Emily Massenberg, Laura Krabsch & Rebecca Arens
2022 war ein nervenzehrendes Jahr für alle Verbraucher. Energie- und Lebensmittelpreise sind im Jahr 2022 stark gestiegen. Für viele Menschen werden Alltagsprodukte zu Luxusartikeln. Insgesamt sind die Preise zwischen November 2021 und November 2022 um 21,1 Prozent angestiegen.
Ein kleiner Supermarkt in Essen, die 21-jährige Studentin Anna K. legt ihren kleinen Einkauf auf das Warenband – eine Packung Nudeln, Eier, Milch, Aufstrich
und Brot, ein paar Drogerie Artikel. „Das macht dann 20,76 Euro, bitte“. Ein stolzer Preis, für die paar Produkte. „Gefühlt habe ich früher nur die Hälfte bezahlt….“
Ein schockiertes Gesicht und ein schmerzlicher Blick ins Portemonnaie ist an der Kasse im Supermarkt längst keine Seltenheit mehr. Drei Jahre Pandemie, ein neu entfachter Krieg und jetzt die steigenden Lebenskosten – vielen Menschen bereitet das Sorgen. Doch woran liegen die steigenden Preise genau?
Das Stichwort ist: Inflation
“Das Wort ‘Inflation‘ bezeichnet einen anhaltenden Anstieg der Preise, wodurch Geld an Wert verliert“, erklärt die Verbraucherzentrale. Berechnet wird dieser Preisanstieg aus der Summe der Produkte und Dienstleistungen, die für Privathaushalte anfallen. Dazu zählen beispielsweise Grundnahrungsmittel sowie Versicherungen oder Spielzeug.
Datenauswertungen des Statistischen Bundesamtes zeigen: Unsere Lebensmittel sind deutlich teurer geworden.
Die kräftig gestiegenen Preise trieben die Jahresinflation 2022 auf 7,9 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt Anfang Januar mit. Eine erste Schätzung zeigt: Die Inflation in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung 1990. Im Jahr 2021 lag die Inflation noch bei 3,1 Prozent.
Im Juli 2021 fingen unsere Lebensmittel an, teurer zu werden. Die steigenden Preise betreffen alle Lebensmittelgruppen. Besonders Grundnahrungsmittel wie Zucker, Mehl, Kartoffeln, Gemüse und Obst, Milch und Milchprodukte, sowie Fleisch, Fisch und Eier sind betroffen.
Die größten Preissprünge machen Fleisch, Eier, Käse, aber auch Mehl, Öle und Eier. Eine 500 Gramm Packung Butter kostete im Januar 2021 noch 1,65 Euro. Im Mai stieg der Preis auf etwa 2,29 Euro. Sonnenblumen- und Rapsöl ist im Vergleich zum Vorjahr um 82 Prozent gestiegen, Möhren um 35 Prozent und Ketchup um 41 Prozent. Verhältnismäßig wenig Veränderungen gab es bei Nüssen, Tee und Obst.
Die Folge der Inflation: Verbraucher können sich für ihr Geld immer weniger leisten. Die hohen Lebensmittelpreise bekommen alle zu spüren. Besonders betroffen sind davon aber vor allem Arbeitslose, Studierende, Geringverdiener und Rentner.
Um die Grundversorgung sicherzustellen, müssen sie tief in die Tasche greifen.
Die Bundesregierung versucht, mit milliardenschweren Maßnahmenpaketen gegenzusteuern. So wurde beispielsweise eine Energiepauschale für Studierende und Rentner beschlossen. Die Einmalzahlung soll helfen, die erhöhten Energiekosten zu decken. Studierende können mit einer Zahlung in Höhe von 200 Euro rechnen. Wie die Studenten das Geld beantragen können oder wann die Zahlungen eingehen werden, ist bisher noch unklar.
Der Supermarktbesuch bleibt also vorerst für die meisten Menschen eine finanzielle Herausforderung.
“Ich habe für meinen Mini-Einkauf heute über 20 Euro bezahlt. Das kann doch nicht wahr sein!” ärgert sich Studentin Anna K. Viele Menschen fragen sich, warum die Preise so gestiegen sind und wie lange sie das noch stemmen müssen.
Wieso sind die Preise für Lebensmittel so gestiegen?
Das Statistische Bundesamt erklärt für 2022: „Insgesamt hat sich der Preisauftrieb für Nahrungsmittel seit Jahresbeginn sukzessive verstärkt.“ In der Statistik ist zu erkennen, dass vor allem ab Februar, also ab dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, die Preise in die Höhe schnellten.
