„Du und drei Tage nur Fast-Food! Ist das dein Ernst?“ Die Frage meines Mannes klang genau so ungläubig wie der Gedanke daran, dass „Ich“ mich in den nächsten Tagen nur von Pizza, Burger und Pommes ernähren werde. Ich – die immer darauf achtet, dass genug Obst für die Family im Haus ist, immer brav die Äpfel zu jeden Ausflug schnippelt und die einfach schon seit 6 Jahren rein vegetarisch lebt. Keiner finden den Gedanken so absurd wie ich selber. Aber im Ernst, was sind schon 3 Tage?
Ist doch eh alles Pommes
Was definiert sich eigentlich als Fast-Food? Wenn wir nicht direkt vom Namen ableiten – schnell verzehrbare Speisen – Lebensmittel mit einem meistens hohen Verarbeitungsgrad, einer hohe Energiedichte und die einen niedrigen Gehalt an Mikronährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen aufweisen, werden als Fast-Food bezeichnet.
Du bist was du Isst oder doch eine selbstzerstörende Spezies?
Fast-Food ist ungesund, das ist keine Überraschung. Wer viele dieser Lebensmittel konsumiert, wird dick und ist anfälliger für Krankheiten. Auch das sind keine neuen Erkenntnisse. Doch wie reagiert eigentlich unsere Körper auf diese spezielle Art von Überkonsum dieser Nährstoffe genau? Vor etwa fünf Jahren wiesen Forscher in einer Studie nach, dass massiv zucker- und fetthaltige Lebensmittel sich drastisch auf unser Gehirn auswirken. Denn nach bereits drei Tagen reagiert das Gehirn im Körper wie auf eine bakterielle Entzündung, mit möglicherweise dauerhaften Folgen für unseren Organismus.
„Diese Art von Ernährung führt zu einem unerwarteten Anstieg einiger Immunzellen im Blut. Ausgerechnet die Immunzellen, die die Gefäßverkalkungen und Diabetes fördern“ erklärt Anette Christ, Postdoktorantin am Institut für angeborene Immunität der Universität Bonn in einer Mitteilung. Nachdem sie und ihr Team vier Wochen lang typische westliche Fast-Food-Kost an Mäuse verfütterten. In diesem Zeitraum bekamen die Tiere nur fett- und zuckerreiche sowie ballaststoffarme Nahrung vorgesetzt. Das Ergebnis: Die Tiere entwickelten massive Entzündungsreaktionen im gesamten Körper, vergleichbar mit denen nach einer gefährlichen bakteriellen Infektion.
1. Tag: Und schmeckt?
Es ist 5 Uhr morgens. Ich bereite mich auf einen Arbeitstag vor. In Gedanken gehe ich durch was ich gleich essen könnte. Ich habe am Abend vorher bereits die Speisekarte studiert und mit meinem Mann darüber gelacht wie unsinnig viele Kalorien einfach so ein Menü hat. Meine Wahl fiel auf ein Toast Egg and Tomato und weil ich noch nie einen gegessen hatte noch ein Muffin mit Ei. Irgendwie freute ich mich auf meine neue Art von Frühstück. Es ist wie ein kleines kulinarisches Abenteuer nur in „ungesund“. Ich freute mich trotzdem auf mein kleines Experiment.
Ich fuhr zum Schalter bestellte mein Essen und nahm meine warme, braune Papiertüte durch mein Autofenster entgegen. Ich fuhr auf den Parkplatz, denn beim Fahren essen wollte ich nicht. Ich wollte diese Mahlzeit bewusst genießen.
Die warme Tüte ruhte auf meinem Schoß. Es war frisch für mich zubereitet, bildete ich mir wenigstens ein. Der Toast war wirklich heiß und die Kombination aus Ei und Tomaten schmeckt eigentlich ganz gut, jedoch nicht spektakulär. Aber was will ich auch von einem
Toast erwarten? Danach der Muffin – meine Erwartungen waren hoch, schließlich war es mein Erster. Er war in Papier umwickelt und kleiner als ich gedacht habe. Mein erster Gedanke – wie haben die das Ei in diese unnatürliche Form gepresst? Leider auch hier kein großes Geschmackserlebnis.
11:00 Uhr Wann ist Mittag? 11:45 Uhr Ist gleich Mittag? 12:10 Uhr „Ihre Bestellung bitte!“ Der erste halbe Tag und ich fühle mich schon verhungert. Egal, dafür gibt es zum Mittag einen dicken Burger mit Pommes und Getränk. Ein kleines Eis mit Karamell Soße habe ich mir auch dazu bestellt. Insgesamt hat diese komplette Mahlzeit knappe 1400 Kalorien. Mit meinem Frühstück zusammen habe ich bereits meinen empfohlenen Kaloriensatz für einen Tag erreicht. Ganz ehrlich – das wundert mich kein bisschen. Denn wonach dieses Essen besonders riecht ist Fett. Natürlich riecht es lecker und es schmeckte auch bis auf die weiche Konsistenz des Burgers ganz gut. Aber dieser Geruch von frittiertem Öl spricht mich einfach nicht an.
