Bildunterschrift: Rap ist ein wichtiger Bestandteil der Jugendkultur und mehr als nur Musik. Foto: Pixabay

Haftbefehl im Unterricht? Warum nicht! Seine Texte sagen mehr über unsere Gesellschaft als so manche Schullektüre.

Ein Kommentar von Lena Verbeek

Die Netflix-Dokumentation „Babo“ über den Rapper Aykut Anhan besser bekannt als Haftbefehl hat eine Debatte ausgelöst: Sollten seine Texte im Unterricht behandelt werden? Das hessische Kultusministerium sagt nein. Dabei thematisieren seine Songs Probleme wie Armut, Trauma und Migration.

Stilmittel bleiben gleich

Haftbefehl ist nicht Goethe, doch trotzdem besitzen seine Texte Tiefe. Die Zeile „Spieglein, Spieglein an der Wand, ich schau dich an, doch wer ist dieser Mann?“ aus seinem Song „Mann im Spiegel“ zeigt, dass Metaphern nicht nur in klassischer Literatur, sondern auch im modernen Rap vorkommen.

Jugendkultur ist auch Kultur

Musik vor 40 Jahren war nicht harmloser. Songs wie „Claudia hat ´nen Schäferhund“ (Ärzte) oder „Jeanny“ (Falco) waren auch provokant. Das ist auch okay, denn sie spiegelten die Jugendkultur wider. Die Schüler kennen Haftbefehls Texte sowieso schon, aber durch die Analyse im Unterricht verstehen sie sie.

Vorsorge ist Fürsorge

Man kann aus den Fehlern anderer lernen und sie als Warnung verstehen. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ zeigt, wie abschreckend Drogen wirken können. Haftbefehls Reime tun nichts anderes. 

Rap-Texte im Unterricht sind nicht das Problem. Eine Schule ohne Wirklichkeit schon.