Der Büroalltag ist manchmal Stress pur. Doch dann kommt ein Vierbeiner unter dem Schreibtisch hervor und schaut erwartungsvoll hoch. Für viele Leute ist dies ein schöner Traum. Olaf Fuldner, Geschäftsführer einer Essener Werbeagentur, setzt schon lange auf die flauschige Unterstützung in seiner Firma, die viele Vorteile mit sich bringt.

von Lea Müller

„Betty war der erste Hund im Büro“, erklärt Geschäftsführer Olaf Fuldner. Er meint damit den kleinen Jack-Russell-Terrier, der im Flur der Agentur steht und neugierig darauf wartet, dass etwas passiert. Bereits seit 16 Jahren ist Betty schon im Unternehmen. „Der Kollege hat sie nicht jeden Tag mitgebracht, sondern hat sie am Anfang mitgebracht, damit sie so ein bisschen Abwechslung vom Zuhause bleiben hat.“ Betty sei zwar nicht immer alleine Zuhause gewesen, doch dort hatte sie immer das gleiche Umfeld. So kam es, dass der Kollege fragte, ob er sie mitbringen könne. Zuerst wurde diese Idee mit allen Mitarbeitern besprochen. Niemand hatte Angst, Allergien gab es auch nicht. Alle waren einverstanden. Im Laufe der Zeit kamen immer mal wieder Hunde dazu. Aktuell ergänzen die drei Fellnasen Betty, Frieda und Maja die Agentur. Sie gehören zum festen Inventar der Firma. Beide Seiten – sowohl Hunde als auch Menschen – haben sich schnell aneinander gewöhnt. „Ich kann mich nicht erinnern, wie es vorher war, ich glaube aber nicht, dass wir uns zum Nachteil verändert haben“, meint Fuldner.

Ein Büro mit schönen Schlafplätzen und vielen Leckerlis

In der Agentur ist alles für die Hunde eingerichtet: Sie haben ihre festen Schlafplätze im Großraumbüro. Hündin Betty liege sehr gern auf dem Schreibtisch, erzählt Mitarbeiter und Herrchen Marcus Wenning. Er deutet auf den Kinderwagen, der in der Mitte des Büros steht. In diesem würde Betty mittlerweile morgens in die Agentur chauffiert. Aufgrund ihres Alters schaffe sie den Weg ins Büro nicht mehr zu Fuß. Auch Frieda und Maja haben ihre eigenen Körbchen, in denen sie die meiste Zeit schlafen. Im Sommer liegen die Vierbeiner auch gerne auf der Dachterrasse und genießen die Sonnenstrahlen. 

Insgesamt sind die Hunde eher friedlich und fallen kaum auf. „Die Hunde haben Phasen, in denen rennen sie viel herum, aber sie sind eben nicht störend“, erklärt Olaf Fuldner. „Wir haben fast nur Kollegen und Kolleginnen, die die Hunde auch so mögen, dass sie die gerne anfassen und sich auch mit denen beschäftigen.“ Einige würden die Hunde ignorieren und hätten keinen großartigen sozialen Austausch. Andere wiederum beschäftigen sich mit den Hunden. Dann rolle auch mal der ein oder andere Ball durch den Flur. Fuldner lacht: „Leckerli füttern ist auch ’ne ganz heiße Nummer, wobei wir da aufpassen müssen, dass wir sie nicht zu viel füttern“.

Probleme mit den Hunden gibt es selten

„Wir hatten mal eine Kollegin, die hatte einen Yorkshire-Terrier. Den hat sie aber auch nur einmal mitgebracht, weil da hat Betty gezeigt: Das hier ist mein Revier“, erinnert sich Olaf Fuldner. Einen Konflikt mit einer Kundin habe es bislang glücklicherweise nur einmal gegeben, erzählt Fuldner weiter. Die Dame hätte in ihrer Jugend ein negatives Erlebnis mit einem Schäferhund gehabt. Aus Angst habe sie laut geschrien als Frieda auf sie zu rannte, um sie zu begrüßen. „Ich war dann da und habe mich dann direkt dazwischen gestellt und den Hund weggebracht und alle Türen zugemacht“. Viele Kunden würden die Hunde sofort streicheln und man merke, dass sie sich über ihre Anwesenheit freuten. Es habe aber auch Kunden gegeben, die ganz still dabei saßen. Mittlerweile versuchen die Mitarbeiter die Hunde bei Besuchen soweit wie möglich zurückzuhalten. An Tagen, an denen Außentermine stattfinden, bleiben die Hunde zuhause. Besteht keine andere Möglichkeit bleiben sie auch mal in der Agentur, denn „Die Leute, die hier sind würden mit den Hunden auch eben an der Leine Gassi gehen“, erzählt Olaf Fuldner.

