Eine Reise durch die Hotspots Gelsenkirchens. Ein Student hat an einem Tag die Stadt erkundet – in den Linien 301 und 302.

Jedes Jahr fahren über 7,4 Millionen Menschen mit der Linie 301. Darunter auch viele Studierende.

Von Julius Hentges

Das Leben in vollen Zügen genießen. Ein Motto, das seit Einführung des 9-Euro-Tickets für viele Studierende zum Alltag gehört. Auch ich pendle mit Bus und Bahn mehrmals die Woche durch das halbe Ruhrgebiet – und lerne es so erst richtig kennen.

In Gelsenkirchen nutze ich hauptsächlich die Straßenbahnverbindung nach Buer, also die Linien 301 und 302. Die Strecken führen mitten durch die belebtesten Ecken der Stadt. In mir formte sich also eine Idee: Kann ich meine neue Heimat erkunden, indem ich sie einen Tag mit der Straßenbahn durchquere?

Meine Erkundungstour startet morgens. Ich fahre mit dem E-Roller zum Knotenpunkt des Öffi-Verkehrs im Gelsenkirchener Norden: Buer Rathaus. Hier steige ich in die 301 Richtung Hauptbahnhof. Als erstes geht es durch Erle. Ich habe noch nicht gefrühstückt. Deswegen steige ich in der Friesenstraße aus und nehme im Café Zipper die erste Mahlzeit des Tages ein. Modern eingerichtet, solide Preise: das freut den Studenten.

Ich setz mich in die nächste Bahn und steige eine Station weiter, am Erler Forsthaus, wieder aus. Von hier aus starte ich einen Spaziergang. Runter zum Rhein-Herne-Kanal, über die Brücke und entlang des Kanals bis zum Stölting Harbor. Hier kann man gut entspannen. Der Spaziergang führt noch weiter, bis zur Haltestelle am Zoo. Dort steige ich wieder in die 301.

Jetzt geht es erstmal unter Tage – einerseits mit der Straßenbahn, andererseits historisch. Ich besuche den Park rund um das Bergwerk Consolidation. Die Zeche ist in wenigen Minuten von der gleichnamigen Haltestelle zu erreichen. Das imposante Gelände mit Förderturm verkörpert perfekt den Charme des Ruhrgebiets.

Über Ückendorf nach Schalke

Die Tour mit der 301 endet am Hauptbahnhof. Ab hier setzt ich meine Fahrt mit Gelsenkirchens Hauptlinie 302 fort. Zuerst geht es ein Stück Richtung Süden in den Stadtteil Ückendorf. Die häufig für hässlich befundene Bochumer Straße entwickelt sich immer mehr zum Szene-Hotspot. Meine Tour führt mitten durch. Ein Arbeitskollege hat mir das griechische Restaurant „Rhodos Grill“ empfohlen. Das befindet sich unweit der Haltestelle „Stephanstraße“ Mein Mittagessen besteht also aus einem üppigen und wirklich leckeren Gyrosteller. Direkt gegenüber liegt die Trinkhalle am Flöz, auch die wurde mir wärmstens empfohlen. Leider bin ich etwas zu früh – geöffnet wird erst um 17 Uhr. Also wieder in die Bahn. Jetzt aber nach Norden, ich will schließlich nicht in Wattenscheid landen.

Nach 20 Minuten Fahrt bin ich am wohl bekanntesten Ort der Stadt: an der Veltins-Arena. Als Fußballfan war ich hier schon öfter. Das Schalke-Museum besuche ich jetzt aber zum ersten Mal. Die Ausstellung zeugt von den besten Zeiten des großen Traditionsclub. Was der Verein für die Menschen hier bedeutet, wird schon auf dem Weg hierhin deutlich. Mit der 302 fährt man nämlich direkt über die Schalker Meile. Die letzte Etappe, bevor es wieder nach Buer geht, ist – natürlich – der Berger See. Leider ist das Wetter mittlerweile sehr bescheiden und ich halte mich nicht lange hier auf. Der Vollständigkeit halber zähle ich trotzdem kurz auf, was der See so bietet: Biergarten, Minigolf, Boot mieten oder einfach nur auf der Wiese entspannen. Das alles ist mir an diesem Tag vergönnt. Trotzdem war es ein schöner Tag, der jetzt langsam zu Ende geht. Ich fahre wieder nach Buer und treffe mich im „Domgold“ mit Kommilitonen. Und während ich mir das Schnitzel schmecken lasse, frage ich mich, warum diese Stadt so verschrien ist. Vielleicht sollte der ein oder andere Kritiker einfach mal öfter Straßenbahn fahren.