Das Jahr neigt sich dem Ende zu und viele überdenken ihre guten Vorsätze für das neue Jahr. Der bekannteste von allen dürfte Sport sein, aber dazu gehört auch eine gesunde Ernährung. Wer denkt, dass Fast Food und Süßigkeiten von seinem Speißeplan zu verbannen schon schwer sei, der wird sich bei veganer Kost wundern. Als Veganer meidet man alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs. Das gilt nicht nur für Fleisch, sondern auch Eier, Milch und Honig werden nicht gegessen. Besonders überzeugte Veganer tragen nicht einmal Kleidung tierischen Ursprungs. Der Grund ist meistens die ethische Einstellung. Für viele erscheint diese Lebensweise vielleicht etwas krass, aber die vegane Ernährung bietet auch viele gesundheitliche Aspekte, die von Vorteil sind. So werden Produkte mit künstlichen Zusätzen durch gesunde Rohkost ausgetauscht und helfen, sich gesünder zu ernähren. Ich als bekennende Fleischliebhaberin habe meine Ernährung eine knappe Woche lang umgestellt, um zu sehen, ob so eine Ernährungsumstellung gelingen kann.
Montag: Frühstück mal anders
Bereits am Morgen merke ich, wie sich mein Frühstück zum Überraschungstest umgewandelt hat. Normalerweise mache ich mir Toast mit Mortadella oder Mett, dazu dann einen Kaffee mit Milch. Heute muss ich allerdings umdenken, und stehe rätselnd vor dem Kühlschrank. Mehrere Minuten starre ich rein, und überlege was ich sonst auf meinen Toast packen kann. Dann fällt mir ein, dass ich meinen Kaffee ja auch nur ohne Milch trinken kann. Seufzend schmeiße ich die Kühlschranktür zu und lehne mich an die Anrichte. Es ist zu früh um jetzt kreativ zu werden. Glücklicherweise rettet mich mein Smoothie-Maker. Ich werfe einen Apfel, eine Banane und etwas Saft rein, bevor ich der Maschine erlaube, einen heiden Lärm zu machen. Hoffentlich habe ich meine Nachbarn nicht geweckt. Nach meinem Flüssig-Frühstück ziehe ich mich an und mache mich auf zum Bus. Hungrig bin ich nicht, aber der Kaffee fehlt mir doch sehr. Dass ich im Bus mal einnicke ist nichts neues, heute ist es aber besonders schlimm. Wenigstens halten mich die Schlaglöcher solange wach, dass ich meine Haltestelle nicht verpasse.
Ein wenig später erwischt mich dann doch der Hunger, natürlich mitten in der Vorlesung. Kein Wunder bei dem Frühstück. Unvorbereitet wie ich bin, knabbere ich an einem zweiten Apfel, den ich noch schnell eingepackt hatte. Leider hilft das nicht viel, weder meinem Magen, noch meiner Laune. Was noch weniger hilft, ist der Mensa-Geruch am Nachmittag. Was auch immer so gut riecht, ist sicher nicht für Veganer bestimmt. Also wickle ich mir den Schal um meine Nase und gehe eilig die Treppen runter, der Geruch macht mich nur noch hungriger.
Auf der Heimfahrt überlege ich, was ich mir kochen kann, um wenigstens noch durch den Rest des Tages zu kommen. Ich entscheide mich für eine Gemüsepfanne, die ich mit übrigen Gemüse noch schnell zubereiten kann. Normalerweise gebe ich noch Ei drüber, aber das fällt heute aus. Stattdessen gibt es eine Scheibe Brot dazu, besser als nichts. Morgen muss ich unbedingt einkaufen gehen.
Dienstag: Vegan ist nicht billig
Noch nie habe ich mich für einen Einkauf so unvorbereitet gefühlt. Obwohl ich mir vegane Rezepte rausgesucht habe, und auch genau weiß, was ich kaufen darf, kommt es mir doch so vor, als wäre meine Auswahl auf ein Minimum geschrumpft. Seit 20 Minuten renne ich schon durch den REWE und alles was in meinem Korb zu finden ist, ist etwas Gemüse, Smoothies und ein Päckchen Tofu. Die veganen Produkte stehen zusammengepfercht in den Kühltruhen, immer nur in kleinen Ecken zu finden. Dort werden die Gerichte als höchst gesund angepriesen und mit modernen, bunten Verpackungen verziert. Gut aussehen tut es, aber schmeckt es auch?
Ich entscheide mich noch für einen veganen Aufstrich, Soja Pudding, Soja Milch und Soja Johgurt. Es war unglaublich schwer an der Fleischtheke vorbeizulaufen, aber ich bleibe stark. Auch vegane Fleischprodukte lasse ich liegen, denn ich möchte komplett ohne Fleischersatz auskommen. Keines der veganen Produkte hat mich weniger als zwei Euro gekostet, und am Ende komme ich fast bei 25€ raus. Mein Geldbeutel errinert mich an meinen Magen.
