Bildunterschrift: Die rote Schleife ist weltweit ein Symbol für Solidarität mit Menschen, die von HIV und AIDS betroffen sind. (Foto: pixabay) 

Die Aidshilfe NRW warnt vor einem Anstieg der Infektionszahlen, sollten die regulären Fördermittel flächendeckend gekürzt werden. Auch regionale Beratungsstelleerwarteeine erhebliche Einschränkung ihrer Angebote. 

Von Ben Brossmann 

Im aktuellen NRW-Haushaltsentwurf wollen CDU und Bündnis 90/Die Grünen die Fördermittel für die Aidshilfe um fast eine halbe Million senken. Künftig soll es nur noch 4,2 Millionen Euro geben. Grund dafür seien die angespannte Haushaltslage und notwendige Sparmaßnahmen im sozialen Bereich. Die regionalen Aidshilfen wollen das nicht hinnehmen. 

„Ein Schlag ins Kontor“ 

Sollte diese Förderung nämlich ausbleiben, drohen wieder steigende Infektionszahlen des Virus. Das erklärt Arne Kayser, Leiter der regionalen Beratungsstelle Bochum. „Besonders die Präventionsarbeit der Aidshilfe ist wichtig. Die geplanten Kürzungen sind ein Schlag ins Kontor. Weniger finanzielle Mittel führen dazu, dass ich zwingend Mitarbeiter entlassen muss, was wiederum weniger Präventionsarbeit bedeuten würde.“ Diese sei allerdings noch immer zwingend notwendig. Die Kürzungen würden nämlich indirekt gerade die Personen treffen, die schwer Zugang zum Gesundheitssystem finden. „AIDS lässt sich aber nur besiegen, wenn in der Prävention gezielt mit gefährdeten Gruppen gearbeitet werden kann. Deshalb brauchen wir lokale Beratungsstellen.“ Auch Aufklärung für Jugendliche sei nach wie vor wichtig. 

Strukturen müssten hinterfragt werden 

Aus dem NRW-Gesundheitsministerium heißt es, das Land habe mittlerweile eine gut ausgestaltete Struktur, um HIV vorzubeugen und zu behandeln. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage ist es an der Zeit, die seit 20 Jahren unverändert bestehenden Strukturen zu hinterfragen und an die aktuellen Bedarfe anzupassen“, erklärt eine Sprecherin. Das Land NRW wird 2025 laut der letzten Steuerschätzung neue Schulden aufnehmen müssen. Denn schon jetzt klafft im Haushalt eine Lücke von mehr als einer Milliarde Euro.

Aus finanzieller Sicht sei die Kürzung dennoch irrsinnig, schätzt Experte Guido Schlimbach, Sprecher der Aidshilfe NRW.Er rechnet mit steigenden Infektionszahlen und damit auch mit mehr Kosten für die Allgemeinheit. „Infiziert sich ein Mensch mit HIV, kostet die Behandlung für das gesamte Leben etwa 500.000 Euro. Bereits eine Infektion macht also schon mehr aus als die gekürzten Fördermittel.“

Kein besorgniserregender Trend an Neuinfektionen 

Derzeit ist in NRW kein besorgniserregender Trend vom HIV-Virus zu verzeichnen. Mit geschätzten 440 Neuinfektionen im Jahr 2023 nähert sich das Geschehen lediglich langsam dem Niveau vor der Corona-Pandemie an. Am 19. Dezember entscheidet der Landtag NRW, ob die Fördermittel tatsächlich flächendeckend gekürzt werden.