Die dunkle Vorweihnachtszeit ist eingeläutet. Trotz des tristen Wetters gehen viele Menschen auf Weihnachtsmärkte. Andere verziehen sich lieber in ihren öden vier Wände. Doch einige bringen mit Bräuchen aus andern Ländern Licht ins Dunkel. Sie feiern jedes Jahr am 13. Dezember das beliebte schwedische Lichterfest der heiligen Santa Lucia. So etwa auch im Münsterland. So auch Familie Elsner aus Südlohn oder die Skandinavistik-Studentin Lea Beck.

Von Astrid Witte

Es riecht nach Glühwein, Gewürzen, Tanne und Gebäck. Allerdings nur zuhause bei Lea Beck. Das diesjährige Luciafest kann wegen der Corona-Pandemie wie im letzten Jahr nur online stattfinden. Trotzdem freut Lea Beck sich riesig. „Ich bin froh, dass es überhaupt stattfindet“. Die 27-jährige Recklinghäuserin studiert bereits im neunten Semester Skandinavistik am Institut für nordische Philologie der Universität Münster. Schon früh begeisterte sie sich für Sprachen und Skandinavien. Nach dem Abitur war schnell klar, dass sie Skandinavistik in Münster studieren wird.

Das große jährliche Highlight ist dabei die Institutsweihnachtsfeier am Freitag vor dem 13. Dezember. Denn diese Weihnachtsfeier ist nicht wie jede andere. Gefeiert wird passend zum Studium im skandinavischen Stil. Das Institut ist erhellt. Man könnte meinen, irgendwo zwischen Lönneberga und dem Nordkap zu sein. Lea Beck ist in der Fachschaft Skandinavistik und hilft bei der Organisation der diesjährigen Online-Feier. Für die Übertragung müssen Weihnachtsgeschichten herausgesucht werden, der Weihnachtsbaum muss geschmückt werden und der Luciachor muss eingestimmt sein. Da auf keinem Luciafest schwedischer Glögg, eine Art Glühwein, und süßes Gebäck für das „Hygge-Gefühl“ (dän. gemütlich) fehlen darf, wurde im Vorfeld eine Verkaufsaktion am Institut gestartet.

Luciafest hat in Schweden eine lange Tradition

Der Winter ist in Schweden besonders dunkel. Ein wenig Licht bringt da das Luciafest. Es gilt als Gegenstück zur Mittsommernacht. Nach julianischem Kalender ist der 13. Dezember der kürzeste Tag im Jahr und somit beginnt die Wintersonnenwende. Heute ist diese erst am 21. oder 22. Dezember. Nach dem schwedischen Volksglauben war diese lange Nacht besonders gefährlich, da böse Geister ihr Unwesen trieben. Der Lucia-Brauch kommt ursprünglich aus Italien und lässt sich bis ins 4. Jahrhundert zurückverfolgen.

Es ist ein christlicher Festtag und erinnert an die Märtyrerin Lucia von Syrakus, die der Legende nach Christen Essen brachte, die sich in römischen Katakomben versteckten. Um den Weg zu beleuchten, aber die Hände frei zu haben, setzte sich die mutige Wohltäterin einen Kranz aus Kerzen auf den Kopf. Und so gilt die Heilige Lucia als die „Lichtbringende“ oder „Lichterkönigin“, welche die wieder länger werdenden Tage einläutet.

Luciafest hat in Schweden eine lange Tradition

Der Winter ist in Schweden besonders dunkel. Ein wenig Licht bringt da das Luciafest. Es gilt als Gegenstück zur Mittsommernacht. Nach julianischem Kalender ist der 13. Dezember der kürzeste Tag im Jahr und somit beginnt die Wintersonnenwende. Heute ist diese erst am 21. oder 22. Dezember. Nach dem schwedischen Volksglauben war diese lange Nacht besonders gefährlich, da böse Geister ihr Unwesen trieben. Der Lucia-Brauch kommt ursprünglich aus Italien und lässt sich bis ins 4. Jahrhundert zurückverfolgen. Es ist ein christlicher Festtag und erinnert an die Märtyrerin Lucia von Syrakus, die der Legende nach Christen Essen brachte, die sich in römischen Katakomben versteckten. Um den Weg zu beleuchten, aber die Hände frei zu haben, setzte sich die mutige Wohltäterin einen Kranz aus Kerzen auf den Kopf. Und so gilt die Heilige Lucia als die „Lichtbringende“ oder „Lichterkönigin“, welche die wieder länger werdenden Tage einläutet. 

