Abstand halten, Hygiene beachten, Masken tragen – unsere Routine in Zeiten von Corona. Besonders der Mund-Nasen-Schutz ist unser treuster Alltagsbegleiter und gar nicht mehr wegzudenken. Jedoch hat das für Schüler und Schülerinnen ab dem 2. November ein Ende.

Von Jennifer Loska

Nach den Herbstferien entfällt die Maskenpflicht auch an einem Hattinger Gymnasium.  Die Tragepflicht gilt so lange, bis die Schüler und Schülerinnen auf ihren festen Sitzplätzen sitzen. Annalena Langemann hat sich vor diesem Tag gefürchtet, denn die Schulkinder können selber entscheiden, ob sie eine Maske tragen oder nicht. Endlich tief durchatmen, freuen sich die einen, während sich die anderen fürchten.

Das Düsseldorfer Schulministerium hatte bereits Anfang Oktober in Aussicht gestellt, dass am Platz des Klassenraums kein Mund-Nasen-Schutz mehr vorgeschrieben wird. Diesen mussten Schüler und Schülerinnen stets am Platz und im übrigen Gebäude tragen. Für den Außenbereich war die Maskenpflicht bereits im Juni abgeschafft worden.

Angst trotz Impfung

Endlich im Matheunterricht wieder das Gehirn ausreichend mit Sauerstoff versorgen, ohne dass die Maske stört – doch nicht für die 15-jährige Annalena. Sie besucht die Neunte Klasse des Gymnasiums und ist bereits vollständig gegen Covid-19 geimpft. Dennoch fürchtet sie sich: „Ich werde die Maske weiterhin tragen, weil ich es sicherer finde“. In ihrer Klasse sind insgesamt sieben Personen, welche sich nicht impfen lassen wollen oder können. Dreimal wöchentlich müssen sich ungeimpfte Schülergruppen testen, geimpfte dagegen können es auf freiwilliger Basis. Trotz der Tests findet es Annalena „zu gefährlich“. Ihre Mutter, Mireille Langemann, unterstützt die Meinung: „Ich finde es noch zu früh, denn erst, wenn alle im Klassenzimmer geimpft sind, wäre es für mich ok keine Maske mehr am Platz zu tragen.“ Sie fürchtet eine „Durchseuchung der Bevölkerung, auf Kosten der Kinder“.

Gespaltene Meinungen

Das Thema polarisiert und spaltet die Schulgemeinde. Aus Angst vor möglichen Sanktionen, wurden die im Folgenden aufgeführten Lehrerinnen namentlich abgekürzt.

Stephanie B. ist Lehrerin am Gymnasium und befürwortet den Entfall der Maskenpflicht, denn „es ist oft nicht einfach zu verstehen, was die Schülerklasse sagt und das ist essenziell in meinem Job“. Doch ihre Kollegin Tina F. ist nicht überzeugt: „Ich halte das Ende der Maskenpflicht in den Schulen für verfrüht“. Tina ist der Meinung, dass sich die Schüler und Schülerinnen an die Masken gewöhnt haben.  Ihre größte Sorge ist, dass „die Inzidenzzahlen in unserem Kreis zurzeit enorm steigen“. Seit dem Ende der Herbstferien liegt die Inzidenz für den Ennepe-Ruhr-Kreis bei 88,51.

Ortswechsel an ein Hattinger Krankenhaus – dort arbeitet Anna Grunde als Krankenschwester und ist überzeugt, dass, „Kinder Corona besser wegstecken, als ältere vorbelastete Menschen“. Anna ist sich sicher, dass die Kinder unter der Maske leiden, denn besonders den jüngeren Kindern fehle die Mimik des Gegenübers zum Verstehen.

Zu wenig Abstand – zu viele Kontakte

Annalena beklagt: „Wir sitzen sehr nach beieinander ohne Abstand“. Die Klassenräume sind klein, die Schülergruppen sind groß.  An dem Gymnasium trifft ein Lehrbeauftragter auf circa 100 Schulkinder pro Tag. Dabei sind die jüngeren Klassen kaum bis gar nicht geimpft und die älteren Klassen vereinzelt. „Ich habe Bauchschmerzen, weil die Abstände an einem normalen Doppeltisch wenige Zentimeter betragen“, so Tina.

Neue Einschränkungen trotz Maskenentfall

Auch wenn sich einige durch den Maskenentfall am Sitzplatz neue Freiheiten erhoffen, müssten bei einer Infektion in der Klasse wieder mehr Kinder in Quarantäne. Quarantäne bedeutet erneute Einschränkungen und die erneute Isolation der sozialen Kontakte. Auch Gruppen- und Projektarbeiten würden ohne Mund-Nasen-Schutz erschwert werden, zumal der nötige Schutz vor einer Ansteckung fehlt. Wann eine Empfehlung zur Covid-19-Impfung für Kinder unter zwölf Jahren ausgesprochen wird, ist bislang noch nicht bekannt. Das Robert-Koch-Institut spekuliert auf eine Zulassung Anfang März oder April des kommenden Jahres.