• 14,8 Millionen Menschen sind laut einer Statistik des Statistischen Bundesamtes ehrenamtlich in Deutschland tätig
  • Robert ist ehrenamtlich bei den Pfadfindern tätig und erklärt seine Beweggründe
  • Dabei erlebt er immer wieder Momente, die man ohne das Ehrenamt nicht erleben würde

 

Warum übst Du ein Ehrenamt aus und würdest Du dich über einen Verdienst freuen?

Die Grundlage eines jeden Ehrenamtes ist, dass es unentgeltlich ist. Alle Menschen, die ein solches ausüben, verbindet der Wille etwas zu ändern.

Wenn es für mein Amt Geld geben würde, dann wäre ich dankbar und würde es annehmen – allerdings nur, wenn ich wüsste, dass es nicht zu Lasten der Kinder oder Familien geht und diese mich bezahlen. Die aktuelle Variante ist meiner Ansicht nach besser. Hierbei fließen alle Beiträge in einen finanziellen Topf, aus dem dann wiederum ein Lager subventioniert oder verschiedene Sachen für die Kinder geplant werden können. Solange keine andere Möglichkeit besteht, übe ich mein Ehrenamt unentgeltlich aus.

Pfadfinder aus Überzeugung

 

Verzichtest Du für Dein Ehrenamt auf viele Sachen in Deiner Freizeit oder im privaten Bereich?

Ich verzichte für mein Ehrenamt auf nichts. Es bereichert mich in meiner Freizeit. Wenn ich merke, dass die Ämter meine Freizeit beeinflussen würden, würde ich sie nicht mehr ausüben. Pfadfinder bin ich aus Überzeugung, nicht nur in meiner Kluft (Kleidung eines jeden Pfadfinders), sondern auch darüber hinaus.

 

Das gute Gefühl allein reicht nicht

 

Die Pfadfinder bei einer Demo gegen Rechts in Gelsenkirchen. Foto: Robert Willerscheid

 

Warum ist es so schwer, Leute für ein Ehrenamt zu begeistern?

Eigentlich ist es meiner Meinung nach nicht so schwer Leute dafür zu begeistern, wenn man sie mit den entsprechenden Situationen konfrontiert. Spaß daran zu haben, anderen Menschen zu helfen ist wichtig. Während der Flüchtlingskrise 2015 habe ich eine Freundin in Gelsenkirchen kennengelernt, die im Flüchtlingsheim bei der Registrierung der ankommenden Flüchtlinge geholfen hat. Dabei durfte ich sie einen Abend begleiten. Ich saß dort, und habe in dem Moment gemerkt wie die Krise in den Medien stilisiert wurde. Hierbei geht es immer noch um Menschen. Vor Ort waren kaum Helfer vorhanden, sodass ehrenamtliche Kräfte benötigt wurden. In solchen Situationen ist das Ehrenamt wichtig. Dabei wäre eine finanzielle Anerkennung sicherlich von Vorteil, um die Menschen für ein Amt zu begeistern.

 

Du bist bei den Pfadfindern. Ein Klischee ist es, jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen. Setzt Du das um?

Das Klischee ist weitverbreitet. Allerdings ist es bei uns nicht so. Als Pfadfinder befolgen wir verschiedene Leitsprüche z.B. „Als Pfadfinder lebe ich einfach und umweltbewusst.“ Bis ich diese Leitsprüche verinnerlicht habe, hat es gedauert. Ich bin vor ca. 12 Jahren zu den Pfadfindern gestoßen, weil mich ein Freund mitgenommen hat. Kennengelernt habe ich sie erst während eines Seminares vor ein paar Jahren, unbewusst habe ich mich daran schon gehalten. Mein persönlicher Leitspruch, an den ich mich sehr gerne halte stammt von dem Gründer der Pfadfinder, Robert Baden Powell: „Versucht jeden Ort ein wenig besser zu hinterlassen, als ihr ihn vorgefunden habt.“ Diesen versuche ich an meine Gruppe weiterzugeben.

 

Die Freude der Kinder ist die beste Anerkennung

 

Ein typischer Lagerplatz während eines Sommerlagers. Foto: Robert Willerscheid

 

Welchen „unbezahlbaren“ Moment hast Du durch Dein Ehrenamt in Erinnerung?

Es gibt nicht den einen Moment. Viele Momente würde ich nicht erleben, wenn ich nicht bei den Pfadfindern wäre. Es fängt mit einem Sommerlager an. Hier bewege ich mich aus meiner Komfortzone da ich in meiner Freizeit helfe, ein Ferienlager zu gestalten. Wenn ich morgens im Ferienlager um 4:30 Uhr aufstehe, mich fertig mache und anschließend die Kanus vorbereite, damit man vor der Mittagshitze den ersten Teil der Strecke zurücklegt. Hierbei erlebt man einen wunderschönen Sonnenaufgang. Das ist unbezahlbar. Ebenfalls unbezahlbar ist es, wenn man abends nach einem langen Tag, mit Schweiß und Tränen, die man bei den Kindern trocknen musste (denn für die ist es auch anstrengend) am Lagerfeuer sitzt und gefragt wird wie viele Kilometer wir morgen paddeln, weil es Spaß gemacht hat, weiß ich wofür ich es tue. Dieses Gefühl kannst du nicht kaufen, dafür lohnt es sich. Ich kann dir noch viele weitere Momente erzählen. Dabei kann ich diese nicht mehr an einer Hand aufzählen. Wahrscheinlich könnte ich darüber ein Buch schreiben.

 

Bist Du noch in weiteren Ehrenämtern tätig?

Im Moment bin ich bei einer Jugend bzw. Messdienergruppe zuständig, mit denen ich einmal im Jahr zu einer Osterfreizeit als Jugendleiter fahre. Die Arbeit mit Jugendlichen macht mir einfach Spaß. Egal ob in welchem Bereich. Dadurch das ich früher selbst bei Ferienfreizeiten mitgefahren bin habe ich viel gelernt und kann meine Erfahrungen nun weitergeben und mich einbringen. Zudem bin ich im AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss der Westfälischen Hochschule) im Referat für Öffentlichkeit tätig Dieses werde ich hoffentlich bis zum Ende meines Studiums ausüben können. Die Motivation, als ich mein Amt begonnen habe lag darin, dass ich meine Fähigkeiten in diesem Referat gesehen habe. Es ist schön, wenn man für die Studierenden etwas machen und zurückgeben kann.