Zurück zur Normalität hieß es für Schüler und Schülerinnen in Nordrhein – Westfalen nach den Osterferien. Anfang April entfielt bereits die Maskenpflicht an den Schulen, nun auch die Testpflicht. Viele Schulen wollen trotzdem freiwillige Tests anbieten, doch die Landesregierung hat andere Pläne.

Bericht von Jennifer Skiba

Für Sabrina J. und ihre 11-jährige Tochter beginnt der Schulstart nach den Osterferien mit Veränderungen. Keine Testpflicht mehr vor Unterrichtsbeginn. Und zusätzlich kündigt die Landesregierung eine Sammelaktion aller unverbrauchten Tests der Schulen an. Die Meinungen über die entschiedene Aktion gehen dabei allerdings auseinander. Die junge Mutter sieht einige Probleme. „Die Corona-Zahlen sind weiterhin hoch. Außerdem gibt es kaum Möglichkeiten mein Kind vor Schulbeginn woanders testen zu lassen.“ Sabrina’s Tochter leidet unter anderen an einer geistigen Behinderung und besucht eine Förderschule. Die Mutter hat Angst vor einer Infektion ihrer vorerkrankten Tochter und die daraus möglich resultierenden Folgen. „Durch die aufgehobenen Corona-Maßnahmen dürfen die Kinder ihre Pausen wieder gemeinsam mit anderen Klassen verbringen und auch gemeinsame Aktivitäten nach Schulschluss sind wieder möglich. Im Zusammenhang mit den ausbleibenden Tests sorgt das für ein erhöhtes Risiko einer Infektion“, befürchtet sie.

Die einen freut’s, die anderen stört’s

Durch den Entfall der regelmäßigen Testungen will die Landesregierung Nordrhein – Westfalen alle unverbrauchten Tests einsammeln. „Derzeit lagern in den Schulen noch rund 10 Millionen Schnelltests. Einige Schulen mit enorm hohen Beständen haben darum
 gebeten, die fachgerechte zentrale Lagerung durch das Land zu organisieren. Nach jetziger Planung werden die überschüssigen Tests von einem Dienstleister in den kommenden Wochen nach Abholung inventarisiert und es wird eine Bestandsaufnahme vorgenommen“ hieß es aus dem Schulministerium.

Pia Speetzen, Lehrerin der Förderschule mit Förderschwerpunkt für geistige Entwicklung kann die Sorge viele Eltern nachvollziehen, allerdings befürwortet sie ,und ein Großteil des Kollegiums, das Wegfallen der Testpflicht. „Es ist für das Lehrpersonal sowie auch für die Kinder eine enorme Entlastung. Im Alltag fallen die Maßnahmen schließlich auch weg. Generell ist es einfach schöner für die Kinder, und das Lehrpersonal muss auch nicht ständig reglementieren und auf die Corona-Maßnahmen aufmerksam machen.“ erklärt Speetzen. Das Schulministerium betonte in ihrer Stellungnahme auch, dass die Schulen im Bedarfsfall weiterhin mit aktuellen, und vor allem verlässlichen Testkits, beliefert werden können.

Übertragungsrisiko bei Omikron gegenüber vorgehenden Varianten deutlich höher

In einer Studie der TU Berlin haben sich Forscher damit beschäftigt, wie hoch das Risiko einer Omikron-Infektion im Klassenzimmer tatsächlich ist. In verschiedenen hypothetischen Szenarien berechneten Sie den möglichen Reproduktionswert und kamen dabei auf das Ergebnis: In einer Klasse mit medizinischen Masken, regelmäßigem Lüften, und mindestens 1,5 m Abstand würde ein Infizierter oder Infizierte innerhalb von sechs Stunden im Schnitt 9,7 Schüler und Schülerinnen anstecken. Warum die Infektionsgefahr so hoch ist? „Es halten sich verhältnismäßig viele Menschen über einen langen Zeitraum in einem Klassenzimmer auf. Außerdem ist das Übertragungsrisiko bei Omikron gegenüber vorhergehenden Varianten deutlich erhöht“ erklären die Forscher. Schaut man sich den Reproduktionswert im gleichen Szenario ohne Masken an, wird die Sorge vieler Eltern verständlicher. Ein Infizierter oder Infizierte würde dabei nämlich im Schnitt 19,4 Schüler und Schülerinnen anstecken.

Bleibt zu hoffen, dass die Schulen gemeinsam mit Eltern und Land einen Weg finden, um hohe Ansteckungszahlen zu verhindern. Für Sabrina J. steht jedenfalls fest, dass Sie ihre Tochter so weit wie möglich weiterhin von zu Hause testen wird. „Die gesundheitliche Sicherheit für meine Tochter und meine Familie steht an erster Stelle. Auch wenn durch die täglichen privaten Tests zusätzliche Kosten auf mich zukommen.“ sagt Sabrina J.