• Der MakerSpace „Halle1“ ist eine Ideenwerkstatt an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen, die von jedem genutzt werden kann.
  • Die beiden Gründer des MakerSpace Matthias Rheinlaender und Maximilian Czelinski helfen jedem der an Technik, Bauen und Basteln Interesse hat.
  • Themen wie Solarenergie, E-Bikes, Programmierung usw. werden praktisch umgesetzt.

An der Eingangstür stehen zwei kleine versteckte Schriftzüge: „Heim für schwererziehbare Kinder“ und „Institut für Paranormale Forschung“. Sie deuten spaßig auf die Grundsätze der Freiheit und Kreativität hin, die hier gelebt werden. Das große Plakat der Halle1 gibt den Raum im labyrinthartigen Untergeschoss im Gebäude B zu erkennen. Die Halle1 ist, wie der Name sagt, die erste Halle, die man im Gang betreten kann. Sie ist von außen durch ein Garagentor genauso zu betreten, wie von innen. Matthias und Max sind wissenschaftliche Mitarbeiter des MakerSpaces und kümmern sich hier um Organisatorisches, wie auch um jeden, der seine Ideen verwirklichen will. Die offizielle Eröffnung ist für Ende Juli geplant. Inoffiziell gestaltet sich der MakerSpace bereits seit Januar 2018 und das Team wächst stetig mit den Ideen und Impulsen aus der Besucherschaft.

Die große Eingangstür ist schnell geöffnet. Dahinter begrüßen einen entspannte Musik, freundliche Gesichter und das Brummen von Maschinen bei der Arbeit. Matthias, alias Itzi, steht vor den 3D-Druckern. Prüfend inspiziert er die Displays. Noch 20 Minuten, dann ist der sich selbstbewässernde Blumentopf fertig. In einer anderen Ecke des Raumes benutzt einer der Studierenden die Flex. Das laute Surren stört jedoch niemanden, denn der Gehörschutz ist bei solchen Arbeiten Pflicht. „Leider ist ein Schlüssel abhandengekommen. Jetzt muss die Flex das Vorhängeschloss öffnen“, lacht Matthias und nickt dem Geschehen zu.

Hier darf Jeder rein

Die nächsten Neuankömmlinge treten ein. „Als erstes eine Sicherheitsunterweisung.“, sagt Philipp Klaushardt. Er gehört zu den zwei studentischen Hilfskräften und ist neben seinem Kollegen Mario Zwiers tagtäglich in der Halle1 anzutreffen. Eine Mappe wird aus einem der Regale genommen und landet bei den neuen Besuchern. Nach einer ausführlichen Sicherheitsunterweisung dürfen sie hier unterschreiben und sich ab sofort in der Halle aufhalten und frei bewegen.

Das nächste Projekt: Die Kanal-Drohne

Auf dem Boden ausgebreitet liegt ein Gerüst mit Solarpanelen. Matthias, Max, Philipp und Mario haben schon einige Ideen weiterentwickelt und praktisch umgesetzt. Das nächste größere Projekt ist ein solarbetriebener unbemannter Katamaran, der von der Halle1 aus gesteuert werden soll. „Wenn der DHL auf den Straßen im Stau steht, können wir auf dem Kanal weiterfahren“, erklärt Philipp. Das große Boot stört nicht, genug Platz ist da.

Ein paar Meter weiter sitzen zwei junge Männer vor einem Elektroscooter. Die Kabel an Lenker und Batterie hängen heraus. Der umgebaute Kinderwagen mit dem Solarpanel steht neben ihnen und liefert nachhaltigen Strom. Konzentriert die Köpfe zusammengesteckt, werden die Drähte mit der Solarenergie verlötet.

Die Bootsrümpfe kommen aus Hannover

„Jungs, wir sind dann mal weg”, ruft Max. Das Auto steht vor dem weit geöffneten Tor bereit. Die passenden Rümpfe für die Kanal-Drohne wurden über eine private Kleinanzeige gekauft und müssen nun hergebracht werden. Etwa fünf bis sechs Stunden Fahrt liegen vor Matthias und Max. Wie die Rümpfe auf das Autodach passen sollen, ist noch unklar, genügend Spanngurte haben sie aber dabei.

Matthias läuft zu den Computern. Gekonnt wird die GoPro getestet. „Nimm genug Akkus mit“, sagt Philipp. Für Instagram und Facebook wird alles dokumentiert. Max schaut den Roller-Bastlern kurz über die Schulter und nickt zuversichtlich. Mit einem letzten Winken werden die Autotüren geschlossen und die beiden fahren los.

Kein frühes Ende in Sicht

Philipp und Mario schauen auf die Uhr. „Das war ein langer Tag“, seufzt Mario. Die Rucksäcke werden gepackt. Als sich plötzlich die Hallentür erneut öffnet und zwei Studierende eintreten. „Wir wollten noch kurz etwas drucken“. Die 3D-Drucker laufen fast rund um die Uhr. Die Mitarbeiter in Halle1 können einfach niemandem einen Wunsch abschlagen. Schließlich lebt ein solcher Ort von den Projekten und Ideen seiner Besucher. Aber dann wird endlich der sogenannte „ShutDown” eingeleitet, das Licht gelöscht und die Türen verschlossen.

„Man ist niemals wirklich fertig.“

Der nächste Tag beginnt noch ruhig. Im Erdgeschoss laufen die Vorbereitungen für das Campusfest, wovon man im MakerSpace jedoch nichts wahrnimmt. Matthias, Max und Philipp schieben den Rollcontainer mit Geräten vom Hausschrott durch die Tür. Eine Uhr ist auch dabei. Die Rümpfe des Katamarans liegen jetzt, nach der erfolgreichen Fahrt vom Vortag, neben dem Gerüst. Ein Haufen zerstückelter Kartons breitet sich neben der Tür aus. Die kaputten Geräte im Container können noch gebraucht werden, UpCycling ist hier das Stichwort, denn globale Ressourcen sind knapp. Der Erfindergeist ruht hier nie. „Man ist niemals wirklich fertig“, meint Matthias, „Wenn man mit irgendetwas fertig zu sein glaubt, kommt direkt das nächste.“

Es ist nicht viel geplant, außer das Campusfest zu genießen. Trotzdem verirren sich neue Besucher in Halle1. Nach einer weiteren Sicherheitsunterweisung geht es los.

Praktisch wird viel gelernt

Um das 3D-Drucken den Gästen näher zu bringen, zeigt Matthias auf die 3D-Druckstifte. Die Stifte sind wie Heißklebepistolen, nur mit dem Unterschied, dass sie mit dünnen Plastikstäbchen gefüllt sind.

Philipp unterstützt und zeigt Tricks, wie die Stifte funktionieren. Es muss immer Schicht für Schicht aufgetragen werden, um in die Höhe zu gelangen. Am Anfang gar nicht so einfach. Die Stifte machen offensichtlich kreativ. Die einen bauen Häuser oder Blumen, andere lassen fantasievolle Kreaturen entstehen.

Einfach nur chillen ist auch möglich

Max schiebt den umgebauten Solar-Kinderwagen nach draußen in die Sonne, genauso die bunten Sitzsäcke. Langsam lichtet sich der Tisch mit den 3D-Druckstiften in der Halle. Die Sonne lockt alle vor das Tor. Heute werden keine Maschinen angeworfen, dafür wird entspannt und über das Leben, die Zukunft und die Gegenwart philosophiert – Neue Projektideen, die die Welt verbessern sollen, nicht ausgeschlossen.