„Ist Luisa hier?“ Ein Code den Frauen nutzen können, um sich vor sexueller Belästigung in Bars und Kneipen zu schützen. Einfach beim Personal nach Luisa fragen und schon soll Betroffenen schnell und einfach geholfen werden. Immer mehr Bars und Kneipen nehmen an der Kampagne Teil. Trotzdem reicht das nicht aus.

Ein Bericht von Ronja Rohen

„Ist Luisa hier?“ eine einfache Frage, die die 20-Jährige Anna, die in Wirklichkeit anders heißt, gerne früher gekannt hätte. Anfang Dezember 2022 geht sie mit ihrer Cousine und ein paar Freunden in einer Herdecker Bar feiern. Doch dann werden ihre Cousine und sie immer wieder von drei Männern angetanzt und schließlich auch an Hüfte und Po angefasst. „Ich war in der Situation wie erstarrt. Es war schrecklich“, sagt die damals noch 19-Jährige Schülerin. Um aus der Situation zu entkommen, will sie auf die Toilette fliehen. Auf dem Weg dahin folgt ihr einer der Männer und berührt sie wieder am Arm. „Er sagte, wenn ich das nicht wolle, dann dürfe ich mich nicht so anziehen“, so die junge Frau.

Glück im Unglück

Anna und ihre Cousine haben Glück, ein aufmerksamer Security-Mann erkennt die Situation, greift ein und informiert die Polizei. Doch noch vor Eintreffen sind die drei Täter verschwunden. „Ich habe mich in der Situation so hilflos gefühlt, aber trotzdem habe ich nicht daran gedacht, mir Hilfe zu holen“. Noch immer beschäftigt der Vorfall die 19-Jährige sehr: „Ich denke häufig, was ich hätte anders machen können.“

Mehr Aufklärung

Die Kampagne „Ist Luisa hier?“ kannte sie vor dem Vorfall nur flüchtig. Erst hinterher hat Anna sich näher über Luisa informiert. „Ich wäre froh gewesen, wenn ich schon vorher von der Aktion gehört hätte, vielleicht wäre es mir dann leichter gefallen, nach Hilfe zu fragen. Wir müssen noch mehr darüber sprechen und aufklären, dass wir das Risiko, für Frauen minimieren “, so Anna.

Luisa sichtbar machen

Mit der Aktion „Luisa“ zu sensibilisieren und aufmerksam zu machen, ist auch das Ziel von Daniela Stövken. Sie ist Mitarbeiterin bei der Koordinierungsstelle „Luisa“ in Münster und hat 2016 die Kampagne mitgegründet. „Wir merken überall, wo Luisa ist, wird auch mehr über das Thema sexuelle Belästigung gesprochen. Dadurch wird es sichtbarer“, so Stövken.

Frauen sollen sich sicher fühlen

Mittlerweile hat die Koordinierungsstelle über 90 Lizenzen an Fachberatungsstellen innerhalb Deutschlands verteilt. Diese bieten das Angebot „Ist Luisa hier?“ in Zusammenarbeit mit den Veranstaltern in ihren Regionen und Städten an. Auch öffentliche Lebensräume wie Schwimmbäder nehmen an der Kampagne teil. „Das Interesse nimmt immer weiter zu. Für viele Gastronomen hat es mittlerweile auch eine andere Wertigkeit, dass sich Frauen vor Ort sicher fühlen“, sagt Daniela Stövken.

„Gesunder Menschenverstand reicht aus“

Falk Hoffmann betreibt eine Karaokebar in Bochum. Seine Bar ist Teil der Luisa Kampagne. Bei ihm soll laut eigenen Angaben sexuelle Belästigung in körperlicher Form noch nie vorgekommen oder gemeldet worden sein. Auch mit dem Code Luisa soll noch keine Frau sich an der Bar gemeldet haben. Trotzdem weiß er mit solchen Situationen umzugehen. „Wer sich nicht benehmen kann, der muss gehen“, so der Betreiber. Seiner Meinung nach müsse das Personal aber nicht extra für solche Fälle geschult werden: „Gesunder Menschenverstand reicht aus. Es steht aber immer mindestens eine Ansprechperson bereit.“ 

Anna selbst findet eine Schulung für Mitarbeiter sinnvoll. Sie selbst hat auch einige Zeit in einer Kneipe gearbeitet und weiß, dass solche Situationen Mitarbeiter überfordern können. „Natürlich muss es nicht sein, aber es tut ja keinen weh und gibt den Mitarbeitern unter Umständen auch mehr Sicherheit“, sagt die 20-Jährige.

Luisa auch außerhalb von Deutschland

Die Aktion „Ist Luisa hier?“ soll weiterwachsen. Mittlerweile ist Luisa auch in Österreich und in der Schweiz vertreten. Es sollen noch mehr werden. „Wir wollen auch in Zukunft weiter für das Thema aufmerksam machen, Frauen noch mehr schützten und Luisa an noch mehr öffentliche Plätze bringen“, sagt Daniel Stövken.