Helena Mohr betreibt seit 2018 die einzige Unverpackt-Drogerie im Ruhrgebiet. Vieles läuft hier im Laden anders als in normalen Drogerien. Denn neben Nachfüllprodukten wie Waschpulver oder Flüssigseife, bietet sie auch plastikfreie Hygieneartikel wie Ohrstäbchen oder Zahnbürsten aus Bambus in ihrem Geschäft an. Sie möchte mit ihrem Laden den Kunden einen Lebensstil anbieten für eine müllfreie Zukunft.

Eine Reportage von Alexander Fichtner

Draußen auf der Straße im Zentrum von Essen herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Doch beim Betreten des Ladens strömt einen eine angenehme Wärme entgegen. Sofort fällt einen der ansprechende Geruch von Lavendel, Rosen und Nelken auf, ohne davon wie in einer herkömmlichen Parfümerie überwältigt zu sein. Das Licht im Laden ist noch ausgeschaltet, denn er öffnet erst in einer Stunde.  Allerdings ist Helena Mohr schon jetzt voll beschäftigt. Sie verpackt Bestellungen, die in ihrem Onlinestore über Nacht eingegangen sind. „Beim Einpacken nutze ich alten Versandkartons und wenn es nicht anders geht, dann Packpapier aus Gras“, erzählt sie, während sie an den Computer wechselt, um das Versand-Label auszudrucken. Die meisten ihrer Kunden im Laden kommen aus dem Ruhrgebiet, doch mit dem Onlineshop gehen Bestellungen aus ganz Deutschland ein.

Das Verpacken der Bestellungen steht am Morgen als Erstes an. Foto: Alexander Fichtner

Jetzt geht es los

Der Paketbote klopft an die Scheibe. Mohr schließt die Tür auf und begrüßt den Fahrer freundschaftlich. Sie nimmt die Pakete entgegen und gibt den Lieferanten ihre verpackten Päckchen mit. „So wieder Platz im Laden“, sagt sie, knipst das Beleuchtung an und schaltet das Radio ein. Erst jetzt zeigt sich das volle Angebot des Ladens im richtigen Licht. Neben den bunten Seifen fallen die vielen Küchenutensilien aus Edelstahl und Holz ins Auge, die sich beim Anfassen wertig und angenehm anfühlen.

Fast wirkt der gesamte Laden wie ein bunt zusammen gewürfeltes Sammelsurium. Doch merkt man zügig das die Sortierung hinter einem System steht. Hier Hygieneartikel, da Nachfüllflaschen und drüben befinden sich Reinigungsmittel, dieses System lädt einfach zum stöbern im Laden ein.

90 Prozent weniger Verpackungsmüll

Jetzt geht es ans Auspacken der Lieferung. Sie hebt einen 20 Liter Beutel Duschgel wird aus dem Umkarton gehoben. Das Gel ist in einem Plastikbeutel verpackt. „Ganz vermeiden lässt sich Plastik leider nicht“, verrät Mohr, als sie den Beutel umfüllt. Sie fügt allerdings hinzu, dass durch die Großverpackung an die 90 Prozent weniger Plastikmüll anfallen im Vergleich zu herkömmlichen Duschgelflaschen. Mohr kennt all ihre Artikel und deren Herkunft genau. Dies ist ihr äußerst wichtig. Sie ist 37 Jahre alt und modisch gekleidet. Ihr Erscheinungsbild ist freundlich. Wenn sie über ihr Unternehmen spricht merkt man das es ihr Herzen-Projekt ist. Mohr hat bis zur Selbstständigkeit im Export für ein großes, deutsches Logistikunternehmen gearbeitet. Dort war sie auch mehrere Jahre in Südamerika tätig. Die ehemalige Disponentin möchte ihren Kunden volle Transparenz zu ihrem Warenangebot geben.

Helena Mohr ist stolz auf ihre plastikfreie Produktauswahl. Foto: Alexander Fichtner

Die erste Kundin

Dann steht die erste Kundin im Laden. Laura studiert in Düsseldorf und kauft regelmäßig bei Mohr ein. „Es ist mein Teil für meinen grünen Fußabdruck“, verrät Laura auf die Nachfrage, warum sie bei Mohr einkauft. Sie kennt den Laden und die Produkte. Sie öffnet ihren Rucksack, holt ein Einmachglas heraus und lässt sich Waschpulver abfüllen. Das Glas wandert auf die Waage und wird gegen null geeicht.

Auch Shampoo kann nachgefüllt werden. Foto: Alexander Fichtner

Während Mohr das Waschpulver abfüllt und exakt aufs Gramm genau berechnet, fragt sie Laura, ob sie Weiteres benötigt. Die Kundin antwortet: „Ich such ein neues Shampoo weil ich mit festen Seifenshampoo nicht so gut klar komme.“ Mohr empfiehlt, ihr ein Shampoo, was in einer praktischen Glasspender Flasche wieder befüllen lässt. „Wie findest du denn das Shampoo?“ fragt Mohr und hält Laura das

Nachhaltig leben kann man auch ohne Verzicht. Foto: Alexander Fichtner

Shampoo zur Geruchsprobe hin. Laura riecht kurz an dem Shampoo, was dezent nach Kräutern duftet und sagt, das sie es mitnimmt.

Teurer als beim Discounter

„Die Preise sind hier höher als beim Discounter. Aber der Discountpreis visualisieren nicht die Kosten für die Umwelt und die Gesellschaft“, erklärt Mohr während einer kurzen Kaffeepause. Im Gespräch mit ihr spürt man, das es ihr ein wirkliches Anliegen ist ihrer Kundschaft, eine Inspiration für ein nachhaltigeres Leben zu bieten.

Dann folgt schon die nächste Kundin im Laden und Mohr unterbricht ihre Pause. Sie kennt die Kundin und es kommt zu einem kleinen Plausch. Zwischendurch fragt die Kundin immer wieder nach dem ein oder anderem Produkt. Und auf der kleinen Theke sammelt sich der ganze Einkauf. Der mach der Bezahlung in die mitgebrachte Tasche wandert. Mohr begleitet ihre Kundin zur Tür und verabschiedet sie, als schon der nächste Kunde das Geschäft betritt.