Ach, wie festlich. Riesige Geschenke prangen auf Weihnachtsmärkten im Ruhrgebiet. Hellblaue Tannen und schwarze Stern-Umrisse zieren das Geschenkpapier. Rote Bänder herumgewickelt – der Terrorschutz soll ansprechend weihnachtlich aussehen. Eine nett gemeinte Idee, die die Realität beschönigt. Ob Poller, Wassertanks oder gefüllte Säcke – viele Städte haben nach dem Anschlag in Barcelona Anti-Terror-Maßnahmen getroffen. In Bochum stehen zur Weihnachtszeit mit Granulat gefüllte Säcke, die das Einfahren von LKW verhindern sollen. Das Bochumer Stadtmarketing packt aus: Sie haben Terrorsperren eingepackt. In festliches Geschenkpapier. Auch in Gelsenkirchen stehen überdimensionale Geschenke: Mit rotem Band, zu Schleifen geknotet.
Muss Terrorschutz ästhetisch sein?
Besucher bleiben stehen, fassen sie an, erfühlen den Stoff und fragen sich, was dahintersteckt. Dekoration? Vielmehr ein Symbol der Terrorgefahr. Im weihnachtlichen Gewand. Wie schön! Passt perfekt zum Weihnachtsmarkt, zum friedlichen Weihnachtsfest! Wir verpacken, nein – verstecken die Gefahr. Aus den Augen, aus dem Sinn. Muss ja keiner wissen, dass die riesigen Geschenke keine Dekoration sind – sondern eine ernsthafte Maßnahme, Tote zu verhindern. Und Kinder spielen damit, Eltern fotografieren sie dabei. Wie makaber.
Terrorschutz ist Terrorschutz und keine Dekoration. Wir brauchen keine ästhetische, weihnachtliche Aufbereitung für unser Auge. Es ist ein Versuch, die bittere Realität schön zu schmücken, anstatt uns ihrer bewusst zu werden. Die besinnliche Stimmung verfliegt durch neutralen Terrorschutz nicht. Noch immer steht Büdchen an Büdchen, leuchten bunt geschmückte Tannen und schlürfen Menschen ihren Glühwein.
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