Bildunterschrift: Der Konflikt um das Rentenpaket spitzt sich zu. Foto: Pixabay

Die Kritik am geplanten Rentenpaket der Bundesregierung reißt nicht ab. Besonders junge Menschen – auch aus der Jungen Union – sehen die Reform kritisch.

Ein Bericht von Nicolas Haack

Union und SPD haben sich darauf geeinigt, die Haltelinie des Rentenniveaus bis 2031 auf 48 Prozent festzusetzen. Einfach gesagt: Jeder, der mehr als 45 Jahre gearbeitet hat, kann mit einem Durchschnittsverdienst von 48 Prozent als Rente rechnen. Und auch, über 2031 soll das Rentenniveau höher angesetzt werden als nach aktueller Rechtslage. 

Sorge vor Kostenexplosion
Doch das will der Parteinachwuchs der Union so nicht mittragen. 18 Mitglieder der Jungen Union unterstützen zwar die Haltelinie bis 2031 lehnen allerdings eine anschließende Erhöhung aufgrund der befürchteten Mehrkosten ab. Sie warnen davor, dass diese überwiegend von der jungen Generation getragen werden. 

Davon ist auch Marvin Lieb aus Bottrop betroffen. Der 21- Jährige, der vor zwei Jahren seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker abgeschlossen hat, empfindet die Kritik als berechtigt. „Klar müssen wir schauen, dass die Rente der Älteren gesichert ist, allerdings kann das nicht nur auf unsere Kosten passieren.“ Und auch Gedanken über die eigene Altersvorsorge bleiben nicht aus. „Alles wird teurer und die Kaufkraft sinkt. Viel Geld zum Anlegen oder Sparen, bleibt da nicht. Wenn das Rentensystem nicht angepasst wird, habe ich schon Sorge, wie meine Rente später aussehen soll.“

„Die pure Gerontokratie“
Jörg Tremmel, Vorstandsmitglied der Stiftung Generationsgerechtigkeit, kann die Sorgen nachvollziehen. „Wir halten das aktuelle Rentensystem weder für generationsgerecht noch für sozial gerecht noch für transparent.“ Darüber hinaus lobt er die „Rebellen der Jungen Union“ die erkannt hätten, dass die aktuelle Rentenpolitik so nicht weitergehen kann.

Im Bundestag soll zeitnah über die Reform abgestimmt werden. Foto: Pixabay

Es müsse grundlegende Reformen bei der Rente geben. „Immer weniger Jüngere finanzieren immer mehr Ältere. Jedes Jahr gehen über eine halbe Million Erwerbstätige in Rente. Das stellt das System auf den Kopf“, so Tremmel. „Die älteren Politiker jedenfalls denken nur an die nächste Wahl, nicht an die nächste Generation – die pure Gerontokratie.“

„Der Generationenvertrag funktioniert schon lange nicht mehr“
Während 1962 noch sechs Beitragszahlende für eine Rentnerin oder aufkamen, waren es laut Destatis 2023 nur noch zwei. Die Reform soll dem entgegenwirken und dafür sorgen, dass die Kosten nicht weiter steigen. Doch nicht nur bei der jungen Generation stößt der Entwurf auf Widerstand. Auch mögliche Betroffene wie der 75-jährige Ferdinand Wolf sind skeptisch: „Alles nur noch von der jungen Generation abfedern zu lassen, macht heute keinen Sinn. Es muss dringend das gesamte System von unterschiedlichsten neuen tragfähigen Säulen gestützt werden. Denn es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass der Generationenvertrag nicht mehr funktioniert.“

Der Rentner aus Bottrop, der früher in der Glasindustrie tätig war, kommt aufgrund seiner zusätzlichen Betriebsrente und eigener Ersparnisse gut mit seiner Rente aus. Dennoch fordert er zwingend Veränderungen des Rentensystems. „Der Bund sollte Aktien anlegen, bei denen die Erträge daraus in die Rente fließen. Diese Modelle sind nichts Neues – das unterstütze ich voll.“

Am Freitag, den 28.11.2025, haben sich die Spitzen der Union und der SPD darauf verständigt, das Rentenpaket unverändert in den Bundestag zu bringen. Ob es am Ende für eine Mehrheit reicht, ist wegen des uneingeschränkten Widerstandes der Jungen Union allerdings mehr als fraglich.