Andre Naumann ist mittlerweile 20 Jahre alt und ein Profispieler im Eishockey. Ersten Eishockeyspielen folgen ein Sportinternat und ein Angebot der deutschen Nationalmannschaft. Der junge Sportler erzählt vom Training, seinem Alltag als Profispieler und seinen Träumen im Eishockey.
Wie bist Du zum Eishockey gekommen?
Die Sportart wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Mein Vater ist leidenschaftlicher Eishockeyspieler, meine Mutter hat früher Eiskunstlauf gemacht. Seit ich laufen kann, stehe ich auf dem Eis. Mit vier Jahren war ich in meinem ersten Verein, dem „Adler Mannheim“. Zwei Jahre später spielte ich meine ersten Spiele. Seit wir 2007 die deutschen Meisterschaften in unserer Altersklasse gewonnen haben, war für mich klar, dass ich mein Hobby zum Beruf machen möchte.
Du hast Dein Abitur dieses Jahr auf einem Sportgymnasium gemacht. Kannst Du Deinen Schulalltag kurz beschreiben?
Der Fokus lag ganz klar auf dem Training. Wir haben 7-8 Mal pro Woche trainiert. Dazu kamen Spiele am Wochenende. Ich hatte ein Stipendium wie die meisten von uns. Das Sportinternat wäre sonst für meine Eltern viel zu teuer geworden. Das heißt aber auch, dass die Noten stimmen mussten. Seit der fünften Klasse musste ich einen Schnitt von mindestens 2,0 halten. An manchen Tagen sind wir morgens um 5 Uhr zum Training gegangen, hatten dann Unterricht und mussten nach der Schule lernen. Abends gab es dann noch eine Trainingseinheit. Es gab wirklich Momente, in denen ich mich gefragt habe, warum ich das überhaupt mache.
Wie viel Zeit hattest Du bei so einem straffen Tagesplan für Deine Freunde?
Mehr, als man vielleicht denkt. (lacht)
Meine Mannschaftskollegen sind meine Freunde. Klingt jetzt kitschig, aber eigentlich sind wir wie eine Familie. Wenn man zusammen lebt, lernt und trainiert sieht man sich den ganzen Tag. Das verbindet. Besonders Erfolge und Niederlagen, die wir durch das Eishockey zusammen durchgestanden haben, schweißen zusammen.
Jetzt ist die Schulzeit vorbei und das Sportinternat Vergangenheit. Wie geht es für Dich weiter?
Vor ein paar Wochen habe ich ein Angebot für die deutsche Nationalmannschaft bekommen. In Deutschland gibt es im Eishockey aber leider nicht so gute Karrierechancen. Unsere Spiele vom Alder Mannheim werden im Fernsehen übertragen. Das ist natürlich jedes Mal auf’s Neue ein Erfolgserlebnis.
Mein Traum ist es jedoch, in Kanada zu spielen – deswegen habe ich das Angebot der Nationalmannschaft abgelehnt. Ab Februar studiere ich in Toronto Sportmanagement. Bei welcher Mannschaft ich dort anfange, steht noch nicht ganz fest.
Ein ziemlich großer Schritt, so weit wegzuziehen. Wie geht es Dir damit?
Ich hab mir das Ganze lange überlegt. Wenn ich hier bleiben würde, würde ich im Eishockey nie weiter kommen, als ich es momentan bin. Weil ich im Internat wohne seit ich 10 Jahre alt bin, habe ich meine Familie sowieso nur alle paar Monate gesehen.
Das Schlimmste ist, von meinen Freunden wegzugehen. Aber das ist nach dem Abi ja auch normal. Natürlich bin ich aufgeregt und gespannt, was der Neuanfang zu bieten hat. In erster Linie freue ich mich jedoch auf das Studium und hoffentlich bessere Karrierechancen in Kanada.
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