene selbst bedeckt die fertige Wabe mit Wachs. Ist eine Wabe verdichtet, dann ist auch der Honig reif.

Nun folgt die Honigernte. Stefan Rooschüz benutzt dazu ein großes Gerät, das im ersten Augenblick an eine alte Wäscheschleuder erinnert. Geschleudert werden hier allerdings die Bienenwaben. Die Waben befinden sich an einem Holzrahmen, der sich einfach aus dem Bienenstock herausnehmen lässt und in die Schleuder gesteckt werden kann. Während des Schleuderprozesses öffnen sich die verschlossenen Waben und der frische Honig kann hinausfließen. Der Prozess ist einfach und das Resultat beachtlich. Im Jahr kann Stefan Rooschüz etwa 100 Kilogramm Honig ernten.

Eine Honigschleuder von innen

Der geschleuderte Honig läuft aus der Schleuder und wird aufgefangen

 

Wenn für dich oben nichts dabei war, dann hier eine Shortlist mit 5 Dingen, die du tun kannst, um die Bienen zu unterstützen.

1. Kaufe Bio-Produkte

In der ökologisch-nachhaltigen Landwirtschaft wird darauf geachtet, dass keine giftigen Pestizide zum Einsatz kommen. Bei konventioneller Landwirtschaft ist das nicht der Fall.

2. Gib Bienen ein Zuhause

Du kannst ganz einfach dafür sorgen, dass Wildbienen es sich bei dir im Garten bequem machen. Und wenn du ihren Honig dann nicht erntest, freuen sie sich noch mehr. So baust du wirksame Nisthilfen: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/bienen/13704.html

3. Baue einen Swimmingpool für Bienen

Bienen brauchen Wasser. Gerade im Sommer fehlt es ihnen häufig an Feuchtigkeit. Mit einer kleinen Schale Wasser und Moos bist du sehr schnell ein Magnet für viele Bienen.

4. Pflanze bienenfreundliche Pflanzen

Wenn du Blumen wie Sonnenblumen, Säckelblumen, Lavendel oder andere bienenfreundliche Blühpflanzen säst, dann finden Bienen schneller Nektar und Pollen. Achte aber darauf, möglichst unterschiedliche und vor allem heimische Blüher zu pflanzen.

5. Kaufe Honig bei einem Imker vor Ort

Eine ganz einfache Möglichkeit, die Bienenvölker vor Ort zu stärken, ist regionaler Honig. So unterstützt du auch die Imker, die sich für Bienen einsetzen.