- In einem Selbstexperiment versuche ich mir das Rauchen abzugewöhnen
- Der fünfte Tag ist für mich der schlimmste
- Mit Nikotinpflaster starte ich einen zweiten Versuch
Dumme Angewohnheit
Rauchen ist meine heimliche Leidenschaft. Ich weiß, das hört sich blöd an, aber so ist es nun mal. Am Tag rauche ich 30 Zigaretten, mal mehr, mal weniger. Aber meistens mehr. Wie jeder weiß, ist rauchen aber ungesund und bei mir schleicht sich zwischendurch der Gedanke ein, dass ich aufhören sollte. Also was soll’s? Ich probier’s einfach mal. Ab jetzt keine Zigarette mehr! Schon bei dem Gedanken krampft sich mein Magen nervös zusammen. Morgen ist der Tag der Tage: der Beginn eines rauchfreien Lebens.
Tag 1: Und los geht die Party
Ungewöhnlich für mich: Normalerweise rauche ich bei jeder Gelegenheit, für alles sozusagen. Nach dem Aufstehen, bei einem Kaffee, nach dem Essen, beim Warten oder einfach aus Langeweile. Ich stehe vor meinem Spiegel und schaue meinem Gegenüber tief in die Augen. „Du schaffst das. Die Sucht kann dich mal!“ Ja, leichter gesagt als getan. Ich bin seit einer halben Stunde wach und kann an nichts Anderes mehr denken. Ok, so schwer kann das doch nicht sein, immerhin habe ich schon eine halbe Stunde geschafft. Eine halbe Stunde vom Rest meines Lebens.
Auf dem Weg zum Zug ist es besonders schwer. Meine Laune wird immer schlechter. Gaffen einen die Menschen eigentlich immer so blöd an? Der Zug kommt natürlich auch wieder zu spät und jetzt fängt der Kampf erst richtig an: keine Zigarette. Ich habe auch keine dabei, also keine Versuchung möglich. Und da rieche ich es: Zigarettenqualm. Ich möchte auch. Mein Blick trifft den eines Mädchens, die gemütlich eine qualmt. Hör auf sie zu beobachten! Ist ja schräg. Der Zug kommt, meine Rettung. Das wird noch eine harte Zeit!
Tag 2: Keine Panik!
Ok, ich muss sagen ein bisschen stolz bin ich schon. Ich habe jetzt einen Tag geschafft. Aber meine Nervosität ist auf das dreifache angewachsen. Ich kann jetzt an nichts Anderes mehr denken und mein Herz rast. Es ist jetzt 10:15 Uhr und ich will eine rauchen. Unbedingt! Mein Freund kommt ins Wohnzimmer, schmeißt sich auf die Couch und schaltet den Fernseher an. Und ich? Ich sitze hier rum und quäle mich. Das Leben ist nicht fair! Mein Gott atmet der laut… das nervt vielleicht. Ich muss mich ablenken und fange an zu lernen. Das ist doch mal eine gute Idee: Lernen statt rauchen. Ha! Nach einer geschlagenen Stunde voller Selbsthass, Hass auf meinen Freund und die gesamte Welt, breche ich ab. Ich kann nicht lernen. Im Fernsehen steckt sich ein Typ eine Zigarette an und da ist es um mich geschehen. Ich MUSS eine rauchen. Mir doch egal… und Leute, es tut so gut endlich wieder ´ne Fluppe in der Hand zu haben.
Tag 3: In die nächste Runde
Also gut, mein schlechtes Gewissen überwiegt dann doch. Ich sagte ich höre auf und daraus ist nichts geworden. Wenn es so nicht geht, dann muss ich jetzt zu härteren Mitteln greifen: Pflaster. Aber nicht irgendwelche Pflaster, sondern die Wunderpflaster mit denen das rauchfreie Leben beginnen kann. Ich packe meine Tasche, schließe die Haustüre hinter mir und begebe mich auf den Weg zum Wundermittel.
In der Apotheke angekommen begrüßt mich die Verkäuferin freundlich: „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“ Mit neu gefundener Kraft laufe ich zielstrebig auf sie zu und schreie fast: „Ich hätte gerne Nikotinpflaster,“ fast ein bisschen stolz füge ich noch hinzu: „Ich höre nämlich auf mit dem Rauchen.“ Ein paar Sekunden später sausen sämtliche Mittel die Medikamentenrutsche herunter und die Verkäuferin präsentiert mir ein Produkt nach dem anderen. Ich entscheide mich für die günstigste Variante (bin ja schließlich nicht reich) und gehe zufrieden nach Hause. Jetzt kann es los gehen. Ich trete den Zigaretten in den Arsch. Tschüss du dumme Angewohnheit und Hallo neues Leben!
Tag 4: Leichter gesagt als getan
Oh nein! Ich dachte die sollen helfen. Tun sie aber nicht. Ich bin noch immer nervös und alles nervt. Meine Wohnung ist zu klein, ich habe nichts anzuziehen und ich esse viel zu viel. Toll, fett werde ich jetzt auch noch. Von wegen man fühlt sich besser ohne Zigaretten. Aber ich halte durch.
Tag 5: Depressionen
Ich fühl mich scheiße. Ich stehe auf der Waage und schaue auf die Anzeige. Zwei Kilo mehr auf den Rippen. Na toll. Auf Sport habe ich auch keine Lust, also lege ich mich im Morgenmantel auf die Couch und gucke fern. Im Dunkeln. Ich will heute nichts und niemanden sehen. In mir brodelt es und ich bin kurz vorm heulen. Moment mal: Ne, ich heule. Ich will so dringend eine rauchen, aber ich habe vorgesorgt, denn ich habe nichts zuhause was ich rauchen könnte. Da fällt mein Blick auf meine halb vertrocknete Orchidee. Hm, ob man die rauchen kann? OK, Stopp! Das kann ich ja wohl nicht ernst meinen.
Tag 6: Schicht im Schacht
Tut mir leid, aber nach meiner gestrigen Depression ist es mir heute Morgen nicht besser ergangen. Ich bin aufgewacht, hab in den Spiegel geguckt und mich verflucht. Warum habe ich angefangen aufzuhören? Ich liebe es zu rauchen. Und genau das werde ich jetzt auch wieder tun. So viel und so oft ich will. Keine gute Angewohnheit, ich weiß… Aber es hat doch jeder seine kleinen Laster.
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