Noch immer gilt der Pilot als gut bezahlter Traumjob. Doch der Weg dorthin ist schwierig und lang. Die meisten Bewerber fallen durch den ersten Aufnahmetest oder können dem Druck nicht standhalten. Davon lässt sich der 21-jährige Marvin Robel jedoch nicht abschrecken. Er befindet sich mitten in seiner Pilotenausbildung an einer privaten Flugschule. Über seine Motivation, seine bisherigen Erfahrungen und seine Ziele spricht er im Interview mit Lara Goldack.

Wie sieht eine normale Woche in deiner Pilotenausbildung aus?
Momentan mache ich innerhalb der Ausbildung nichts Spannendes. Ich versuche aktuell so viel wie möglich zu lernen. Dies erledige ich meist zwischen 6 Uhr morgens und 12 Uhr. Zu Beginn meiner Ausbildung sah dies jedoch noch anders aus. Da hatte ich von 9- 16 Uhr Theorie Unterricht.

Marvin Robel verwirklicht seinen Berufswunsch und ist schon bei der Hälfte seiner Pilotenausbildung

Wie zeitintensiv ist deine Ausbildung, findest du noch Zeit für deine Hobbys?
Die Ausbildung ist ziemlich zeitintensiv. Aber ich gehe dennoch meinen Hobbys nach. Diese sind zum Beispiel Sport treiben oder mich mit meinen Freunden treffen. Anfang nächsten Jahres werde ich auch wieder mit dem Fußball anfangen. Ich kann mich jedoch leider nicht mehr so häufig mit meinen Freunden treffen, da ich viel für die Ausbildung lernen muss.

Wie ist deine Ausbildung denn aufgebaut?
Meine Ausbildung mache ich bei einer privaten Flugschule. Zu Beginn musste ich immer Pendeln, da ich Theorieunterricht hatte. Seit Juni muss ich jedoch eigenständig für die theoretischen Prüfungen üben. Sobald ich mich fit fühle, kann ich wieder zurück zur Flugschule und dort meine Vorprüfung machen. Anschließend muss ich zur Behörde nach Braunschweig. Neben der Theorie muss ich jedoch auch viel praktisch lernen, unter anderem 200 Flugstunden.

Wie kamst du zu der Entscheidung, so einen schwierigen Berufsweg einzuschlagen?
Während meiner Schulzeit und des Abiturs habe ich viel überlegt, was ich beruflich gerne machen möchte. Einmal habe ich während dieser Zeit den Flughafen in Fuhlsbüttel besichtigt.Das war atemberaubend. Seitdem kann ich mir nichts anderes vorstellen. Ich habe mich daraufhin informiert wie man Pilot wird, was ich dafür machen muss und wo ich mich bewerben kann. Es war der erste Beruf, bei dem ich mir direkt vorstellen konnte, ihn bis zu meiner Rente machen zu können. Meine Familie und Freunde haben mich bei dieser Entscheidung bestärkt.

Wie weit bist du aktuell mit deiner Ausbildung?
Ich bin aktuell circa bei der Hälfte meiner Ausbildung. Bei der Theorie fehlen mir noch die Prüfungen bei den Behörden. Außerdem fehlen mir noch 199 Flugstunden für den praktischen Teil.

Weshalb hast du dich für eine Ausbildung bei einer privaten Flugschule entschieden?
Ich habe mich neben der privaten Flugschule, bei der ich jetzt lerne, auch bei der Bundeswehr beworben. Dort werden die teuren Studienkosten nämlich komplett übernommen. Dort sollte ich mich dann jedoch auch 18 Jahre verpflichten.

Nur die Besten heben ab! Das Cockpit des Flugzeuges ist extrem umfangreich.

Wie war deine Bewerbung bei der Bundeswehr, weshalb bist du doch nicht dort hin?
Ich wollte zunächst zur Bundeswehr, da ich finde, dass die Bundeswehr ein cooler Arbeitgeber ist. Ich habe mich bei der Bundeswehrstelle beworben und bin durch mehrere Tests bis in das Assessment-Center gekommen. Dort musste ich dann ebenfalls mehrere, sehr umfangreiche Tests und Aufgaben absolvieren. Danach kam noch die medizinische Untersuchung, leider wurde mir danach mitgeteilt, dass ich für die Bundeswehr ungeeignet sei. Ich habe keinen richtigen Grund genannt bekommen, ich denke es lag an damals an meiner Hüft-OP, die Folgen waren damals noch nicht absehbar.

Also hast du dich dann für die private Ausbildung entschieden. Wie unterscheidet sich dort die Bewerbung?
Eine große Aufnahmeprüfung wie bei der Bundeswehr oder bei den Airlines gab es nicht. Ich musste nur zu medizinischen Untersuchungen, um meine Tauglichkeit prüfen zu lassen. Die medizinische Tauglichkeit muss in Deutschland jährlich überprüft werden. Für mich ist das einfach zu merken, da meine Tauglichkeit auf meinen Geburtstag fällt.

Wie finanzierst du dir diese teure Ausbildung?
Die muss ich selbst zahlen, das sind so circa 65.000 – 70.000 Euro. Die Kosten hätte ich bei einer Airline jedoch auch gehabt. Mein Vater hilft mir dabei und ich zahle ihm das Geld nach und nach zurück.

Also wohnst du aktuell noch Zuhause bei deinen Eltern?
Ja, ich wohne noch bei meiner Mutter um Kosten zu sparen.

Was hättest du Beruflich gemacht, wenn du dich gegen die Pilotenausbildung entschieden hättest?
Ganz ehrlich, ich bin mir nicht sicher was ich sonst gemacht hätte. Wahrscheinlich wäre ich zur Feuerwehr gegangen oder ich hätte es nochmal beim Bund probiert.

Wie war das Gefühl, als du zum ersten Mal geflogen bist?
Während meiner Ausbildung habe ich aktuell eine Flugstunde gemacht, da ich die Theorie und Praxis trennen möchte, aber die Flugstunde wollte ich mir mal zur Belohnung gönnen. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Es macht unendlich viel Spaß und es befreit deinen Kopf. Zu gleich ist es aber ungemein fordernd, da man diverse Dinge beachten muss, wie zum Beispiel den Kurs, die Höhe und die Geschwindigkeit.

Wie kommst du mit diesem ganzen Leistungsdruck zurecht?
Der ganze Leistungsdruck ist nicht immer einfach. Aber meine Freunde, Familie und meine Freundin helfen mir damit zurecht zu kommen. Aber ich habe auch ehrlich gesagt Angst meine Familie zu enttäuschen, da sie viel auf mich setzt und fest an mich glaubt. Ich will sie was das angeht einfach nicht enttäuschen!

Zum Abschluss unseres Interviews, was würdest du anderen Jugendlichen raten, die bereit sind sich für eine Pilotenausbildung zu bewerben?
Oh das ist schwierig, einerseits hat man einen Traumjob mit guter Bezahlung, bei dem man sich auch zu einem Fluglehrer oder Prüfer weiterbilden kann, andererseits hat man auch wirklich schlechte Arbeitszeiten und man muss sehr viel für seinen Arbeitgeber investieren. Häufig hat man leider auch nicht die Gewissheit, ob man langfristig übernommen wird, dann steht man da mit seinen hohen Schulden. Ich würde den Beruf also nicht jedem weiterempfehlen. Man muss den Job schon wirklich wollen! Sonst wird es auch sehr schwer, diese Ausbildung zu schaffen.

Vielen Dank für das tolle Interview und viel Erfolg weiterhin bei deiner Karriere!