In Schweden ist das Luciafest, genauso wie Mittsommer und das Krebsfest, fest in der Kultur verankert. Der 13. Dezember beginnt morgens um 6 Uhr mit dem „Luciamorgon“ (deut. Luciamorgen). Die Kinder bringen ihren Eltern das Frühstück ans Bett. Entweder am Fernsehen oder live in der Kirche wird sich dann das Herzstück der Lucia-Tradition angeschaut: Der singende „Luciatåg“, eine Prozession in weißen Gewändern, angeführt von einer Lucia. Diese trägt einen Lichterkranz aus Kerzen auf dem Kopf. Hinter ihr laufen Mädchen mit Kränzen, Sternknaben und Pfefferkuchenmännchen. Sie singen Lucia-Lieder und geben berührende Konzerte in Schulen, Kindergärten, Altenheimen, Krankenhäusern, Kirchen, Büros und im schwedischen Fernsehen. Im Anschluss erfolgt die typisch schwedische Kaffeetafel mit Glögg, „Pepperkakor“ (deut. Pfefferkuchen) und dem traditionellen Weihnachtsgebäck „Lussekatter“ (deut. Luciakatzen), ein Hefegebäck mit Safran und Rosinen. Dieser Lucia-Brauch ist über 250 Jahre alt und wird auch in Norwegen, Dänemark und Finnland gefeiert.

Luciafest am Skandinavistik-Institut Münster

Der Zauber des Festes bringt Licht und Wärme auch nach Deutschland. Hier gibt es je eine Schwedische Kirche in Berlin, Frankfurt, Hamburg und München, und dort stehen im Dezember mehrere Lucia-Events im Kalender. Aber nicht nur in Großstädten wird Lucia gefeiert, auch Skandinavistik-Institute und Familien erfreuen sich am vorweihnachtlichen „Hygge-Gefühl“. Seit Jahrzehnten ist es wohl mit Abstand das wichtigste Fest am Skandinavistik Institut in Münster. „Die Feier hat einen hohen sozialen Stellenwert am Institut“, freut sich Lea Beck. Eigentlich wird Lucia am Institut groß gefeiert. Zwischen 30 und 50 Personen kommen, oft auch mit ihren Kindern. Der geschmückte Seminarraum wird zur Bühne für den „Luciatåg“.

Der Chor singt das Lucia-Lied und Weihnachtslieder auf Schwedisch, norwegisch oder dänisch. Der Weihnachtsbaum erstrahlt im hellen Licht, wenn am Abend die Tanzfläche eröffnet wird. Im Buffetsaal gibt es Glögg und selbstgemachte skandinavische Leckereien. Mit den zahlreichen Weihnachtsgeschichten der Dozenten wird das gemütliche Programm abgerundet. In diesem Jahr war leider nur eine Onlinefeier möglich.

Im kleinen Kreis und in geselliger Runde tauschten sich die Teilnehmer über Skandinavien aus, lasen Weihnachtsgeschichten wie Pettson och Findus (deut. Petterson und Findus)  auf Schwedisch, spielten Spiele und ein Landeskundequiz rundete das Programm ab. Immer mit dabei: Glögg und Lussekatter.

Auch Familien feiern das Fest zu Hause

Nicht nur Skandinavistik-Institute erfreuen sich am Lichterglanz der Lucia, auch Familien feiern es – aus Liebe zu Skandinavien und für einen kurzen Moment „hygge“. Eine von ihnen ist Familie Elsner aus dem münsterländischen Südlohn. Sie zelebrieren Lucia bei sich zu Hause. Im Adventskalender des Sohnes liegt eine Luciakrone, welche am frühen Morgen gemütlich beim gemeinsamen Frühstück leuchtet.

Anschließend werden gemeinsam „Lussekatter“ gebacken, Kinderbücher über Lucia gelesen und den „Luciamorgon från Tällberg“ im schwedischen Fernsehen geschaut.

„Letztes Jahr haben wir auch noch einen kleinen Umzug durch unseren Garten zusammen mit meinen Eltern gemacht, dabei war unser Sohn als Sternjunge verkleidet und der Umzug endete am Lagerfeuer mit Glögg und Lussekatter“, freut sich Eva Elsner.

Aus Begeisterung an das Freiheitsgefühl im weitläufigen Norden und die schwedische Kultur feiern hier viele das Luciafest. „Im nächsten Jahr dann hoffentlich wieder in Präsenz“, freut sich Lea Beck. Trotzdem kommt für einen Moment das „Hygge-Gefühl“ ins stressige Deutschland. „Die Skandinavier strahlen eine Entspanntheit aus, die ansteckend ist“, meint die Skandinavistik-Studentin. Auch Familie Elsner freut sich wieder auf ein gemeinsames und entspanntes Fest. „Gemeinsam Zeit mit der Familie verbringen und den Stress vom Alltag kurz vergessen“, freut sich Eva Elsner. Ein bisschen Licht tut auch bei münsterländischem nasskaltem Wetter gut. Und was spricht schon dagegen, entspannt durch die Vorweihnachtszeit mit schwedischen Leckereien zu gehen und ein bisschen „Hygge-Gefühl“ im Münsterland zu haben.