Kaum ein Thema bietet so viel Zündstoff für hitzige Diskussionen wie das Gendern. Dabei ist diese Debatte mehr als überflüssig, denn Gendern sollte fester Bestandteil der deutschen Sprache werden.

Ein Kommentar von Sophia Falkowski

Gendern ist der Versuch, nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Transpersonen mit in die Sprache einzubinden. Alle Geschlechter sollen sich gesellschaftlich gesehen, akzeptiert und angesprochen fühlen. Mit dieser Aussage sollte die Diskussion um das Gendern eigentlich schon beendet sein. Doch leider ist es nicht so simpel.

Viele empfinden Gendern als zu aufwendig und lassen es daher einfach sein, ohne sich weiter mit dem Thema zu befassen. Schade. Es sollten sich mehr Menschen mit dem Gedanken hinter dem Gendern auseinandersetzen. Dann würde schnell deutlich werden, wie wichtig das kleine Sternchen und die kurze Sprechpause am Wortende für bestimmte Randgruppen sind.

Sprache erzeugt männliche Bilder

Also verflüchtigen sich Kritiker*innen der geschlechtsneutralen Sprache in Aussagen wie: „Aber mit Polizist ist doch jeder gemeint, auch seine Kolleginnen“. Jedoch ist es wissenschaftlich bewiesen, dass das so nicht stimmt. Die Universität Mainz hat in einer Studie festgestellt: Wenn nur die männliche Form genutzt wird, auch vorwiegend an Männer gedacht wird. Selbst wenn der Sprecher mehrere Geschlechter gleichberechtigt mit einschließen wollte, kann er es nicht, da die Zuhörenden unterbewusst durch seine Sprachwahl beeinflusst werden. Ähnlich verhält es sich bei Stellenausschreibungen, die nicht gegendert worden sind. Es bewerben sich laut der TU Dortmund weniger weibliche oder transsexuelle Personen auf die Stelle als bei einer gegenderten Ausschreibung. Es lässt sich also wissenschaftlich festhalten, dass Aussagen wie die oben nicht mehr sind als eine faule Ausrede.

Sprachwandel statt Sprachverfall

Andere fürchten, dass die deutsche Sprache verunstaltet würde. Eine ziemlich heftige Reaktion auf ein kleines *innen am Endes eines Substantives. Diese Angst ist lächerlich, denn Sprache ist kein festes Konstrukt. Die deutsche Sprache hat sich im Laufe der Zeit immer wieder an gesellschaftliche Entwicklungen anpasst. Deshalb hört sich das heutige Deutsch auch anders als das zu Goethes Zeiten an. Schon damals haben die Menschen anfangs die Veränderungen in der Sprache kritisiert, bis sie diese schließlich angenommen haben. Ähnlich wird es sich mit dem Gendern verhalten. Sich gegen diesen Wandel zu stellen, wäre wie auf Computer zu verzichten und lieber bei analogen Medien zu bleiben: rückschrittlich. Gendern ist eben keine sinnlose Spielerei. Der geringe Aufwand, der für das Gendern betrieben wird, steht in keinem Vergleich zu dem Effekt, den es für die Gesellschaft erzielt. Es sorgt dafür, dass mehr über Geschlechterrollen nachgedacht wird, Minderheiten sichtbarer werden und hilft Menschen aus dem starren Geschlechterbild heraus. Es existiert keine schlüssige Begründung gegen das Gendern, außer aus Ignoranz, Egoismus oder Unwissenheit.