Bildunterschrift: Bei der Protestaktion ließen Apotheken nur die Notbeleuchtung an. Foto: Unsplash
Notbeleuchtung, Absperrband und der Hinweis „Versorgungsblackout“: Die Einhorn-Apotheke in Gladbeck warnt vor den Folgen der aktuellen Gesundheitspolitik.
Ein Bericht von Lisa Warich
Bundesweit ließen Apotheken am 17. Dezember das Licht aus. Auch die Einhorn-Apotheke in Gladbeck beteiligte sich an der Protestaktion. Sie schaltete am Mittwochabend auf Notbeleuchtung. Der Protest richtete sich gegen die ausbleibende Honorarerhöhung.
Stiller Protest mit klarer Botschaft
Während am Mittwochabend im Inneren der Einhorn-Apotheke weiterhin Kunden versorgt wurden, wirkte es von außen wie geschlossen. Nur die Notbeleuchtung war an. Ein großes X aus Absperrband klebte auf dem Schaufenster. Daneben der Text „#Versorgungsblackout“. Die Aktion sollte zeigen: Ohne höhere Honorare könnte das Licht in immer mehr Apotheken dauerhaft ausgehen. Gemeint ist das sogenannte Packungsfixum: der gesetzlich geregelte Festbetrag, den Apotheken pro abgegebenem rezeptpflichtigen Medikament von den Krankenkassen erhalten.
„Alleine das Flatterband hat dazu geführt, dass die Leute einfach reingekommen sind, um zu fragen, ob alles in Ordnung ist“, sagt Benjamin Libor, Inhaber der Einhorn-Apotheke. Die Gelegenheit habe er genutzt, um über die schlechten Rahmenbedingungen aufzuklären. „Viele Apotheken arbeiten defizitär, um das System am Laufen zu halten“, sagt der Apotheker. Langfristig ließe sich das nicht aufrechterhalten.
„Wir stoßen an unsere Grenzen“
Aufgerufen zu den Protesten hatte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Anlass der Aktion war der Kabinettsbeschluss zum Apothekenversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG) am selben Tag. Im Koalitionsvertrag kündigten CDU und SPD an, das Apothekenhonorar einmalig von 8,35 Euro auf 9,50 Euro zu erhöhen. Im Gesetzentwurf ist diese jedoch nicht umgesetzt worden.
Die ABDA warnt davor, dass die flächendeckende Versorgung gefährdet ist, sollte das Honorar nicht ansteigen. Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist seit 2013 um etwa 19 Prozent zurück gegangen, so der ABDA. Seit 2013 sei das Honorar nicht mehr erhöht worden, während
Zwischen Pflicht und Kosten
SPD-Landtagsabgeordneter und Sprecher für Gesundheit, Thorsten Klute, verweist auf den Kostendruck im Gesundheitssystem. Die Bundesregierung zeige sich nach seiner Einschätzung zurückhaltend, da die Mittel begrenzt seien. „Es sind nicht nur Apotheken, die höhere Honorare fordern, sondern eigentlich alle“, sagt er. In diesem Spannungsfeld bliebe die Koalitionsvertragszusage bisher nicht umsetzbar.
Versorgung im Fokus
Prof. Dr. Peter Rudolph, Professor für Gesundheitsmanagement, schätzt die Entwicklung als alarmierend ein. „Apotheken sichern nicht nur die Abgabe von Medikamenten, sondern leisten auch Beratung, Notdienste und präventive Leistungen“, erklärt er. Langjährig unveränderte Honorare hätten besonders bei kleinen Apotheken zu existenziellen Problemen geführt. „Insofern ist das, was im Koalitionsvertrag steht, ein unbedingtes Muss.“
Apotheken müssten gezielter unterstützt werden, um die ambulante Versorgung flächendeckend zu sichern. Fehlende Apotheken würden andere Systeme, wie Krankenhäuser stärker belasten.
Ob weitere Proteste folgen, ist unklar. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die Bundesregierung die zugesagte Honorarerhöhung umsetzt und wie sich die Lage für Apotheken entwickelt.


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