• Die Corona-Krise ist allgegenwärtig: Seit dem 27. April gilt die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen.
  • 1,5 Meter Sicherheitsabstand sind im Feierabendverkehr schwierig einzuhalten.
  • Community-, Einweg- oder FFP2-Maske – die Auswahl ist riesig.

„Sonst bekomm ich doch keine Luft“, rechtfertigt sich der ältere Fahrgast, dessen Maske nur seinen Mund bedeckt. Es sind 23 Grad, die Luft im Bus der Linie 142 ist abgestanden und die Abendsonne brennt auf den Scheiben.

Seit dem 27. April gilt in Nordrhein-Westfalen die Maskenpflicht. Die Landesregierung hat erlassen, dass Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren in Bussen und Bahnen, sowie im Einzelhandel eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen müssen. Es ist empfohlen, einen Mindestabstand von 1,5 Metern zu seinen Mitbürgern zu halten.

1,5 Meter Sicherheitsabstand sind nicht alltagstauglich

Einige Fahrgäste setzen noch im Laufen ihre Maske auf. Der Bus hält mal wieder zu früh an der Haltestelle des Essener Grugaparks und die Umsteiger der soeben angekommenen U-Bahn eilen zur hinteren Bustür. Keine Zeit, um beim Einsteigen auf die empfohlenen 1,5 Meter Sicherheitsabstand zu achten. Auch im Bus ist es schwierig, den Mindestabstand einzuhalten. Nicht jeder kann im Homeoffice arbeiten und so gibt es auch zu Zeiten von Corona zum Feierabend ein erhöhtes Fahrgastaufkommen.

Liebe Fahrgäste, bitte halten Sie Abstand und beachten Sie, dass das Tragen einer Maske Pflicht ist. Danke, bleiben sie gesund.

Die Durchsage ertönt mit einem Tippen des Busfahrers auf seinen Touchscreen. Ein Fahrgast im hinteren Busteil hatte es mit der Maskenpflicht nicht ganz so ernst genommen. Der Busfahrer wirft einen prüfenden Blick in den Rückspiegel und fährt ruckartig an. In den Bussen der Ruhrbahn wird der Fahrerbereich vom restlichen Innenraum getrennt. Ein Schild, befestigt mit rot-weißem Flatterband, informiert die Fahrgäste über die Corona-Maßnahmen.

Lächeln? Aber bitte nur mit den Augen.

Für die meisten Fahrgäste gehört die Maske schon zum Alltag. Die Mitarbeiter aus dem angrenzenden Bürogebäude unterhalten sich gedämpft. Auch Corona ist immer wieder das Thema der Gespräche. Zwei junge Mädchen halten halb leere Plastikbecher mit Bubble-Tea in den Händen. Durch die Maske ist es nicht möglich, während der Fahrt zu trinken.

Die anderen Fahrgäste schauen auf ihre Smartphones oder aus dem Fenster. Wer sich versehentlich in die Augen sieht, schaut schnell weg. Durch das Bedecken von Nase und Mund schwindet die Kommunikation mit Fremden auf ein Minimum. Sich über die Mimik zu begegnen, ist quasi unmöglich, wenn das Gesicht durch die Maske bedeckt ist. Der Ausdruck „mit den Augen lächeln“ gewinnt so in Zeiten von Corona eine ganz neue Bedeutung.

Kein Bußgeld bei Verstoß gegen die Maskenpflicht

Wer keine Maske trägt – zahlt kein Bußgeld? Unter anderem die Städte Essen, Gelsenkirchen und Düsseldorf setzen auf die Vernunft der Bürger. Das Ordnungsamt kontrolliert zwar die Maskenpflicht, weist bei einem Verstoß aber lediglich auf diese hin. In Städten wie Köln und Duisburg droht bei Nichteinhaltung der Maskenpflicht hingegen ein Bußgeld zwischen 50 und 100 Euro.

Die meisten Fahrgäste tragen ihre Maske. Wer keine trägt, wird von den Mitfahrenden misstrauisch beäugt. „Soziale Kontrolle“ nennt sich dieses Phänomen – sie verhindert abweichendes Verhalten von Mitgliedern einer Gesellschaft.

Die Türen öffnen sich (fast) von selbst

Die Türen der U-Bahn Richtung Essen Hauptbahnhof begrüßen jeden Fahrgast mit einem gelben Aufkleber – man solle die Maske nicht vergessen. Dann schnappen die Türen mit dem immer gleichen „Klack-klack“ auf. Jede Tür, an jeder Station. So ist es nicht mehr nötig, dass jeder Fahrgast die „Stop“-Taste berühren muss. Die Fahrgäste verteilen sich in dem Waggon der U-Bahn.

Außerhalb der Stoßzeiten sind Bahnsteige und U-Bahnen oft leer. Foto: Anna Ohde

In den neuen Bussen der Ruhrbahn gibt es seit Kurzem die Möglichkeit per Radar-App einen Haltewunsch zu äußern. Mit der App des Verkehrsunternehmens lassen sich die Fahrzeuge in der Umgebung anzeigen. Ein Tipp auf die digitale „STOP“-Taste löst die Anzeige „Wagen hält“ auf dem Monitor des Fahrzeugs aus und der Fahrer öffnet an der nächsten Haltestelle die Türen.

Just don’t touch it!

Möglichst wenige Oberflächen berühren, ist der Anspruch. Einige Fahrgäste tragen sogar Einweg-Handschuhe. Eine junge Frau in der Straßenbahn-Linie 108 versucht angestrengt ihr Gleichgewicht zu halten. Während sie links eine sichtlich schwere Einkaufstasche schultert, berühren zwei Finger der rechten Hand die Haltestange – hier ist höchste Konzentration erforderlich.

Displays an den Bahnhöfen informieren über Verhaltensregeln. Foto: Anna Ohde

Maske ist nicht gleich Maske. Besonde­­­­­rs verbreitet sind die selbstgenähten Nase-Mund-Bedeckungen zum Beispiel mit bunten Blumenmustern bedruckt oder auch in einfarbiger Ausführung. Andere tragen Einwegmasken, wie sie jeder aus Arztpraxen kennt. Und wem die Sicherheit besonders wichtig ist, der trägt sogenannte „filtrierende Halbmasken“, auch bekannt als FFP2-Masken. Diese sollen nicht nur die Mitbürger, sondern auch den Träger vor einer Tröpfcheninfektion schützen.