Geringe Deutschkenntnisse, Leseanfänger oder Lernschwierigkeit: Geschriebenes zu lesen und zu verstehen fällt nicht allen Menschen leicht. Deshalb gibt es Leichte Sprache.
Diagnose Lungenkrebs. Für Betroffene ist es wichtig, Krankheit, Verlauf und Behandlung zu verstehen. Anfang November hat der Krebsinformationsdienst deshalb eine Broschüre zu Lungenkrebs herausgegeben – in Leichter Sprache. Das Ziel: „allen Menschen in Deutschland gut verständliche Informationen zum Thema Krebs zur Verfügung zu stellen“.
Verständlichkeit und Zugang zu Informationen – für Jedermann – sind die Ziele der Leichten Sprache. Kurze Sätze, kein Genitiv, keine Konjunktive, keine Metaphern. Wortzusammensetzungen werden mit einem Bindestich oder einem Punkt gekoppelt. Fach-/Fremdwörter werden durch einfache Wörter ersetzt oder erklärt, wenn sie unersetzlich sind. Das sind nur einige der Regeln , die das Bundesministerium für Soziales und Arbeit (BAMS) mit dem Netzwerk Leichte Sprache e.V. herausgearbeitet hat. Die Zielgruppe sind Menschen mit Lernschwierigkeiten, ältere Menschen oder Menschen, die nicht gut lesen können oder deren Muttersprache nicht Deutsch ist.
Medien schreiben einfache Texte
Die üblichen Nachrichten versteht Jan Kleen (24) nur schwer. Das liegt vor allem an Fachwörtern, die benutzt, nicht aber erklärt werden. Die Werkstatt für Behinderungen, in der er arbeitet, gründete vor kurzem eine Gruppe für Leichte Sprache. Seitdem liest er solche Texte häufiger und ist überzeugt. „Es gibt ganz viele Menschen mit einer Behinderung, oder auch andere, die nicht so gut lesen können, für die wird es dann einfacher.“ Er wünscht sich, dass Leichte Sprache alltäglich wird.
Immer mehr Medien, darunter NDR, mdr, sr und die taz schreiben aktuelle Nachrichten in verständlicher Sprache. Der Deutschlandfunk veröffentlicht einen Wochenrückblick auf der eigens dafür erstellten Website nachrichtenleicht.de. Unter jedem Artikel finden sich Definitionen zu den Begriffen, die im Text verwendet wurden. Zum Reformationstag schreiben die Redakteure beispielsweise:
„Vor 500 Jahren hat der Theologe Martin Luther viele Ideen gehabt. Er wollte die katholische Kirche erneuern. Luther hat viele Dinge nicht gut gefunden, die die katholische Kirche gemacht hat. Zum Beispiel den Ablass-Handel. Das bedeutete: Für Geld konnte sich jeder von seinen Sünden freikaufen.“
Behörden verpflichtet
Nicht nur Menschen mit anderer Muttersprache als Deutsch fällt das Verstehen von Texten schwer; bei Behördendeutsch haben auch Deutsch-Muttersprachler Schwierigkeiten. Seit der Weiterentwicklung des Behindertengleichstellungsrechts 2016 sind Behörden jedoch verpflichtet, Informationen in Leichter Sprache bereitzustellen. So findet sich auf den entsprechenden Websites meist oben rechts der Hinweis auf „Leichte Sprache“, beispielsweise auf der Seite der Bundesagentur für Arbeit.
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