Die Gastronomie-Branche in Deutschland steckt seit Corona in der Krise. Mit welchen Problemen die Branche kämpft, hat eine Studie der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) untersucht. Die Studie kommt zu düsteren Ergebnissen.

Ein Bericht von Lena Jüngermann

Restaurantinhaber Nursad Burnic weiß manchmal nicht, wie es weitergehen soll. Seit 25 Jahren betreibt er seine Pizzeria in Hamm. „Corona war ein Nackenschlag“, sagt er. Da er sein Lokal während der Pandemie schließen musste, habe er sich auf die außer Haus Lieferungen konzentriert. Ein richtiger Schritt, der ihn und seine Pizzeria während der Pandemie über Wasser hielt. Die personellen Auswirkungen der Pandemie bekommt aber auch Burnic stärker denn je zu spüren.

Zu wenig Personal

Die Anmeldung von Kurzarbeit schützte Burnic‘s Mitarbeiter vor Entlassungen während der Pandemie. Sein großes Glück, denn die erwarteten Bewerbungen nach Corona blieben aus. „Durch die Schließung von Lokalen während Corona haben sich viele Mitarbeiter in andere Branchen umorientiert.“, erklärt Burnic. Deshalb beschäftigt er heute acht Mitarbeiter weniger. Da er kein Personal bekommt, ist seine Pizzeria nicht mehr an sieben Tagen geöffnet. Er musste einen Ruhetag einführen und ziehe auch einen zweiten in Erwägung, sagt er. Welche wirtschaftlichen Einbußen das für ihn konkret bedeuten, wollte er aber nicht verraten.

Job und Familie schwer vereinbar

Nach Angaben der Agentur für Arbeit waren im Jahr 2022 in Nordrhein-Westfalen knapp 7200 Menschen weniger in der Gastronomie beschäftigt als vor der Pandemie. Warum so viele Beschäftigte abwandern, weiß Silke Schulenberg aus Hamm. Die gelernte Köchin hat 27 Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet. Ein Grund, warum sie der Branche 2010 den Rücken kehrte, seien die Arbeitszeiten gewesen. „Ich habe angefangen zu arbeiten, wenn andere feiern gingen“, sagt sie.  Darüber hinaus seien die Arbeitszeiten besonders familienfeindlich, erklärt Schulenberg. Zu dem Ergebnis kam auch die Studie der NGG, in der knapp 60 Prozent aller Befragten angaben, dass die Arbeitszeiten mit dem Privatleben nicht vereinbar seien. Als weitere Gründe für einen Wechsel in andere Branchen, nennt die NGG eine zu hohe Arbeitsbelastung und zu geringe Bezahlung.

Was ein günstiges Schnitzel mit Niedriglöhnen zu tun hat

Schuld an dem Personalmangel ist laut Jonas Bohl von der Gewerkschaft NGG der harte Konkurrenzkampf der Gastronomen um die günstigsten Preise. Das habe zur Folge, dass an Personalkosten gespart wird. Während Corona hätten das aber viele Beschäftigte erkannt und sich umorientiert, so Bohl. „Mit den aktuellen Löhnen und Arbeitszeiten schafft sich das Gastgewerbe ab“, sagt er. Deshalb müsse ein Umdenken seitens der Gastronomen stattfinden. Restaurantinhaber Nursad Burnic ist sich sicher, dass mit dem Auslauf der staatlichen Coronahilfen zu Beginn des nächsten Jahres auch weitere Betriebe auf der Strecke bleiben. „Ich vertraue jedoch auf mein Herzblut für mein Lokal und die Treue in meine Kunden, dass meine Pizzeria auch in Zukunft noch besteht“, so Burnic.