Viele freiberufliche Journalisten verdienen sich, wenn die Auftragslager dünner ist, zusätzlich noch Geld mit Aufträgen auf Events. Doch in Corona-Zeiten sind auch diese rar gesät. Wie halten sich die freien JournalistInnen über Wasser? Was, wenn jemand überhaupt keine Aufträge mehr bekommt? Und hilft ihnen der Staat? Der DJV-NRW ging diesen Fragen auf den Grund.

An der repräsentativen Umfrage des DJV-NRW vom August 2020 beteiligten sich 625 freie JournalistInnen aus allen Ressorts. Die Ergebnisse? Erschreckend! Knapp ein Drittel der Befragten bekommen weniger Aufträge als zuvor, ein Viertel kaum noch und etwa jeder 20. muss komplett ohne Aufträge über die Runden kommen. Insgesamt haben sich also für rund zwei Drittel der Befragten die Arbeitsbedingungen verschlechtert. Das spiegelt sich auch im Verdienst wider: 67% der Befragten verdienen weniger, als noch vor der Pandemie. Das durchschnittliche Einkommen sank von 2470€ auf gerade einmal 780€ im Monat.

Hundebetreuung als Überlebensmodell

„Mittlerweile weiß ich nicht, was mir mehr Angst macht – die drohende Insolvenz oder das Virus“, sorgt sich eine anonymisierte Ratssuchende gegenüber dem Kulturat NRW. Auch der Referatsleiter der Umfrage Michael Hirschler bestätigt gegenüber dem „journalisten“: „Die Berufsgruppe der Freien ist wirklich am Boden. Die Umfrage bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen.“ Als Beispiel nennt er eine ihm bekannte freie Journalistin, die momentan keine Aufträge mehr bekommt und sich stattdessen mit Kinder- oder Hundebetreuung über Wasser hält.

DJV fordert: Hilfen nachbessern

Muss das sein? Was gibt es für Alternativen, um nicht in den existenziellen Abgrund zu rutschen? Staatliche Soforthilfen zum Beispiel? Denn rund 38% der Befragten haben ihre Rücklagen schon (fast) komplett verbraucht. Knapp 42% bangen um ihre Existenz. Da gibt es nur ein Problem: Die Unterstützung des Staats umfasst nur die Erstattung der Betriebskosten. Ohne Aufträge kommt da bei den freien JournalistInnen nicht viel zusammen. 69% der Befragten fordern nun ein neues Hilfspaket. Unterstützt werden sie auch durch den DJV, der die Politik dazu aufforderte, die Hilfen nachzubessern und unter anderem die Freien an den geplanten Unterstützungsgeldern an die Verleger zu beteiligen.

Jobs reichen für ein Drittel der Freien

So sieht das Ganze also am Existenzabgrund der freien JournalistInnen aus. Doch wie sieht es an der „Sonnenseite“ aus? Immerhin für ein Drittel der Befragten änderte sich Auftragsläge und Honorar zum Besseren, oder zumindest nicht zum Schlechteren. So auch bei Robin Tillenburg, freier Sportjournalist unter anderem für die Sportschau und den „funk unmuted Podcast“: „Ich habe das Glück, dass ich bei der Sportschau ‚fester Freier‘ bin und in tägliche Abläufe eingebunden werde. Außerdem findet der Profisport nach wie vor statt. Vor allem vor dem ersten Lockdown hatte ich Angst um die berufliche Zukunft, letzten Endes hat sich aber ja nicht viel geändert.“

Fazit: Freiberuflicher Journalismus in Corona-Zeiten – für manche ändert sich überhaupt nichts, manche stehen am existenziellen Limit. Für manche ist es gar eine Chance, mehr zu verdienen, andere führen Hunde aus, um sich über Wasser zu halten. Freiberuflicher Journalismus in Corona-Zeiten – zwischen Normalität und finanziellem Abgrund.