Der neue Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck verlängert die diesjährig auslaufende „Innovationsprämie“ für den Kauf von E-Autos und Plug-in Hybriden bis 2022. Für das Jahr 2023 sollen dann strengere Regeln zur Förderung der E-Mobilität beschlossen werden. Wie diese genau aussehen, steht noch aus. Doch wie grün sind E-Autos aktuell? Lassen sich die Batterien der E-Autos mittlerweile recyceln?

Von Luca Bremer

Simon Hilgendorf ist Projektingenieur bei ACCUREC und insbesondere zuständig für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Das Unternehmen, mit Sitz in Krefeld und Mülheim an der Ruhr, recycelt bereits seit Mitte der neunziger Jahren Batterien. Dabei werden nicht nur Batterien aus dem Konsumentenbereich recycelt, sondern auch Batterien aus der Industrie und unter anderem E-Auto Batterien.

Der Betrieb ist in nationalen und internationalen Forschungsprojekten eingewickelt, kooperiert im Bereich der Forschung mit verschiedenen Hochschulen und hat viele Arbeitsprozesse für den Recycling-Prozess eigens entwickelt, die es sonst so nicht in der EU gibt.

Viele Batteriehersteller treten ihre gesetzliche Pflicht zur Entsorgung ab

Wie landen eigentlich die Batterien bei den Recyclingunternehmen? Batteriehersteller sind nach dem Batteriegesetz dazu verpflichtet, verbrauchte Batterien zurückzunehmen und umweltverträglich zu entsorgen. Für diese Aufgabe verpflichten die Hersteller Drittunternehmen, welche dann im Auftrag des Herstellers Batterien nach ihrem Lebensende wieder einsammeln und an die Recyclingunternehmen liefern. „Je nach Typ werden dann die Batterien weiterverarbeitet, damit wir den größtmöglichen Anteil der Rohstoffe wieder zurückgewinnen können“, so Hilgendorf. Nach dem Recyclingprozess werden die gewonnen Rohstoffe dann an die Industrie verkauft und in den Wirtschaftskreislauf zurückgegeben.

Die Sache mit den E-Autos

„Die zusätzliche Schwierigkeit bei Batterien von E-Autos liegt unter anderem in der Demontage. Bevor der Recycling-Prozess beginnen kann, müssen die Batterien zuallererst freigelegt und in ihre Bestandteile zerlegt werden. Danach ist der Recycling-Prozess relativ ähnlich“, sagt Hilgendorf. Aktuell spiele das Recycling aber eher eine untergeordnete Rolle, da nicht genügend Rücklaufmaterial zur Verfügung stehe. Da eine E-Auto-Batterie einen Lebenszyklus von zehn Jahren besäße, müssten zwangsweise in den nächsten 10 Jahren die meisten Rohstoffe immer noch aus Bergwerken bezogen werden, fügt Hilgendorf hinzu.

Forschung: der Weg zum Ziel?

Hilgendorf merkt auch an, dass die Rückgewinnung von Lithium noch in den Kinderschuhen stecke. Momentan seien sämtliche Rohstoffe aus Bergewerken für die Produzenten günstiger als Rohstoffe aus der Kreislaufwirtschaft. „Aktuell sehe ich nur eine Alternative: Weiter forschen, Technologien weiterentwickeln und Zeit und Geld in Prozesse stecken, um mehr Ressourcen aus den Batterien zurückzugewinnen“. Hilgendorf könne sich auch eine regulatorische Lösung seitens der EU vorstellen, dazu läge wohl auch schon eine Direktive bei der EU vor. Die EU arbeite mittelfristig daran, Druck auf die Industrie aufzubauen, um einen nachhaltigen Batteriekreislauf zu ermöglichen. „Dies wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, bemerkt er. Letztendlich zeigt sich, dass das Recycling von Batterien aus E-Auto noch ein offenes Problem ist, an dem gearbeitet werden muss. Bis diese Problematik nicht vollends gelöst ist, haftet der Ökobilanz der E-Mobilität noch ein unschöner Makel an.