Bildunterschrift: Die Vier-Tage-Woche als mögliches Arbeitszeitmodell der Zukunft. Grafik: Maria Salem
Weniger arbeiten, gleiches Geld? Die Vier-Tage-Woche wird oft als mögliches Arbeitszeitmodell der Zukunft diskutiert. Johannes Hüby ist Doktorand an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Münster. Seiner Meinung nach könnte eine Vier-Tage-Woche stabile Leistungen und positive Effekte für Mitarbeitende mit sich bringen. Fabian Schleithoff von der IHK Münster betont hingegen, dass Branchenunterschiede und Wettbewerbsrisiken gegen eine pauschale Einführung sprechen.
Von Maria Salem

Johannes Hüby berichtet über die positiven Effekte der Vier-Tage-Woche Foto: Maria Salem
Pro: Stabile Produktivität trotz geringerer Arbeitszeit
Im Rahmen einer begleitenden Pilotstudie von der Berliner Unternehmensberatung Intraprenör zur Vier-Tage-Woche zeigte sich, dass das Modell trotz reduzierter Arbeitszeit keinen negativen Einfluss auf den Arbeitsoutput hat. Die Wochenarbeitszeit wurde um mindestens um zehn Prozent verkürzt und ein Arbeitstag wurde gestrichen, ohne die Gesamtleistung lediglich auf vier Tage zu verdichten. Teilnehmende Unternehmen berichten von effizienteren Arbeitsprozessen, höherer Motivation der Beschäftigten und in einigen Fällen von einer gestärkten Arbeitgeberattraktivität, etwa durch gesteigerte Mitarbeiterbindung und mehr Bewerbungen.
Verbesserungen für Gesundheit, Alltag und Vereinbarkeit
Auf Mitarbeiterebene zeigt die Studie positive Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden. Weniger Stress, mehr Schlaf und gesteigerte körperliche Aktivität wurden dokumentiert. Der zusätzliche freie Tag ermöglicht eine flexiblere Alltagsgestaltung, erleichtert Arzttermine, private Erledigungen oder Familienaufgaben und verbessert die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Außerdem lassen sich Wochenendaufgaben besser verteilen, und Erholungsphasen sind klarer vom Arbeitsalltag getrennt.

Fabian Schleithoff weist auf mögliche wirtschaftliche Nachteile des Modells hin. Foto: Maria Salem
Contra: Keine allgemeingültige Lösung für Unternehmen
Letztlich liegt die Entscheidung über die Einführung einer Vier-Tage-Woche beim jeweiligen Unternehmen. Ob Vorteile wie Entlastung der Beschäftigten oder Effizienzgewinne mögliche Nachteile überwiegen, muss jede Organisation individuell abwägen. Die Vier-Tage-Woche ist jedoch nicht für alle Branchen gleichermaßen praktikabel. Während Büroarbeit häufig flexibel gestaltet werden kann, lassen sich Arbeitsmengen in Pflege, Logistik oder Transport schwer auf vier Tage reduzieren, ohne Belastung oder Leistungseinbußen zu riskieren.
Begrenzte Übertragbarkeit von Studien und Wettbewerbsrisiken
Auch die Ergebnisse der Pilotstudie sind differenziert zu betrachten: Einige Unternehmen führen das Modell fort, andere kehren zu früheren Arbeitszeitregelungen zurück. In arbeitsintensiven Branchen kann Zeitdruck für Mitarbeitende steigen und internationale Wettbewerbsfähigkeit könnte leiden, wenn Arbeitszeit weiter reduziert wird.


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