• Verpackung aus Plastik ist ein Großteil des weltweit produzierten Plastikmülls
  • Versuch ob und wieviel Nahrung ein Supermarkt plastikfrei anbietet
  • Ein Wechselbad der Gefühle

Erschreckende Zahlen, der Grund zu ersten Handlungen

Seit 1950 wurden 8,3 Mrd. Tonnen Kunststoff erzeugt. Das entspricht so viel wie dem Gewicht von 80 Mio. Blauwalen. Kaum vorstellbar. Um uns die Realität vor dem geistigen Auge zu halten: Pro Minute werden fast eine Millionen Getränkeflaschen aus Kunststoff verkauft. Dieser Fakt ist für uns doch schon alltäglicher. Wir können nicht verneinen, dass der größte Absatzmarkt für Plastik die Verpackungsmaterialien sind. Diese machen fast die Hälfte des weltweit produzierten Plastikmülls aus. Mehr als 40 Prozent aller Kunststoffe werden nach dem einmaligen Gebrauch sofort weggeworfen.

Mir wird also bewusst, dass wir einige Dinge tun können, um die Umwelt zu schonen. Angefangen mit der eigenen Trinkflasche, die ich seit einiger Zeit schon täglich am Wasserhahn auffülle und für unterwegs nutze. Für mich – ehrlich gesagt – nicht ansatzweise schwierig, da ich sowieso nur stilles Wasser trinke. Aber um dem Wasser Pep zu verleihen, gibt es diverse Alternativen. Brausetabletten, Kräuter oder einfache Fruchtstücke – das Wasser kann für jeden geschmackvoll werden.

Einkaufen ohne Plastik – geht das?

Den Durst stillen ohne Plastik ist also möglich. Ziemlich einfach sogar. Wie sieht es aber mit den festen Nahrungsmitteln aus?  Ich wappne mich mit Jutebeuteln und einigen Dosen, die ich von Zuhause mitgebracht habe. Alternativ können diese aber auch in jedem Discounter oder Supermarkt erworben werden. Ausgerüstet begebe ich mich in einen gewöhnlichen Supermarkt. Spontaneinkauf, ohne Einkaufszettel. Ich schlendere also los und lasse mich inspirieren.

Angefangen bei Obst und Gemüse. Deren bunte Farben leuchten. Es riecht leicht nach Zitrone. Das Licht ist warm weiß. Mich überkommt ein Sommergefühl. Doch trotzdem enttäuscht mich der erste Eindruck. Ein kurzer Blick und ich sehe so viel Plastik. Entweder sind die Orangen in einem Netz gefangen oder die Melone in Folie gehüllt. Irgendwie paradox, finde ich.  Beispielsweise sind Möhren verpackt, wie unverpackt aufzufinden. Dabei ist die lose Version doch viel praktischer. Die Möhrenpackung gibt es nur im Kilo zu kaufen, dabei benötige ich (Ein-Personen-Haushalt) niemals ein ganzes Kilo. Ich denke, dass es vielen so gehen wird. Doch jetzt wird’s verrückt: die Möhren mit Plastik sind günstiger! Knapp 50 Cent pro Kilo muss ich mehr zahlen.

Weiter geht’s und vorbildlich hängen hier Papiertüten für mein Obst und Gemüse.

Foto: Antonia Schroer

Von der leichten Euphorie zurück auf den Boden der Tatsachen

Die Kuriosität steigt. Die Papiertüten befinden sich zwischen plastikverpackten Limetten, Zitronen und Physalis. Mein Blick geht weiter. Genauer hingeschaut entdecke ich immer noch diese durchsichtigen, üblen Plastiktüten. Eigentlich unnötig, da die Papiervariante angeboten wird. Seltsam oder nicht?

Enttäuscht senke ich meinen Blick und merke, wie sich  meine Mundwinkel nach unten neigen. Wie ein Trauerkloß komme ich bei Nudeln und Reis an. Dieser Gang sieht auf dem ersten Blick gar nicht so übel aus. Zumindest sind hier viele Verpackungen aus Pappe zu sehen. Die bunten Farben der Kartons strahlen durch den ganzen Gang. Lila, Rot und Gelb lassen mich irgendwie hoffen. Meine Augen strahlen. Doch auch hier werde ich erneut enttäuscht. Die so fröhlich aussehenden Verpackungen beinhalten Reis in Kochbeuteln, die aus Plastik sind.

Foto: Antonia Schroer

Lachen durch Lachgummi?

Wer kennt es nicht: Bei schlechter Laune hilft nur noch naschen. Mit Lust auf etwas Süßes stapfe ich weiter zu dem entsprechenden Gang. Eine genaue Idee habe ich dabei eigentlich nicht. Am liebsten esse Lach- oder englisches Weingummi. So schön auch der Supermarkt mal wieder mit bunten Farben lockt, meine Ausbeute ist miserabel. Hier ist nichts in Papier verpackt. Selbst die veganen Weingummis sind umhüllt von Plastik. So greife ich auf die Nüsse in der Dose zurück. Schon komisch irgendwie, Lust auf etwas zu haben und es dann, aufgrund des Plastiks, nicht zu konsumieren.  

Frischetheke statt Kühlregal

Salami, Leberwurst, Gouda oder Edamer. Wurst und Käse im Kühlregal ohne Plastik ist unmöglich. Verzweifelt suche ich. Ohne Erfolg. Ich wandere also weiter zur Frischetheke. Dort lege ich, laut Anweisung der Verkäuferin, meine Dose oben auf die Theke. Die Hygienevorschrift  bestimmt, dass die mitgebrachte Dose von den Mitarbeitern hinter der Theke nicht angefasst werden darf. Das ist ziemlich einleuchtend, wie ich finde. Positiv: Auch hier kann ich wieder die Menge selbst bestimmen und diesmal ist der Preis nicht erwähnenswert höher. Ich beginne zu lächeln und stoße auf ein ausgesprochen sympathisches Erwidern der Verkäuferin.

Foto: Antonia Schroer

Plastikfrei Einkaufen im Supermarkt ist unmöglich

Im Supermarkt finde ich nicht viel ohne Plastik. Obst, Gemüse, Nüsse und Wurst sind möglich. Allerdings ist die Auswahl eher mau und mühsam zu finden.  Gar unmöglich wird es bei Hygieneartikeln wie Toiletten- oder Küchenpapier. Alles in Allem kann ich mit meinem plastikfreien Einkauf im Supermarkt hart gesagt nicht überleben.

Durch Recherchen stoße ich auf das Konzept des verpackungsfreien Supermarkts, dem „Unverpackt-Laden“. Dort werden alle Waren offen angeboten. Nudeln, Reis, Hülsenfrüchte, Kaffee, Süßwaren – hier wird alles angeboten. Kunden können sich ihre Ware selbst abfüllen und plastikfrei einkaufen.

Somit wird dies meine nächste Anlaufstelle und ist der erste, richtige Ansatz. Für mich eine Hoffnung plastikfreier zu leben.