Motorradfahren ist mehr als nur eine Leidenschaft für Dirk Reimering. Er engagiert sich ehrenamtlich in allen sozialen Schichten und unterstützt sowohl kranke als auch sozial schwache Menschen mithilfe von Spendenfahrten. Wie kommt man da auf den Spitznamen „Schoko“?

Von Lea Nüsken

Dirk Reimering ist kaum zu übersehen und groß. Seine Gesichtszüge werden von seinem Bart verdeckt. Wenn er das Haus verlässt, trägt er am liebsten seine schwarze Weste, die mit vielen unterschiedlichen Stickern verziert ist.

Seit sechs Jahren ist das Motorradfahren sein liebstes Hobby. Im Jahr 2016 hat er sich den Traum von einer Honda F6C Valkyrie erfüllt. Blau, weiß und mit roten Umrandungen.

Durch einen Hilferuf des Kinder- und Jugendhospiz Hamm ist er aktiv geworden und organisiert seitdem Spendenfahrten für den guten Zweck. Seine letzte Spendenfahrt war im September 2023 mit knapp 368 Motorradfahrern. Alle Motorradfahrer starten von einem Treffpunkt aus und fahren dann rund 30 Kilometer mit dem Motorrad. Bei seiner letzten Fahrt ist eine Spende im Wert von 2.000 Euro zusammengekommen, die an zwei Familien gespendet wurde. Ein kleiner Junge im Alter von drei Jahren leidet unter schwerem Nierenkrebs. Der andere Junge leidet mit seinen sieben Jahren unter Knochenkrebs und benötigt eine Prothese für seinen Oberschenkel. Das gesammelte Geld wurde aufgeteilt an die beiden Familien übergeben, um sie somit zum Teil aus den finanziellen Nöten herauszuholen.

Seit 2019 engagiert sich Dirk bereits als Gründer der „Heart Biker Germany IG“, in allen sozialen Schichten und unterstützt ehrenamtlich mit seinen Aktivitäten sowohl kranke als auch sozial schwache Menschen. Dirk hat schon immer gerne geholfen: „Wir sind gesund und uns geht es gut. Wir sollten aber nicht vergessen, dass es andere gibt, die nicht dieses Glück haben“, sagt der Motorradfahrer.

Er möchte seine Arbeit für den guten Zweck über ganz Deutschland ausweiten. Da der Bedarf sehr hoch ist, konnte er drei neue Standorte Köln, Hannover und Bremen Syke ins Leben rufen. „Es gibt überall Menschen, die Hilfe benötigen“, so Dirk. Viele Menschen sind durch Krankheiten oder finanziellen Nöten nicht mehr in der Lage, ihr Leben zu bestreiten, erzählt Dirk. So hat er sich dieser Wünsche der Menschen angenommen und versucht, vielen gerecht zu werden und besucht kranke Kinder zum Geburtstag oder einfach mal so, um ihnen Kraft zu geben. Jährlich veranstaltet er Aktionen mithilfe von Spenden, um Menschen zu helfen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

„Motorradfahren muss man fühlen“. Für ihn ist das ein Gefühl von Freiheit und Spaß. Foto: Lea Nüsken

Altes Zechengebäude als neues Clubhaus

Sein größtes Projekt ist zurzeit der Umbau des neuen Clubhauses. Voller Freude und Motivation erzählt Dirk von seinen Plänen, Gedanken, Visionen und Veranstaltungen, die er dort umsetzen möchte.

Auf rund 200 Quadratmeter renoviert der 47-Jährige ein altes Zechengebäude.

Beim betreten des Gebäudes durch eine alte, marode Steintreppe, macht sich der Geruch von Zigarettenrauch breit. Laute Musik ertönt aus der Box, die in der Mitte des großen, hallenden Raumes steht. Die Wände sind zum Teil aus Stein und zum Teil kahl und ohne Farbe. Einzelne Motive, wie das Logo der „Heart Biker Germany IG“, ein Motorrad und alte Zechenmotive verzieren die Wand im Eingangsbereich. Unzählige Kabel sind auf dem Boden verteilt, da es noch keinen Strom und Wasser gibt. Es ist sehr dunkel, nur vereinzelte Lichtstrahler geben dem Raum etwas Licht. In einem weiteren Raum spielt seine Frau Billard. Andere Clubmitglieder haben es sich währenddessen auf der Couch bequem gemacht. Dirk selbst beschreibt die Baustelle als „Pütt“. Ende Januar 2024 soll die Eröffnung stattfinden und das Clubhaus mit einem Biker-Frühstück eingeweiht werden.