Daheim versuche ich mich dann an einem Rezept, welches ich auf gymondo.de gefunden habe. „Brokkoli Tofu Bowl“ nennt sich das Gericht, und ist so simpel wie es klingt. Ich brate also Brokkoli mit Gewürzen an und schneide zum ersten Mal in meinem Leben Tofu. Der Anblick ist nicht schön, die undefinierbare, graue Masse ist nicht schön anzusehen, lässt sich aber gut schneiden. Der Geruch erinnert irgendwie an Getreide. Später finde ich heraus, dass Tofu nichts anderes als Sojoabohnenmilch ist, welche entwässert und dann zu Blöcken gepresst wird. Das Gericht selbst stammt aus China, dem Land, aus dem auch die Peking-Ente kommt. Eine Peking-Ente wäre mir jetzt lieber.
Ich gebe dem Bohnenmus aber eine Chance und lege es zu meinem Brokkoli. Als ich dann endlich dazu komme, zu essen, bin ich weder positiv, noch negativ überrascht. Ich schmecke hauptsächlich den Brokkoli und die Gewürze. Der Tofu dient hier eher als Beilage. Als ich aber einen Bissen ohne Brokkoli nehme, verzieht es mir das Gesicht. Der Nachgeschmack des Tofu ist intensiv und nicht wirklich lecker. Mit viel Wasser spüle ich den Geschmack von der Zunge und freue mich fast auf den Nachtisch. Wieder ein Apfel.
Mittwoch: Der Weihnachtsmarkt ist nichts für Veganer
Ein normaler Weihnachtsmarktbesuch startet für mich immer mit einem Glühwein, jedenfalls noch vor einer Woche. Diese Woche steht Glühwein auf meiner Tabuliste. Denn Weine werden mit Gelantine geklärt – die Meisten jedenfalls. Bioweine gibt es, aber keiner der Glühweinstände führt so einen Wein. Auch eine heiße Schokolade mit Baileys fällt weg, und so langsam vergeht mir die Weihnachtsstimmung. Hunger habe ich auch schon wieder, trotz meines Toastbrots mit Avocado. Die Gerüche auf dem Weihnachtsmarkt sind noch leckerer als in der Mensa meiner Uni. Ich fühle mich beinahe unfair behandelt. Aufgeben will ich aber noch nicht, also raffe ich mich nochmals auf und laufe mit wachsamen Blick von Stand zu Stand, in der Hoffnung, etwas veganes auf der Speisetafel zu sehen. Ich werde sogar fündig!
Blumenkohl und Backkartoffeln stehen zur Auswahl. Da ich etwas brauche, was mich satt hält, entscheide ich mich für die Backkartoffel ohne Butter oder Tzatziki. Es ist schon ziemlich trocken aber immerhin besser als nichts. Bevor ich den Weihnachtsmarkt verlasse, schaue ich noch bei den Süßigkeiten nach. Vielleicht ist ja etwas veganes hier dabei. Zucker wird in Deutschland mit pflanzlichen Komponenten raffiniert und ist daher vegan, dementsprechend groß ist meine Vorfreude. Ich presse fast meine Nase an die Scheibe als ich nach etwas suche, irgend etwas ohne Milch oder Gelatine. Tatsächlich finde ich auch hier etwas, eine Tüte gebrannte Mandeln ist nichts weiter als Hülsenfrüchte, Wasser und Zucker. Wenigstens eine Weihnachtstradition ist mir so geblieben.
Donnerstag: Alles eine Sache der Vorbereitung
Nachdem ich bereits drei Tage vegan lebe, merke ich, wie ich mich immer besser auf den Tag vorbereite. Ich packe mir eine ganze Brotdose voll mit Rohkost, Vollkorntoast mit veganem Aufstrich und einem Soja Pudding. Morgens gibt es Smoothies mit Soja Milch, welche ich am Abend zuvor bereits vorbereitet habe. Mit Früchten schmeckt sie nicht schlecht, aber im Kaffee verbreitet die Milch einen zu starken Soja-Geschmack. Darum habe ich mir angewöhnt, meinen Kaffee schwarz zu trinken. Noch verziehe ich das Gesicht, aber je öfter ich trinke, desto weniger stört es mich.
Auch in die Mensa wage ich mich an diesem Tag. Wie immer ist alles voll, laut und es riecht nach gebratenem Fleisch. Auf den Tellern der anderen Studenten kann ich genau sehen, was angeboten wird. Ich ignorieren die Fleischgerichte tapfer und starre zu den Bildschirmen rauf. Unter den vegetarischen Gerichten steht Möhrensuppe. Normalerweise nicht meine erste Wahl, aber heute bin ich froh über meine Entscheidung. Die Suppe war leicht, hat mich aber sehr gesättigt. Dazu gab es einen kleinen Salat ohne Dressing. Für die gewisse Süße habe ich mir vorher Snacktomaten besorgt. An diesem Tag bin ich erst spät wieder Zuhause, hungrig bin ich aber nicht geworden. Ich gönne mir noch einen Sojajoghurt mit Mandarinen und einem Tee. Mehr ist für den Abend nicht mehr nötig.
