• Klischee von Second-Hand-Läden: alt und ekelig.
  • Kunden und Kundinnen achten eher auf Preis statt auf Nachhaltigkeit.
  • Second-Hand ist viel mehr als das.

Alt, muffig, dreckig. Manche finden es sogar ekelig. Aus zweiter Hand – das kann der ein oder andere so gar nicht mit sich vereinbaren.

Diese Gedanken haben manche Menschen, die Second-Hand-Kleidung nicht mögen oder noch nie gekauft haben. Andere sind offener dafür, aber zögern, wenn sie die Preise sehen. Für eine gebrauchte Hose noch 25 Euro? Das ist einigen einfach zu teuer.

Jenna Westley hört dies Zweifel immer wieder. Die junge Mutter ist Besitzerin der „Second Hand Factory“ in Dortmund. Die Zweifel seien aber unbegründet, sagt sie. Viele Menschen wissen gar nicht, was alles dazugehört, Second-Hand-Kleidung zu kaufen oder zu verkaufen.

Das Gegenteil von muffig

Von außen ist der Laden nicht so ansprechend. Das behauptet Jenna Westley selbst. Die alte Lagerhalle liegt in Dortmund Aplerbeck. In einem Vorort, an einer großen Kreuzung. Außen hängt ein riesiges Banner mit dem Namen des Ladens. Es ist so groß, dass es glatt übersehen werden könnte.

Geht man aber die vier Stufen hinauf und betritt die 400 Quadratmeter, ist es überwältigend. Der Laden ist groß. Er ist sortiert. Er ist mit Liebe zum Detail eingerichtet. Die „Second Hand Factory“ ist weder alt noch muffig. Sie ist modern und bunt. „Es war mir auch wichtig, dass man sich wohlfühlt, wenn man den Laden betritt.“, erklärt Jenna Westley.

400 m² Second-Hand-Laden. Quelle: Foto Laura Quellenberg

Jenna Westley ist bemüht, Klischees aus dem Weg zu räumen. „Second-Hand ist nicht gleich Second- Hand“, betont sie. Karitative Einrichtungen basieren auf Spenden. Die Produkte werden dort zu einem günstigeren Preis verkauft. Bei ihr verdient der „Bring-Kunde“ oder die Kundin, nach Abzug der Mehrwertsteuer, mit.

Wird ein Teil verkauft, bekommt er oder sie die Hälfte des Geldes. Das passiert ganz automatisch. Die Kasse ist mit dem PC, in dem jedes Kleidungsstück registriert ist, verbunden. Daher kommt auch der etwas höhere, aber faire Preis zustande.

Der Kleiderschrank Zuhause ist also aussortiert und ein paar gut erhaltene Stücke finden den Weg in den Laden. Besonders wichtig ist Jenna Westley, die Qualität der Kleidung. Alles muss in einem guten Zustand sein. Keine Löcher, keine Flecken, nicht älter als fünf Jahre.

Oft getragen darf sie sein, man sollte es ihr aber nicht ansehen. Dadurch ist die Qualität der Kleidungsstücke garantiert. Verkauft sich ein Teil nicht, geht es nach drei Monaten zurück an den Besitzer oder die Besitzerin. Das Sortiment bleibt somit immer neu und saisonal.

Das sind die Kunden und Kundinnen

Eine typische „Kauf-Kundin“ betritt gerade den Laden. Sie ist Mitte 50 und stöbert in dem Kleiderständer mit den blauen Stücken.
Zielgruppe von Jenna Westley seien vor allem Frauen wie diese, erklärt sie.

Laut einer Greenpeace-Umfrage zum Thema „Kaufverhalten, Tragedauer und der Entsorgung von Mode“ haben zwei Drittel der befragten Männer noch nie Second-Hand-Kleidung gekauft. Frauen hingegen deutlich häufiger. Jenna Westley vermutet, Frauen interessieren mehr für Mode und wollen häufiger etwas Neues im Schrank haben.

Die Kundinnen, die Kleidung bringen, sind aber selten auch die „Kauf-Kundinnen“. Das sind oft junge Studierende oder Menschen im mittleren Alter. Nachhaltigkeit stehe bei den meisten nicht an erster Stelle. Sie erhoffen sich eher einen „Schnapper“ zu machen und bekommen dadurch das Gefühl, viel gespart zu haben.

Ziel einiger Kunden und Kundinnen sei es auch, günstig Marken-Ware zu kaufen. Dafür gibt es eine Warteliste. Der oder die erste auf der Liste wird dann informiert, sobald die ersehnte Louis Vuitton-Tasche wieder erhältlich ist.

Schuhe und Kleidung nach Farbe sortiert. Quelle: Foto; Laura Quellenberg

Rücksicht auf Tiere und Umwelt

Nicht in allen Second-Hand-Läden kann man die Ware wieder umtauschen. Das sei ein Nachteil, beschreibt die Ladenbesitzerin. Er führe aber auch dazu, dass die Menschen sich vor dem Kauf mehr Gedanken machen.

Brauche ich diese Jacke wirklich? Habe ich nicht schon genug Schuhe? Will ich mit meinem Kauf wirklich die Leder-Produktion unterstützen?

Die letzte Frage liegt Jenna Westley besonders am Herzen. Second-Hand bedeutet für sie, Überlegen, was dahintersteckt. Sie will Tierleid und schlechte Arbeitsbedingungen nicht unterstützen. Einen Teil ihrer Einnahmen spendet sie regelmäßig an Tiere in Not.

Auch die Umwelt leidet stark durch die Modeindustrie. „Durch die Überproduktion werden viel zu viele Ressourcen verbraucht.“, beschreibt sie.

Second-Hand aus Überzeugung

Den Laden führt Jenna Westley nun seit drei Jahren. Second-Hand ist nicht ekelig oder unmodern, sondern tier- und umweltfreundlich. Und es steckt mehr dahinter als alte Klamotten. Das vermittelt die Ladenbesitzerin aus voller Überzeugung.