So sah die Fassade eines Hinterhofs in der Gladbeck Innenstadt aus. Foto: Privataufnahme

Seit Sommer 2023 hat sich ein gefährlicher Trend in NRW entwickelt. Mülleimer werden grundlos in Brand gesetzt. Allein in Gladbeck sind 100 Container abgefackelt.

Von Frederik Pourier

Moritz Szepan lebt in der Gladbecker Innenstadt. Und damit im Hotspot-Gebiet flammender Mülltonnen. Er hat seit vergangenem Sommer die eine oder andere unschöne Erfahrung gemacht: „Am zweiten Weihnachtstag haben wir eine ausgebrannte Mülltonne vorgefunden. Zum Glück war es nicht unsere. Jetzt war immer mal wieder was. Vor zwei Wochen haben sie wieder hier eine Tonne angezündet und wohl auch einen Rundgang gemacht. Da hat der Pyromane sich wohl gedacht, jau, ich dreh mal wieder eine Runde.“

Wie hoch der Schaden für den Zentralen Betriebshof in Gladbeck ist

Über die Sirenen der ausrückenden Feuerwehr wundert sich Moritz Szepan mittlerweile nicht mehr. „Ich war nicht mal mehr überrascht. Leider“, wie er angesichts der Häufung dieser Fälle sagt. Im Hinterhof seines Hauses, in dem der 25-Jährige wohnt, ist die Fassade bereits wegen der Brände in Mitleidenschaft gezogen worden. Anderswo sprang das Feuer von den flammenden Plastikbehältern auf ein Auto und einen Carport über. Der Schaden durch die möglichen Brandstifter wird also immer größer. Das weiß auch der Zentrale Betriebshof in Gladbeck (ZBG), dem die Tonnen gehören. „Es sind über 100 Behältnisse mittlerweile. Der Schaden liegt bei rund 12.000 Euro“, berichtet Marcel Mühle, Leiter der Kommunikation beim ZBG.

ZBG setzt 1000 Euro Belohnung aus – mit Erfolg

Aufgrund der immensen Schäden hat der Betriebshof sogar eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt, für Mithilfe bei der Tätersuche. „Wir hoffen, dass dadurch vielleicht jemand, der weiß, wer das ist, auf die Idee kommt, uns sachdienliche Hinweise zu liefern“, sagt Mühle. Die Polizei Recklinghausen hat kurz nach Aussetzen der Belohnung tatsächlich ein Ermittlungserfolg zu vermelden. Zwei Gladbecker, 18 und 19 Jahre alt, sollen die Mülltonnen und Müllcontainer absichtlich angezündet haben und seien nun gefasst geworden, so Pressesprecherin Annette Achenbach.

Weitere Brandstiftungen sind nicht auszuschließen

In den vergangenen Wochen ist es zu mehr als 30 Kleinbränden in der Innenstadt gekommen, für wie viele genau die beiden Tatverdächtigen verantwortlich sind, werde nun ermittelt. Zunächst sind die beiden jungen Männer nach Abschluss der Vernehmungen entlassen worden. Eine Untersuchungshaft bei Sachbeschädigung durch Feuer ist nicht zulässig. Kann die Polizei weitere Brandstiftungen nun ausschließen? „Das ist natürlich ein Blick in die Glaskugel. Wir hoffen, dass es damit abgeschlossen ist. Weitere Tatverdächtige können aber nicht ausgeschlossen werden“, erklärt Pressesprecherin Annette Achenbach.

„Wer keine Garage hat, wird sich seine Behälter sicherlich nicht in den Hausflur stellen“

Das Motiv, wieso es zu den vielen Brandstiftungen käme, sei ohnehin noch unklar. Für den ZBG sind weitere abgefackelte Müllbehälter deshalb leider im Bereich des Möglichen. Marcel Mühle vom Zentralen Betriebshof schildert, warum die Gefahr weiterhin nicht auszuschließen ist: „Wir haben darum gebeten, möglichst seine Behälter einzuschließen. Aber natürlich stehen viele Behälter im Freien. Wer keine Garage hat, wird sie sich sicherlich nicht in den Hausflur stellen.“