Ein Beruf mit Tieren, das wünschen sich viele als Kind. Einen eigenen Bauernhof haben. Doch tatsächlich auf einem Hof zu leben und diesen zu bewirtschaften, bringt harte und vor allem viel Arbeit mit sich. Pferdewirt zu sein bedeutet, für Christian Vedder, auf seiner Reitanlage in Waltrop, rund um die Uhr im Beruf zu sein.

Von Laura Borowski

05:00 morgens: Lautstark zwitschern die Schwalben, sausen durch die Luft über den Hof in die Ställe hinein. In den Stallgassen duftet es nach Heu, Mist und Staub. Pferde rascheln im Stroh, schnauben. Neugierige Nasen recken aus den Boxenfenstern. Auf dem Schotterparkplatz vor dem Wohnhaus, stehen nur die Autos der Bewohner. Das Dreifamilienhaus liegt zentral auf dem Hof. Dort, wo Christian Vedder lebt, da arbeitet er auch täglich.

Der frühe Wirt

Für Christian Vedder beginnt der Tag in aller Herrgottsfrühe, denn: „Die Pferde haben Hunger“, erklärt der 48-Jährige Pferdewirt und schiebt einen großen Runden Heuballen auf einem Wagen durch die Gasse, hält bei jeder Box inne und nimmt mit der Mistgabel etwas von dem Ballen, öffnet die quietschenden Boxentüren und schiebt das Heu hinein. „Die mahlenden Kiefer sind im ganzen Stall zu hören. Nachdem das Heu verteilt ist, geht Christian Vedder zum Frühstück in das Haus. Schnell etwas essen, bevor es wieder an die Arbeit geht, denn es ist noch viel zu tun.

Ständig ein Auge auf die Tiere

Den Hafer verteilt Vedder Senior. Heinrich Vedder hat den Hof 2010 an seinen Sohn übergeben, doch auch heute noch schaut der 74-Jährige täglich nach den Tieren. „Man hat eine hohe Verantwortung. Man muss immer schauen, wie es den Tieren geht. Das keines krank ist. Die Tränken alle funktionieren. Ich bin immer froh, wenn alle ihr Futter fressen und es den Pferden gut geht“, erzählt Vedder Senior mit einem Lächeln, während er durch die Stallgasse, die ins Wohnhaus führt, schlendert, dabei in jede Box einen prüfenden Blick wirft.

Die Tiere haben Hunger und Bewegungsdrang. Christian Vedder bringt sie deshalb auf die Weide (Foto: Laura Borowski)

Ein paar Kilometer Fußmarsch zum Warmwerden

07:00 morgens: Es ist Weidesaison. Das bedeutet, die Pferde kommen morgens auf die Koppeln. Mit dem rauen Strick in der Hand führt man die Pferde aus der Box. Schwer klingen die mit Eisen beschlagenen Hufe über den Betonboden der Stallgasse. „Aktuell haben wir 87 Pferde auf dem Hof untergebracht, davon auch einige im Offenstall“, erzählt Vedder. „Manche Pferde kommen brav mit zur Weide, andere sind nervöser, zerren am Strick und reißen sich an der Koppel dann los.“ Am Strick hat er eine braune Stute, die gemächlich hinter ihm hertrottet. Der Weg zu den Koppeln dauert fünf Minuten. „Man legt schon ein paar Kilometer am Tag zurück“, sagt er nach einer Stunde, als alle Pferde draußen grasen.

Immer was zu tun. Frisches Stroh muss her. (Foto: Laura Borowski)

Die Körperliche Arbeit geht weiter

08:30 morgens: Mit der kalten Mistgabel aus glattem Holz, nimmt Christian Vedder vom runden Strohballen, die goldenen Stiele und streut sie als ganze Decke in jede Box. „Das dient den Pferden als Bett, aber auch als Futter“, sagt der Wirt über das Rascheln der trockenen Halme hinweg.

„Gemistet wird alle 3-4 Wochen. Dann werden, die Boxen komplett leer geschaufelt.“ Das Ganze erfolgt maschinell, mit einer Art Mini-Bagger.

Nachdem die Ställe gereinigt oder mit frischem Stroh überstreut wurden, muss dafür gesorgt werden, dass die vier Reitplätze gut bereitbare Böden haben. „Der Spring und Dressurplatz und die beiden Reithallen werden mit dem Schlepper begradigt“, erklärt Christian Vedder, steigt in den Trecker, um dieser Arbeit nachzugehen.

Anschließend geht’s direkt weiter, es werden die Pferde wieder von der Koppel zurück in ihre Boxen gebracht. Vedder deutet auf ein Gatter, das sich nicht richtig schließen lässt. „Noch etwas auf meiner To Do Liste“, sagt er lachend.

Immer was zu tun

12:00 mittags: Zeit für eine Mittagspause. „Von zwölf bis ungefähr halb zwei, versuche ich, Pause zu machen.“, sagt der Pferdewirt. „Klappt aber nicht immer“, fügt er schmunzelnd hinzu. Für Christian Vedder stehen den restlichen Tag über nämlich noch jede Menge Arbeiten und Reparaturen an. „Zäune, Boxentüren und derartiges müssen gemacht werden. Was zu tun gibt es immer.“

16:00 nachmittags: Der Hof wimmelt mittlerweile von Leuten. Der Parkplatz ist voll. Überall herrscht geschäftiges Treiben. Pferde werden gestriegelt, gesattelt, geritten, longiert. Oft kommt jemand zu dem Pferdewirt, um etwas zu fragen oder um etwas zu bitten, der muss dann seine aktuelle Arbeit einen Moment unterbrechen und etwas Neues kommt hinzu.

„Der Vorteil an meinem Job ist aber, dass ich mir meine Arbeitszeiten selbst einteilen könnte. So kann ich auch mal auf die Jagd gehen“, erklärt der Wirt beiläufig, der auch passionierter Jäger ist. „Bauer wollte ich eigentlich lange nicht werden. Mein Opa hat mich dann irgendwann klar gesagt, wenn ich mein Jagdhobby weiterverfolgen möchte, wäre Bauer genau das richtige. Das stimmt. Denn jetzt bin ich mein eigener Chef.“

„Nach 18:00 Uhr versuche ich meist Feierabend zu machen. Es ist schon so, man hat

zwölf Stunden Arbeit, zwölf Stunden Bereitschaft.“ Denn passiert irgendetwas auf dem Hof, wird ein Pferd krank oder sonst etwas, muss er nachsehen. Egal zu welcher Uhrzeit. Christian Vedder hat nun Feierabend aber die Bereitschaft beginnt jetzt.