Von dem Clubhaus geht es in einer Kolonne mit Autos zum allerersten Netzwerk-Stammtisch. Vor dem Restaurant wartet eine große aufblasbare Figur. Sie stellt Dirk dar und wurde vom Besitzer des Restaurants Route 66 gesponsert und aufgestellt. „Da hat wohl einer auf seine Figur geachtet.“ „Du siehst schmal aus im Gesicht, Dirk.“ „Wow, figurbetont.“ Die Ironie ist rauszuhören. Im Route 66 sitzen alle gemütlich zusammen, quatschen, tauschen sich gegenseitig aus und lassen den Abend ausklingen. Die Geräuschkulisse ist sehr laut. Dirk hält vor dem Essen eine Ansprache, in der er seine neuen Veranstaltungen, Termine und Projekte ankündigt.


Das Ziel des Netzwerk-Stammtisches sei es, so viele Organisationen aus Hamm wie möglich zu treffen und gemeinsame Projekte zu planen. Foto: Lea Nüsken

Der Spitzname „Schoko“

Der Spitzname hat für ihn eine lange Geschichte. Dirk und seine Freunde oder wie er es nennt „Blagen“ sind früher immer ins Zeltlager gefahren, da war er fünf Jahre alt. Er wird im Sommer immer so braun und im Urlaub hat irgendeiner „Schoko“ gerufen.

„Das hat sich so in den Köpfen manifestiert, dass selbst meine Eltern mich nachher nur noch Schoko nannten“, berichtet der Familienvater. Sein Kollege Frank Schwung bezeichnet ihn als „Schokocrossie“ und erklärt: „Wenn der aus dem Urlaub kommt, sieht er immer aus wie ein Schokocrossie, weil er immer so braun gebrannt ist, hömma.“

Immer an seiner Seite, seine Frau Evelyn Reimering. Sie unterstützt Dirk und hält ihm jederzeit den Rücken frei. Foto: Lea Nüsken

Wie schaffst du es, alles unter einen Hut zu bekommen? „Ich habe meine Frau gezwungen, mich zu unterstützen, ganz einfach“, erzählt Dirk, während er dabei seine Frau grinsend anschaut. Hinter jedem starken Mann, steht eine starke Frau und die habe er auch. Sie unterstützt ihn in jeder Hinsicht, muss aber auch viel auf ihn verzichten. „Weil ich eben so ein Verrückter bin und überall dabei sein muss“, berichtet der Biker. Prompt wird er von seiner Frau unterbrochen: „Ich halte ihm sozusagen den Rücken frei.“ Die 55-jährige Pflegefachkraft findet seine Aktionen großartig.

„Er ist schon ein Organisationsgenie, mit dem Herzen immer dabei und sehr tiefgründig, das muss ich schon sagen“, lobt ihn seine Frau.

„Danke für die Hausschuhe“

Kinder, die am Nikolaus zusammen mit ihren Eltern einkaufen fahren, können sich auf eine Überraschung freuen. Im Eingangsbereich vom Kaufland werden sie vom Nikolaus begrüßt. Hinter dem Kostüm verbirgt sich Dirk. Um ihn herum versammeln sich zahlreiche Kinder, die Fotos machen möchten. Als Geschenk gibt es einen Schokonikolaus.

Dirk (der Nikolaus) und Daniel (der Grinch) verteilen am Nikolaus Süßigkeiten an Kinder. Foto: Lea Nüsken

Dirk ist mit seinem weihnachtlich geschmückten Elektromobil oder wie er sagt „Schlitten, wenn kein Schnee liegt“, angereist. Das Motorrad ist in der Garage geblieben.

Das Schönste an der Aktion ist für Dirk das Funkeln in den Augen der Kinder und Grinsen im Gesicht, als sie den Nikolaus umarmen oder ein High-Five geben. Ein kleines Mädchen bedankt sich sogar für die Hausschuhe, die sie vom Nikolaus bekommen hat.

„Wir können nicht jedem helfen, aber jeder kann jemanden helfen“

Dirk hat zwei Töchter und vier Enkelkinder. Ihm als Vater und Opa liegt das Wohl von Kindern sehr am Herzen, sodass er sich 2020 der Aufgabe des „Botschafters“ für den Verein ShakenKids e.V. gewidmet hat. Zusammen mit Patrick Kliefoth alias „Paddy“ und Frank Schwung alias „Der Biker“ möchte das Dreiergespann die Themen Schüttelkinder und Kinderschutz weiter vorantreiben. Schüttelkinder leiden unter einer Hirnverletzung, die durch heftiges, gewaltsames Schütteln von Säuglingen und Kleinkindern verursacht wird. Viele Säuglinge und Kleinkinder sterben an den Folgen.

Dirk ist bei dem Verein die rechte Hand von Frank und Patrick. „Wir arbeiten Hand in Hand, damit wir der Welt noch was Gutes geben können, weil die empathielose Zeit, die wir momentan haben, ist nicht schön und da müssen wir ein bisschen gegen wirken, damit wir die Menschen auch wieder verbinden können“, erzählt der Musiker und Biker Frank Schwung.

„Kinder brauchen eine Stimme und die bekommen sie von uns“, sagt Dirk.