Bunt, schrill und verrückt – so war der diesjährige Japantag in Düsseldorf. Nach zwei Jahren Pandemie feiert die Stadt am Rhein wieder die deutsch-japanische Freundschaft. Nicht nur Fernost-Freunde kamen hier auf ihre Kosten, doch eine von ihnen erlebt den Tag ihres Lebens.
Von Tom Schneider

Vor lauter bunt und schrill Kostümierter kommt man in Düsseldorf kaum durch die Straßen – seien es glitzernde Prinzessinnen mit Blumen im Haar oder stark aussehende Krieger. Im Hintergrund erklingen Trommeln und Musik, am Rheinufer derweil wimmelt es nur so von Menschen. Doch es ist nicht etwa wieder Karneval. Am 21. Mai hieß es nämlich: „Konnichiwa“ beim Japantag.
Mittendrin: Alyssa. Die 21-Jährige ist an diesem Tag voll in ihrem Element. Noch bevor das Fest eröffnet ist, ist sie schon am Schaffen. In einem Festzelt an der Rheinpromenade wuselt sie bereits rum, schleppt Kisten, hängt Kleidung auf und dekoriert das Zelt. Sie ist sowieso großer Japan-Fan, studiert Japanologie in Bochum, und hilft deswegen heute mit. Zusammen mit ihren Kolleginnen – viele von ihnen aus der japanischen Gemeinschaft in Düsseldorf – bereitet sie eine ganz besondere Aktion vor.
Kimonos auf dem Japan-Tag
Auf dem Japantag können Besucher viele Facetten der japanischen Kultur erleben: von Essen, über Musik, bis zu traditioneller Kleidung. Besonders Letzteres ist sehr beliebt: In Alyssas Festzelt gibt es den traditionell-japanischen Kimono zum Anprobieren für alle Japan-Fans – sogar mit Foto im Anschluss.
Kaum geht es um zwölf Uhr los, stürmen auch schon Besucher das Kimonozelt. Zu ihrem Pech können nur 90 Leute heute den traditionellen Mantel anprobieren, schließlich geht das nicht so schnell. Einige der Helfer machen den Gästen erst einmal die Haare im japanischen Stil: hochgesteckt und mit Blumen im Haar. Als Nächstes folgt das Highlight: der Kimono selbst. Diese anzuziehen ist nicht einfach und benötigt Hilfe von Experten. „Vorher konnte das noch keiner von uns“, meint sie über sich und ihre Kollegen. Doch davon merkt man ihnen am Japantag nichts an. Recht souverän helfen sie den Besuchern in die bunte traditionelle Robe. Nun ist endlich Alyssa am Zug: Sie ist für die Accessoires zuständig. Passend zur Frisur und zum Kimono gibt es Fächer oder Schirme – alles, um die Besucher in echte Japaner zu verwandeln, zumindest von Outfit her.

Nur wenige Kimono-Träger könne sich ein Lächeln verkneifen. Sie gehen heute mit einer besonderen Erfahrung und einem besonderen Foto nach Hause. „Es ist schön, wenn die Leute glücklich sind“, findet Alyssa. Nur eine Frau tut sich schwer mit dem Kimono, wie die 21-Jährige erzählt: „Wir hatten eine einzige Frau, der das zu eng war, weil da ja sehr, sehr eng geschnürt werden.“ Doch der Tenor unter den Japan-Fans: Kimono tragen sei ein „tolles Gefühl“.
Volle Dröhnung Fernost
Doch für die Gäste des Japantages gibt es nicht nur kleine Einblicke in die Kultur, sondern gleich die volle Dröhnung Japan. Neben japanischen Delikatessen, Musik und Tanz ist am Düsseldorfer Rheinufer eins besonders beliebt: Cosplay. Zwischen die zahlreichen Interessierten mischen sich die ein oder andere skurril verkleidete Figur aus japanischen Spielen, Serien und Comics – auch aus Alyssas Lieblingsserien. Es geht also nicht nur an Karneval in Düsseldorf bunt her.
20 Jahre feiern die Düsseldorfer nun schon jährlich den Japantag. Für Alyssa ist es das erste Mal. Die Pandemie hatte ihr in den letzten zwei Jahren einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dafür war der diesjährige Japantag umso besser besucht. Mit 600.000 Besucher war das Düsseldorfer Rheinufer „brechend voll“, wie Alyssa findet.
Ein gelungener (Japan-)Tag
Ihr erster Japantag war trotzdem ein voller Erfolg. „Einige waren auch zum allerersten Mal da und haben sich die komplette Experience geholt. Es war einfach schön, die Leute so glücklich strahlend zu sehen“, sagt sie nach dem erfolgreichen Tag. Die japanische Kultur so nah zu erleben – ohne direkt nach Japan zu fliegen – findet sie besonders schön. Nach sechs Stunden voller japanischer Dröhnung zieht es auch Alyssa erschöpft nach Hause. Solange das überhaupt geht: Bei all den vielen Besuchern kommt sie kaum aus der Stadt – und das, obwohl sie sich schon vor dem offiziellen Ende auf den Weg macht. Doch sie fährt mit einem Lächeln auf den Lippen. Im nächsten Jahr wird sie deshalb wohl wieder zum Japantag in Düsseldorf reisen.
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