Studis in Gelsenkirchen sind unzufrieden – In ihren Studienfächern an der Hochschule finden sie keine Arbeitsplätze.

Im Mai betrug die Arbeitslosenquote in Gelsenkirchen laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) 11,4 Prozent. Viele Studierende sind mit dem Angebot unzufrieden.

Von Marie Duda

Das Hochschul-Zeugnis in der Tasche – und jetzt? Das ist eine Frage, die sich viele junge Menschen in Gelsenkirchen stellen. Für viele Studierende ist es wichtig zu wissen, wo die Arbeitsmöglichkeiten in Gelsenkirchen gut ausgeprägt sind und ob sie in ihrer Branche hier überhaupt Fuß fassen können.

Im Mai betrug die Arbeitslosenquote in Gelsenkirchen laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) 11,4 Prozent. Mangelt es an Arbeitsplätzen? Viele Studierende sind mit dem Angebot unzufrieden.

Unzufriedenheit unter Studierenden: Die falschen Branchen

Besonders problematisch ist für viele Studierende, dass nach ihrer Wahrnehmung die falschen Branchen gefördert werden. Die laut dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) 5.678 gemeldeten Studierenden in Gelsenkirchen verteilen sich auf zwei Hochschulen: Zum einen auf die Westfälische Hochschule (WH) mit ihren vorwiegend technischen Studiengängen wie Medizin- oder Elektrotechnik. Zum anderen auf die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung, an der Studiengänge wie kommunale Verwaltung angeboten werden. Letztere hat daher gute Möglichkeiten an die Stadtverwaltung als Arbeitgeber anzuknüpfen. Verwaltungsberufe bietet Gelsenkirchen nämlich großzügig an. Die Stadt selbst ist einer der größten Arbeitgeber: Rund 6.400 Menschen sind in der Verwaltung beschäftigt.

Für die WH sieht das Ganze schwieriger aus: „In unserer Branche gibt es nicht so viele Möglichkeiten in Gelsenkirchen zu arbeiten, meistens eher in den umliegenden Städten.“, bestätigt Parsa Oskoui Rad, Medizintechnik-Student an der WH. Auch Theresa Kianza studiert Medizintechnik in Gelsenkirchen: „Man kriegt nicht wirklich von Angeboten in der Umgebung mit“. Die Werbung für Stellen in ihrer Branche findet sie in der Umgebung besser: „In anderen Städten habe ich stärker mitbekommen, dass dort in Krankenhäusern immer gesucht wird, aber hier ist das schon schwieriger davon überhaupt zu erfahren.“ Auch von der Hochschule organisierte Events, die den Berufseinstieg erleichtern sollen, zeigen, dass das Angebot in Gelsenkirchen oft an den richtigen Stellen fehlt. „Beim Karrieretag an der Uni, hat man auch an den Standorten gemerkt, dass die meisten Arbeitgeber etwas weiter entfernt sind und eben nicht direkt in der Stadt.“, so Parsa.

Lars von Czapiewski, Informatik-Student an der WH merkt ebenfalls an, dass die meisten Angebote im Informatikbereich eher in der Umgebung zu finden sind: „Ich hab mich viel informiert über Stellen in der Gegend, in Gelsenkirchen gibt es aber im Prinzip nur das Institut für Sicherheit. Wenn ich wirklich eine größere Auswahl will, muss ich schon in die Umgebung ausweichen.“ 

Projektideen: So kann es besser werden

Frische Ideen können helfen, die Branchen anzukurbeln: Forscher vom Hamburger Forschungs- und Beratungsbüro „Economic Trends Research“ (ETR) betonen die Möglichkeiten, die ein Gründerzentrum für die Studierenden in Gelsenkirchen bieten könnte. Das Problem sei, dass Gelsenkirchen als Standort für viele Firmen zu unattraktiv wäre. Auch Lars von Czapiewski hat diese Erfahrung in der Informatik-Branche gemacht: „Gelsenkirchen ist für Firmen zu unattraktiv, denke ich. Die meisten ziehen irgendwann in andere Städte, weil da einfach die Anbindungen besser sind und die Infrastruktur besser verwaltet wurde.“ Das Gründerzentrum könnte daher laut ETR einen Anreiz für Jungunternehmen bieten, auch langfristig in Gelsenkirchen zu bleiben. Das allein reiche allerdings nicht aus, denkt Lars. Das Projekt solle noch weiter ausgebaut werden: „Ich glaube, es müsste noch eine ganze Menge passieren. Man sollte nicht nur ermöglichen, dass kleine Firmen hier einfacher ansässig werden, sondern das Ganze attraktiver gestalten und die Infrastruktur dafür schaffen. Wir haben ja Platz für Firmen.“ Das Gründerzentrum könnte ein guter Anfang sein, denkt Parsa Oskoui Rad: „Ich finde das Projekt an sich gut, man muss ja mit neuen Ideen irgendwo anfangen.“. Klar ist: Es gibt einige Schwierigkeiten, wenn es um die Möglichkeiten nach dem Studium in Gelsenkirchen geht. Die Unzufriedenheit unter den Studierenden ist spürbar – dennoch ist nichts aussichtslos. Es gibt einige Ansätze zur Verbesserung. Projekte wie das Gründerzentrum könnten in Zukunft dazu beitragen, das Angebot in Gelsenkirchen auszubauen.