Das Coronavirus, Impfungen und Impfdurchbrüche sind die Topthemen in unserer Gesellschaft. Stellt sich die Frage: „Ist eine Boosterimpfung empfehlenswert oder nicht?“ Rettungssanitäter Jannik Petter ist dagegen. Schülerin Hannah Alleblas befürwortet die Booster-Impfung, obwohl sie trotz Impfung an Corona erkrankt ist.
Von Caroline Höfels
„Es ist mehr als nur eine Erkältung“, Hannah Alleblas ist 17 Jahre alt, bereits zwei Mal mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech geimpft und hat sich trotzdem mit Corona infiziert. Gerade ist der Schulalltag zurückgekehrt, schon muss die 17-Jährige in Quarantäne. In ihrer Freizeit spielt sie Handball und besucht ebenfalls das Fitnessstudio. „Es ist komisch, nicht genau zu wissen, wo ich mich letztendlich infiziert habe.“
Die Meinung der 17-Jährigen zu der Booster-Impfung hat sich wegen ihrer Infektion nicht geändert, sondern sie eher darin bestärkt. „Es hat mich schon ziemlich mitgenommen“, erklärt sie. „Ich möchte nicht wissen, wie schlecht es mir ergangen wäre, wäre ich zuvor nicht geimpft gewesen.“ Das bestätigt auch Dr. med. Sebastian Tischler, Assistenzarzt für Anästhesie und Intensivmedizin aus Bottrop: „Tatsächlich gibt es auch Menschen, die bereits eine Booster-Impfung bekommen haben, sich dennoch mit Covid infiziert haben, aber keine schwerwiegenden Symptome zeigten.“
Impf-Skepsis als Rettungssanitäter
Jannik Petter hingegen lehnt die Booster-Impfung ab. Der 28-jährige Rettungssanitäter hat sich bislang gar nicht impfen lassen. Gerade in seinem Beruf erscheint dies als seltsam. Als absoluter Impfgegner möchte er jedoch nicht bezeichnet werden. Aus Angst vor Sanktionen möchte er daher anonym bleiben. Seinen Namen haben wir auf seinen Wunsch hin geändert. „Grundsätzlich ist der Hintergedanke gut und richtig, dass jeder Mensch vollständig immunisiert ist, allerdings haben wir noch immer keine Herdenimmunität erreicht“, meint Jannik. „Nebenwirkungen gibt es bei jeder Impfung, aber ich wollte nicht zu denjenigen gehören, die sich als erstes gegen Corona impfen lassen und das Geschehen erst einmal mit Vorsicht genießen.“ Heute, 133 Millionen in Deutschland verabreichte Impfdosen später, zählt er nach wie vor zu den Ungeimpften, weil er der Meinung ist, dass jeder selbst entscheiden sollte.
Die Tatsache, dass Jannik Petter sich nicht impfen lässt, hat er weniger an der Berichterstattung in den Nachrichten, sondern an den Erfahrungen in seinem privaten Umfeld festgemacht. „Die Impfung sollte nicht nur einen starken Verlauf des Virus vermeiden, vielmehr sollte sie eine Ansteckung und Übertragung vollständig vermeiden.“
Ungeimpfte stellen eine Gefahr dar
Der angehende Intensivmediziner Sebastian Tischler kann für Ungeimpfte kein Verständnis aufbringen: „Menschen, die sich ungeimpft infizieren, erleiden deutlich schwerere Verläufe. Es ist nachgewiesen, dass sie eine höhere Viruslast haben, sprich ansteckender sind als Geimpfte“, betont er und ergänzt: „Gerade deswegen ist es wichtig, dass sich bereits doppelt Geimpfte boostern lassen, denn eine Ansteckung ist auch nach der Impfung möglich. Die Symptome der Erkrankung sind allerdings deutlich gemindert bis kaum spürbar.“
Die Schülerin Hannah hat sich zuvor mit dem Thema auseinandergesetzt – und doch hat sie sich mit Virus angesteckt. Sie bemerkte Symptome wie Halsschmerzen, Schnupfen, später dann Husten. „Ich hatte teils starke Hustenanfälle mehrmals täglich minutenlang.“ In der ersten Woche konnte sie nicht am Unterricht teilnehmen. In der zweiten Woche hatte sie die Möglichkeit, sich digital zu den Unterrichtsstunden zuschalten zu lassen. „Das habe ich auch gemacht, da es mir nach einer Woche schon viel besser geht“.
Ungewissheit über langfristige Impffolgen
Dass Jannik Petter beruflich ständig und seit Pandemiebeginn mit infizierten Personen in Kontakt kommt, lässt ihn nicht kalt, bereitet ihm aber auch keine Angst. „Natürlich möchte ich nicht auf einer Intensivstation behandelt werden müssen oder an den Folgen von Corona leiden, niemand möchte das. Fakt ist aber, dass es genügend Impfdurchbrüche gibt.“ Seit Beginn des Jahres sind dem Robert-Koch-Institut (RKI) rund 215.000 Impfdurchbrüche bekannt. Der höchste Anteil liegt hier bei den über 60-Jährigen. Über mögliche langfristige Folgen ist noch zu wenig bekannt. Diese Ungewissheit lässt den 28-Jährigen zögern. „Es ist kein Jahr vergangen, und es wurden noch nicht genügend Studien durchgeführt, was der Impfstoff im Körper auslösen kann.“
Impfpflicht im Gesundheitswesen
Seit Anfang Dezember besteht eine Impfpflicht im Gesundheitswesen. Die Booster-Impfung sollte jeder wahrnehmen, der die Möglichkeit hat, insbesondere im Gesundheitswesen“, bestätigt auch Dr. med. Sebastian Tischler: „Es darf nicht sein, dass von Menschen, die die Bedürftigen versorgen, eine zusätzliche Gefahr ausgeht“.
Jannik Petter sieht das anders: „Wenn es einen Totimpfstoff geben wird, lasse ich mich impfen.“ Totimpfstoffe sind solche, die nur abgetötete Erreger enthalten und sich nicht mehr vermehren können. Aktuell hat Petter Urlaub und geht davon aus, dass er sich nun ausdrücklich gegen seinen Willen impfen lassen muss. Für Hannah Alleblas hingegen stand nie zur Debatte, ob sie sich impfen lässt. Es war vom ersten Tag an zweifelsfrei. Positiv getestet wurde sie in der Schule. „Ich war mit der Situation überfordert und habe tatsächlich weinen müssen“, erzählt sie. „Gerade wenn ich sehe, wie schnell sich das Virus aktuell wieder ausbreitet, möchte ich natürlich nicht Teil des Problems sein.“
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