Betty und Frieda genießen die Sonne (Foto: Marcus Wenning)
Maja ist der jüngste Zuwachs – Sie ist erst seit einem Jahr dabei (Foto: Lea Müller)

Bürohunde halten gesund und verbessern die Stimmung im Büro

Insgesamt findet Fuldner, dass ihre drei Hunde-Ladys „eine zusätzliche Form der Ablenkung und der Entspannung“ sind. Es sei schön die Hunde zwischendurch zu streicheln und zu beobachten. „Die Hunde steigern das angenehme Büroklima da bin ich mir ziemlich sicher“. Auch laut einer Studie von Dr. Linda Handlin, Faculty of Veterinary Medicine and Animal Science an der Swedish University of Agricultural Sciences aus dem Jahr 2010, gibt es einige Vorteile, die für Hunde am Arbeitsplatz sprechen. Unter anderem wurde nachgewiesen, dass Mitarbeiter motivierter sind und Stress reduziert werden kann. Dies geschieht, weil sowohl Hund als auch Mensch durch Interaktionen das Anti-Stress-Hormon Oxytocin ausstoßen. Dies verringert die Herzfrequenz und lässt uns entspannen. Zudem wirkt es entzündungshemmend, erhöht die soziale Kompetenz und auch Vertrauen und Großzügigkeit sind nur einige der vielen weiteren positiven Auswirkungen. Bürohunde verbessern also insgesamt die mentale als auch die physische Gesundheit von Mitarbeitern. Es kommt zu weniger Krankheitsfällen und die Mitarbeiter sind glücklicher.

In Fuldners Agentur merkt man deutlich: Hunde und Mitarbeiter sind zu einem echten Team geworden. „Wir würden alle was vermissen, wenn eine nicht mehr kommt, also wenn unsere Omma hier“, er deutet auf Betty, die entspannt an der Bürotür liegt, „irgendwann mal nicht mehr kommt dann sind hier ein paar Gesichter traurig. Dann werden hier auch garantiert ein paar Tränen fließen, weil man sich so an sie gewöhnt hat. Es ist nicht wie dein eigener Hund, aber du kennst sie natürlich schon sehr lange und dementsprechend werden da schon ein paar Tränchen fließen.“

Ein Schritt, den Unternehmen wagen sollten

Wirtschaftsprofessor Randolph T. Barker hat sich in einer Studie mit dem direkten Einfluss auf das Stressniveau der Mitarbeiter durch Bürohunde beschäftigt. Diese zeigt, dass einige Beschäftigte die Anwesenheit von Hunden im Unternehmen durchaus auch negativ bewertet haben. Bemängelt wurde das Verhalten von Hunden, die Sauberkeit und Lärm. „Man muss sich einen kleinen Regelkatalog erarbeiten, den man dann aber auch strikt einhalten muss.“, findet Fuldner. Es müsse natürlich vorher mit den Mitarbeitern besprochen werden. „Der Einstieg ist wahrscheinlich immer schwer, weil man sich das vielleicht auch nicht traut, aber ich kann es jedem nur empfehlen“.

Natürlich würden Größe und Mitarbeiteranzahl des Unternehmens eine Rolle spielen. „Wir sind ein kleiner Haufen hier, wir bestimmen unsere Regeln selber und dann ist das ein kurzer Dienstweg.“ In großen Unternehmen sei eine Abstimmung durchaus schwieriger. Dort sei es wahrscheinlicher, dass Mitarbeiter Probleme mit Hunden hätten. Im Zweifelsfall müsse man sich immer für die Mitarbeiter und gegen einen Bürohund entscheiden. Der Effekt sei mit Sicherheit positiv. „Am Anfang ist es wahrscheinlich nicht so einfach, weil man denkt die Leute sind dann abgelenkt. Da kann ich aber jeden beruhigen: Die pennen die meiste Zeit. Die Hunde haben sich komplett diesem Umfeld angepasst.“