Seit Beginn des Krieges fallen Russland und die Ukraine als wichtige Exportländer für Speiseöle und Getreide weg. Dazu kommt, dass durch den Krieg auch die Energiekosten der Landwirte in die Höhe geschossen sind. Damit werden Lebensmittel wie Milch, Butter oder Mehl in der Produktion teurer und landen mit höheren Preisen bei uns im Supermarktregal. Auch Dünger und Futtermittel sind teurer geworden.
Diese Zustände lösen bei vielen Menschen Sorgen aus. Schon während der Corona-Pandemie war das deutlich spürbar. Hamsterkäufe waren die Folge, die ebenfalls zur Preissteigerung beigetragen haben. Doch nicht nur das: Bedingt durch die Corona-Krise gibt es außerdem einen Mangel an Arbeitskräften. Durch höhere Spritkosten, ist auch die Logistik teurer geworden. Man kann also sagen: Die Preissteigerungen sind eine Folge verschiedener, sich anhäufender Faktoren.
Die Verbraucherzentrale kritisiert manche Preissteigerungen aber auch als „nicht gerechtfertigt oder nachvollziehbar“ und vermutet, dass einige Händler aus der Krise profitieren. Sie hat die politisch Verantwortlichen und die Kartellbehörden aufgefordert, hier einmal genau hinzusehen.
Bleiben die Preise jetzt so hoch?
Für 2023 erwarten Ökonomen, dass sich die Inflation etwas abschwächt. Schon zum Jahresende war zu erkennen, dass die Preise nicht mehr ganz so heftig gestiegen sind. Die Inflationsrate ist im Dezember gegenüber dem Vormonat deutlich gesunken. Im November hatte die Teuerungsrate noch bei 10,0 Prozent gelegen, im Dezember waren es noch 8,6 Prozent. Der Anstieg der Inflation hat sich also deutlich verlangsamt. Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding prognostizieren gegenüber der Tagesschau, das Schlimmste sei überstanden. Zum Aufatmen sei es aber noch zu früh, denn bis sich eine Preisstabilität einstelle, kann es noch ein bis zwei Jahre dauern. Die Preise werden also erstmal noch hoch bleiben.
Dennoch gibt es auch positive Prognosen und Aussichten für 2023. Das ifo Institut für Wirtschaftsforschung rechnet laut einer Umfrage mit 5,5 Prozent mehr Gehalt für Angestellte in diesem Jahr. Außerdem wollen etwa die Hälfte der Betriebe eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie zahlen.
Bis dahin können Verbraucher durch bewusstes Einkaufen sparen. Die folgenden drei Tipps können für etwas Erleichterung an der Kasse sorgen.
So könnt ihr sparen – unsere Favoriten
Tipp 1: Plane deinen Einkauf mit einer Einkaufsliste!
Jeder kennt es: Man möchte bloß eine Packung Milch besorgen und kommt nach 30 Minuten mit drei vollen Tüten aus dem Laden. Es sah eben alles so gut aus!
Wer sparen will, sollte sich vor dem Einkaufen genau überlegen, was er braucht. Hilfreich sind Einkaufslisten oder Kochpläne.
So spart man Geld und Nerven!
Tipp 2: Verzichte einmal pro Woche auf Fleisch.
Die Preise der Grundnahrungsmittel sind insgesamt stark angestiegen. Besonders teuer ist aber der Verzehr von Fisch und Fleisch. Sinnvoll ist es also, mindestens einmal pro Woche ein vegetarisches Gericht zu planen.
Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt!
Tipp 3: Schau nach unten
Klingt vielleicht etwas merkwürdig, ist aber wirklich hilfreich! Einige Supermärkte legen die günstigsten Produkte häufig ganz unten ins Regal. Ziemlich trickreich, denn dort schaut man seltener hin als auf die Produkte, die auf Augenhöhe ausliegen.
Ein Blick nach unten kann sich also lohnen!
Auch Anna K. wird in den kommenden Wochen weiterhin versuchen, so gut es geht zu sparen. Ihr Tipp: “Immer die Angebote im Auge behalten.” Sie vergleicht regelmäßig die Wochenangebote der verschiedenen Supermärkte und entscheidet demnach, wo und was sie für die kommenden Tage einkauft. “Besonders bei frischem Gemüse spart man so schnell und Konserven werden ja eh nicht schlecht. Da hole ich dann auch mal zwei oder drei Dosen”, so die Studentin.
Außerdem esse sie regelmäßig in der Mensa ihrer Hochschule zu Mittag. “Die Gerichte kosten oft nur wenige Euro. Da lohnt es sich für mich, zum Campus zu fahren, auch wenn ich an dem Tag keine Vorlesung habe.” Sie hofft, dass die zugesicherte Energiepauschale der Bundesregierung nicht allzu lange auf sich warten lässt: “Das wäre zumindest eine Sorge weniger.”
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