Samstag, 22 Uhr: Ich trinke ein Glas Rotwein und schaue was auf Instagram passiert. Plötzlich bekomme ich Werbung: False Vampires – Satans Basement. Die Katze auf dem Cover fasziniert mich, ich öffne Spotify. Schnell gefallen mir die Klänge, ich will mehr erfahren. Wie macht man solche Musik? Ich treffe Wayne Moyer, den Schöpfer des Solo-Projekts bei Zoom, um mehr über das Universum zu erfahren, dass er während der Quarantäne in seinem Keller schuf und bekomme meine Antwort.
Mitternacht Deutscher Zeit: In Pennsylvania bei Wayne Moyer ist es erst 18 Uhr oder auch 6 pm. Eigentlich bin ich müde, würde schon längst im Traumland herumtänzeln, doch der Blick des 38jährigen auf die Welt hält mich schnell wach, das Adrenalin strömt.
Wie das Marvel-Universum
Nach einer freundlichen Begrüßung und Austausch, wie die politische Lage beim jeweils anderen ist, klärt sich, wer die faszinierende schwarze Katze ist. Wayne wirkt stolz und grinst: „Das ist mein Kater Tiberius. Er ist sowas wie mein Sohn. Ich habe keine Kinder, also ist er mein Kind. Auf dem Albumcover sitzt er einfach auf dem Sofa. Aber er hatte diesen verrückten, dämonischen Blick. Ich habe dann auf Instagram eine Umfrage gestartet, ob er mein Album Cover sein soll. Die Antworten waren 100% „JA“. Also eigentlich ist er hier der wahre Superstar.”
Satans Basement umgibt eine dunkle und doch beruhigende Ästhetik, der Sound erinnert an Depeche Mode oder The Smiths, alles gehört zusammen, ist stimmig. „Jede Geschichte, die ich erzähle, findet im selben Universum statt. Das kann man sich vorstellen wie beim Marvel-Universum.“ Ich beginne zu verstehen.
„Ich war ein katholischer Junge, der erwachsen wurde“
Bereits als Kind kommt Wayne in Berührung mit den düsteren Themen, dieser Erlebnisse sollen später seine Musik prägen. Als Kind schreibt er gemeinsam mit seiner Großmutter Gedichte über den Tod. Seit früher Kindheit wird Wayne von Edgar Allan Poe, Stephen King und Vincent Price inspiriert. Seine Tante macht ihn sehr früh mit theatralischen Musikern, etwa wie Queen oder David Bowie, bekannt. Letzterer bildet gemeinsam mit Steven Patrick Morrissey die Basis für Moyers Gesang.
Doch auch seine Biografie spielt eine erhebliche Rolle in seiner Musik. „Ich wuchs sehr religiös auf, ging sogar auf eine katholische Schule. Ich war ein katholischer Junge, der erwachsen wurde – und genau das sagte mir, dass ich eben das nicht mehr sein will: ein Katholik.“ Seine Titel wie „The Devil Wants You Calm“ oder „A Vampire Lets Everything Go In The End“ klingen düster, sind aber Liebeslieder – jedoch aus einer anderen Perspektive. „Das Album sollte ursprünglich davon handeln, wie Satan sich in ein menschliches Mädchen verliebt“, erklärt Wayne. Themen rund um Horror und Okkultismus faszinieren den Künstler einfach. „Ich habe nicht viel mit dunklen Künsten zu tun aber ich sympathisiere schon mit dem Satanic Temple. Es geht nicht darum, Satan anzubeten. Es geht mehr um Gleichberechtigung und Menschenrechte. Es geht darum, an sich selbst zu glauben, ohne dafür an ein höheres Wesen im Himmel zu glauben.“ Seine Stimme wirkt sanft: „Ich bin trotzdem kein Satanist. Es gab in meinem Leben, umgeben von Katholizismus, so vieles, das mich abschreckte. Mir gefällt der Gedanke, an sich selbst zu glauben.“ Als ob er es beweisen will, fügt er hinzu: „Das lustige daran ist: Ich bin eine unglaublich glückliche Person. Überhaupt nicht negativ. Auch wenn viele Menschen das direkt denken, wenn es um Satanismus geht. Man muss das Stigma bekämpfen und ihnen zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist.“
Seltsam normale Menschen mit seltsam normalen Seelen
Die Zeit verfliegt, die Nacht schreite voran und ich bin tagwach. Aktuell arbeitet der Künstler mit seinem besten Freund und Musiker Hakiim Jones, den er als seinen „Partner in Crime“ beschreibt, an einem Konzept-Album. Es handelt von Hexen und Roxy, um die es bereits in seinem Song„Cabaret“ geht. Doch wie stellt er sich seine Charaktere vor? Er überlegt kurz und schmunzelt: „Meine Charaktere sehen aus wie seltsam normale Menschen mit seltsamen Seelen. Denn wenn ich mir Satan vorstelle, dann stelle ich mir nicht einen dunklen Lord mit Hörnern vor. Ich stelle ihn mir wie eine normale Person vor. Denn der Teufel könnte eigentlich jeder von uns sein.”
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