Freitag: Schoko-Schmacht
Obwohl ich immer besser mit meinem veganen Sepiseplan zurecht komme, fehlt es mir doch an Schokolade. Besonders zur Weihnachtszeit gönne ich mir gerne etwas mehr. Die Türchen in meinem Adventskalenders sind alle seit dem 18.12 noch zu, und warten nur darauf, geöffnet zu werden. Der hängt natürlich mitten in der Küche, sodass ich jedesmall daran vorbeilaufe. Die Tatsache, dass es sich um Kinderschokolade handelt, lässt mich über meine Willenskraft staunen. Dass ich das Ding, auf meinem Schokoentzug, noch nicht auseinandergenommen habe, beeindruckt mich. Willenskraft hin oder her, ich brauche jetzt ein Stück Schokolade. Darum gehe ich nochmals einkaufen, diesmal allerdings bei DM. Die Auswahl an bio und veganem Essen ist mir vorher nie aufgefallen, ich hatte es bloß im Gedächtnis, dass DM ja auch viel „Gesundes“ verkauft.
Sofort fallen meine Augen auf Schokoladentafeln. Die meisten haben ein Bio-Siegel auf der Packung und eine sagt mir besonders zu. Es ist sogar meine Lieblingsschokolade – weiße Reis-Schokolade. Der Markenname Veganz verrät mir sofort, dass ich diese ganz ohne Gewissensbisse essen kann. Ich schnappe mir noch eine vegane Schokocreme und esse ein Stück der Schokolade bereits auf dem Heimweg. Sieht so aus, als hätte mein Adventskalender doch noch den Tag überlebt.
Samstag: Ohne tierische Produkte ins Ziel
Heute ist mein letzer Tag mit veganem Speiseplan. Denn morgen ist Heiligabend und das Weihnachtsessen will ich mir nicht entgehen lassen. Ich freue mich schon sehr darauf, muss aber zugeben, dass mir das Fleisch weniger gefehlt hat, als ich dachte. Natürlich hätte ich zwischendurch gerne eine Bratwurst gegessen oder mir ein Sandwich gemacht. Aber die vegetarischen Alternativen waren nicht schlecht. Ich habe viele Suppenrezepte ausprobiert und Gemüsepfannen aller Art gekocht. Die meisten davon werde ich auch nach dieser Wocher noch zubereiten.
Ein letzes mal gebe ich bei Google das Wort „vegane…“ ein, um zu schauen wo ich beim Einkaufen aufpassen muss. Denn heute Abend steht ein DVD-Abend an, daher muss das Wichtigste im Vorhinein geklärt werden. Was für Snacks darf ich essen? Ich habe mir bereits Nüsse, Trockenfrüchte und Sonnenblumenkerne besorgt. Bei Popcorn und Chips bin ich mir unsicher. Auch hier kommt es wieder auf die Marke an, wie ich erfahren darf. Einige Hersteller nutzen tierische Bestandteile um ihre Chips herzustellen. Auch in vielen Süßigkeiten gibt es Milch oder Gelatine. Bevor ich aber vor meinem Rechner in Verzweiflung ausbreche, entscheide ich mich einfach nach Produkten zu suchen, die definitiv vegan sind. Dafür gibt es sogar ganze Listen online. Ich seuftze erleichtert und schreibe mir schnell einige Produkte auf, so ist der Abend jedenfalls gerettet. Durch die Snacks und das viele Tee trinken habe ich kaum hunger. Daher beende ich meinen veganen Tag mit einem letzten Smoothie bevor ich mich dann ins Bett lege.
Fazit: Vegan leben ist auf jedenfall nicht unmöglich, man muss nur lernen wie. An die Umstellung gewöhnt man sich schnell. Was stört, ist das konstante Überprüfen der Produkte. Es wird mehr Zeit damit verbracht, die Inhaltsstoffe von Verpackungen zu lesen, als wirklich einzukaufen. Wenn man aber bereits seine Produktreihe gefunden hat, ist das auch nicht mehr so problematisch. Ein anderer Einschränkungspunkt sind die Kosten. Vegane Produkte kosten manchmal doppelt so viel und das kann besonders für einen Studenten schnell auf die Tasche gehen. Gesund lebt man so aber auf jeden Fall. Ich habe täglich mit frischen Zutaten gekocht und vielmehr Rohkost zu mir genommen als sonst. Auch der Kopf spielte eine Rolle. Durch meine Ernährungsumstellung habe ich mich fitter gefühlt, denn mir war bewusst, dass ich meinem Körper etwas Gutes tue.
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