Ich frage mich während des ganzen Nachmittages, wann die ersten Anzeichen meines Körpers auftreten. Ich stehe auf, hole mir einen Kaffee und gehe wieder an meinen Arbeitsplatz. Ich werde nervös und mache mir Gedanken über den Artikel mit den Mäusen. Bin ich jetzt die Maus? Schädige ich für diesen dummen Versuch meinen Körper dauerhaft? Warum bin ich jetzt so aufgekratzt? In diesem Moment hatte ich meine Anzeichen gefunden. Ich bin eigentlich immer ruhig und entspannt, aber nach einem halben Liter Cola und diversen Kaffees werden auch ich zum sprichwörtlichen DuracellHasen.
Lobeshymne aufs Überleben
Vor kurzen habe ich auf Netflix eine Minidokumentation über eine Fast-Food Kette gesehen. In einer der Szenen zeigten sie eine Mann, der seinen 100.000 Big Mac gegessen hat. Es hab einen Riesenrummel um seine Person. Zu diesem Zeitpunkt fragte ich mich, was für Menschen sich das freiwillig antun? Sind es Masochisten, Irre oder einfach nur Menschen die unbedingt mal ins Fernsehen wollen. Diese Fast-Food Kette hat den Mann für seine Leistung geehrt und ausgezeichnet. Das fühlt sich genauso absurd an, als würde man hierzulande dafür ausgezeichnet werden, zu Fuß die Autobahn überquert zu haben. Ich sehe die Banner vor meinem inneren Auge: „Herzlichen Glückwunsch Sie haben es überlebt“. In diesem Moment wurde mir klar, was dieser menschliche Organismus leisten, muss um 100.000 Burger zu überleben. Danke Körper! Wir schaffen das – nur noch 2 Tage.
Tag 2. Wenn der Kopfsalat anfängt sexy zusein
Ich habe unheimlich schlecht geschlafen, mich ständig nur gewälzt. Ich fühle mich total unausgeglichen und erschöpft – und das obwohl ich dann trotzdem noch mehr als acht Stunden geschlafen habe. Aber erstmal einen Kaffee! „Einen großen Bitte! Mit extra Sahne und Schokosoße!“
„Du siehst so wunderschön aus“. Ich stehe vor einem Kühlregal in dem kleine Plastikbecher mit frisch geschnittenem Obst drin stehen. Diese bunten Farben und die Beleuchtung des Regals lassen für mich die kleine Becher schon fast engelsgleich wirken. Kleine Engel in allen Regenbogenfarben, ich kann die Vitamine förmlich schmecken. In meinen Gedanken wäge ich gerade ab ob es cheaten ist, wenn ich Obst anstelle der Burger und Co. Essen würde. Das fühlt sich so paradox an, denn es hat sich noch niemals für mich falsch angefühlt Obst oder Gemüse zu essen. Ich wollte es durchziehen, nur noch 1 1/2 Tage.
Ein harter Kampf mit einem Fisch
Ich hatte nun wirklich keinen Bock mehr auf Pommes. Ich brauchte eine Alternative. Wie wäre es mit Fisch? „Einmal Backfisch bitte mit Remoulade“ bedeutet einmal in Fett gebadeter Fisch für schlappe 720 Kalorien. Eigentlich habe ich keinen Hunger auf das frittierte Ding in meiner Hand. Ich sehe wie vorbeilaufende Passanten, neidisch auf mein Essen schielen. Ich glaube wenn sie mich fragen würden, ließe ich direkt einen Fremden davon abbeißen. Hauptsache ich muss es nicht komplett aufessen. Tue ich auch nicht, ich schaffe knapp die Hälfte. Es steht 1:0 für den Fisch.
„Einmal die komplette Karte bitte“
Am selben Tag besuche ich meine Schwester, die im 40 Kilometer entfernten Neuss wohnt.
Normalerweise kocht meine Schwester immer für mich und ich liebe es, wenn sie für mich kocht. Aber heute ist es anders „Wir bestellen heute Essen. Pizza, Pasta und alles was richtig viel Käse hat“. Diese Gerichte musste ich nicht lange suchen. Unter einer Stunde stand unser Tisch voll mit Essen und mit voll meine ich wirklich voll. Pizzakarton an Pizzakarton, kleine, heiße Alu-Schälchen auf Tellern, duftende Pizzabrötchen und zig Töpfchen mit Alioli und Kräuterbutter. Wenn dann richtig!
Auch diese Nacht war wieder die Hölle. Ich konnte nicht einschlafen. Mein Magen war so intensiv damit beschäftigt diese Pizzen, Pizzas und Kohlenhydrate zu verarbeiten, dass er meinem Körper keine Ruhe zum schlafen gönnt. Mein Magen bestraft mich. Während ich wach liege, überschlage ich die Kalorien in meinem Kopf, die ich wohl heute zu mir genommen habe. Ich bin irgendwo in einem unmöglichen Bereich stehen geblieben. Egal! Nur noch ein Tag.
Tag 3. Oder auch, wie ich mir alles noch mal durch den Kopf gehen lies?
Sagen wir so, es waren nicht nur die Gedanken über die Kalorien, die ich mir durch den Kopf gehen ließ. Es gab sogar ein Wiedersehen mit dem Fisch. 2:0 für den Fisch. Näheres erspare ich euch. Ich sage nur soviel: Während ich in den letzten zwei Tagen weit über 2000 Kalorien zu mir genommen habe, waren es am dritten Tag maximal 200. Ich konnte erst abends wieder etwas essen und die Banane war wirklich die leckerste, die ich in meinem ganzen Leben verspeisen durfte.
Mein Fazit zu diesem Selbstexperiment: „Auf keinen Fall nachmachen“.
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