Jahrelang hat sich der Frust der Landwirte addiert. Mit fehlendem Verständnis und mit falschen Signalen begegnet die Politik den Bauern. Jetzt ist das Fassübergelaufen und es riecht beißend nach Gülle.
Ein Kommentar von Lara de Reuver
Seit über einem Jahrzehnt haben die Landwirte die Missachtung und das fehlende Verständnis der Politik von oben hingenommen. Dabei geht es nicht nur um die finanzielle Unterstützung durch die Dieselsubventionen. Die Bauern haben immer wieder klar signalisiert, dass sie bereit wären für eine Modernisierung und ein Paradigmenwechsel hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Dies ist jedoch kaum möglich, denn es wurden keine fundamentalen agrarpolitischen Rahmenbedingungen errichtet.
„Zu viel ist zu viel. Es reicht“
Das sagt Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbands. Der Unmut der Bauern ist nur allzu verständlich, wenn man bedenkt, mit welche einer Ignoranz der Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) mit den Worten „Kehren Sie um, Sie haben sich verrannt!“ den Menschen entgegentreten ist. Ein paar Tage später rudert der FDP-Politiker zurück, er könne sich in die Lage der Bauern nur zu gut hineinversetzen und ist einsichtig, er habe schließlich auch schon einen Stall ausgemistet. Auch in einem PR-Video des Bundesfinanzministeriums zeigt sich Lindner volksnah auf einem Traktor- wohlbemerkt auf der Seite, auf der man nicht einsteigen kann. Er spricht von „Wertschätzung“ und der „enorm wichtigen“ Landwirtschaft. Grotesk ist ein milder Begriff, um zu beschreiben, welche Szenen er bietet.
Weitere Hilfen bleiben offen
Am Ende bleibt den Bauern weiterhin nur die Angst um ihre Existenz, geschürt durch eine schwunghafte, apathische Politik und einen Bundesfinanzminister, der in seiner Rolle instabil wirkt. Doch wer laut Lindner neue Subventionen will, der müsse auf alte verzichten und wenn alles nicht mehr hilft, dann doch bestimmt sein Lieblingswort: „Steuersenkung!“.
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