Daniel Baldus ist 33 Jahre alt, katholisch und wurde letztes Jahr im Herbst zum Priester geweiht. Was bringt einen jungen Mann heute dazu, sich für ein Leben ohne Familie zu entscheiden? Wie hat er die ersten Monate in seinem neuen Beruf erlebt? Und was bedeutet Corona für die katholische Kirche? Wir haben mit ihm gesprochen.

Die Antwort auf die Frage, warum Daniel sich entschieden hat, Priester zu werden, ist keine kurze. „Ich hatte kein Erweckungserlebnis, wie sich das mache vielleicht vorstellen“, berichtet er. „Ich bin katholisch aufgewachsen, dennoch war es ein langer Weg, auf dem ich häufiger auch dachte ‚Dem werde ich nicht gerecht‘.“ Er ging vor dem Abitur von der Schule ab, machte eine Ausbildung zum Krankenpfleger, arbeitete einige Zeit in dem Beruf. „Doch die Frage nach dem Priesterberuf ließ mich nicht los, und ich hörte, dass man das auch ohne Abitur werden kann.

Die Enzscheidung fiel – Schritt für Schritt diesen Weg zu gehen. „Ich wurde gut durch das Bistum und verschiedene Seelsorger und Freunde begleitet.“ Und es wuchs die Gewissheit: „Hier kann ich meine Talente einbringen, das hier ist meine Berufung, hier bin ich richtig.“ Auch wenn diese Entscheidung bedeutet, nicht selber eine Familie gründen zu können. „So kann und darf ich mich 24 Stunden für meine Gemeinde einsetzen und muss nicht auf die Wünsche und Bedürfnisse einer Familie Rücksicht nehmen.“

Priester sein heute

Es sei heute ganz anders als früher, ein Priester zu sein, sagt er. Die Gläubigen werden weniger, und kein Mensch könne sagen, wie Kirche und damit die Rolle der Priester in 20 Jahren aussehe. „Ich bin bereit für den Wandel“, sagt Daniel. „Wenn ich auf die frohe Botschaft Gottes vertraue, Spiritualität als tragendes Fundament meines Handelns nutze, dann kann ich mich auch in neuen Formen und Rollen einbringen.“ Es sei ein Prozess, ein Suchen. Daniel Baldus: „Vieles ist möglich, und ich glaube, am Ende wird es gut werden.“

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck weiht Daniel Baldus zum Priester. (Foto: Bistum Essen / Alexandra Roth)

Corona und Kirche

Die Corona-Pandemie stellt auch die Kirchen vor Probleme. Die Gottesdienste werden überwiegend von älteren Personen besucht, die besonders geschützt werden sollen. Darum wurde auch die Priesterweihe von Daniel um ein halbes Jahr verschoben, konnte dann auch nur mit wenigen Gästen stattfinden. Die ersten Monate im Dienst waren daher auch anders, als Daniel es sich zu Beginn seiner Ausbildung vorgestellt hat. „Natürlich ist es schade, dass ich noch nicht Messe in großer Gemeinschaft feiern konnte.“ Die Situation stelle die Kirche und ihre Priester vor viele Probleme. Die Frage, die sich stelle: „Wie können wir die Menschen, die uns gerade jetzt besonders brauchen, gut erreichen?“

So gibt es viele digitale Projekte, aber auch verschiedene Angebote in den Kirchenräumen und Texte und Material zum Mitnehmen nach Hause. „Unsere Kirche ist tagsüber geöffnet, und viele Leute kommen und zünden eine Kerze an, mit Abstand und mit Maske.“ Auch telefonisch sei er weiter erreichbar, sagt Daniel. Natürlich fehle allen die Gemeinschaft und das Feiern der Messe. Ihm wäre es, sogar als junger Priester möglich, die Messe zu zelebrieren das kann er auch alleine, ohne die Auflagen der Corona-Schutzverordnung zu verletzen. „Aber wenn die Gemeinde aktuell verzichten muss, tue ich das solidarisch mit ihr“, sagt Daniel. Er will auch in all den Einschränkungen etwas Positives sehen, in dem Fall der Pandemie ist es, einen Fokus zu setzen: „Die aktuelle Lage zeigt uns nochmal auf, was uns eigentlich wirklich wichtig ist.“