Das Erich-Kästner-Haus ist das jüngste von acht Jugendzentren in Gelsenkirchen. Seit den 80er-Jahren können sich hier Kinder und Jugendliche sämtlicher Kulturkreise treffen. Sozialarbeiter Claus Menne erklärt die Arbeit im Sinne der Integration. Die beigefügte Bilderstrecke zeigt die verschiedenen Aspekte des Erich-Kästner-Haus.    

Ein Bericht von Sven Richter und Florian Schlupp

Kinderarmut ist ein großes Thema in Gelsenkirchen, dass weiß auch Claus Menne. Gerade deshalb ist für ihn die Arbeit der Jugendzentren besonders wichtig. „Aufgrund der Kinderarmut bedarf es verschiedener sicherer Orte, an denen sich Kinder und Jugendliche außerhalb der Schule treffen können“, so Menne. Hier können sie ihren Interessen selbstbestimmt und ohne Konsumzwang nachgehen. Das bedeutet, das alle willkommen sind, eine Mitgliedsgebühr gibt es nicht. Denn das Erich-Kästner-Haus folgt der Philosophie der offenen Türen. Das Jugendzentrum wird von der Stadt getragen.

Jugendarbeit nach Corona

Zusätzlich zu den festen Gruppen kommen täglich etwa 25 Jugendliche spontan vorbei. Bei größeren Feierlichkeiten werden es schnell bis zu 200 Kinder und Jugendliche. „Die genaue Zusammensetzung der Besucher schwankt natürlich. Mal sind es verstärkt Kinder, mal wiederum mehr Jugendliche. Im Moment erleben wir, dass nach Corona verstärkt wieder jugendliche Besucher das Haus nutzen“, so Menne. Während der Pandemie mussten viele Events ausfallen, so auch die beliebte Kinderdisco. Jetzt wird sie wieder regelmäßig angeboten. Ein Sonderfall stellt die Ferienzeit dar. „Während der Ferien haben wir verbindliche Angebote für Kinder im Grundschulalter, dann betreuen wir die Kinder von 8 bis 16 Uhr“, erklärt Menne. Dabei möchte das Jugendzentrum möglichst unabhängig von den Schulen sein – hier geht vor allem um die persönliche Entwicklung der Jugendlichen. Generell sei die Jugendbetreuung schwieriger geworden. Das Bildungsniveau sei teilweise erschreckend, manchmal können 12-jährige Schüler nicht einmal die Uhr lesen.

Claus Menne ist Sozialarbeiter mit Leidenschaft

Das steinerne Amphitheater wird im Sommer oft genutzt

Der allgemeine Aufenthaltsraum mit Brettspielen, Klavier und Technik

Der Kreativ- und Bastelraum des Jugendzentrums

Claus Menne ist Sozialarbeiter mit Leidenschaft

Hier wird das Zentrum zur Disco - der große Saal des Jugendzentrums

Im Sommer voller Leben - die selbstgebaute Spielecke

Kreative Freizeitgestaltung

Technisch gut ausgestattet - Mit Whiteboards, Beamern und schnellem Internet

„Den typischen Tagesablauf gibt es nicht“

Das Erich-Kästner-Haus hat für Kinder und Jugendliche wochentags von 15 bis 21 Uhr geöffnet. So können sie direkt nach der Schule betreut werden. „Wir arbeiten vom frühen Nachmittag bis in den Abend, also in den Zeiten, wenn auch Kinder und Jugendliche Zeit haben“, sagt Menne. Diese Zeiten sind auch dafür verantwortlich, dass es schwerer wird, junge Sozialarbeiter zu finden. Das Engagement geht nämlich oft auch über die regulären Arbeitszeiten hinaus, so Menne: „Wenn wir Ausflüge machen, dann kann es spät werden.“ Das Jugendzentrum organisiert Fahrten ins Ausland, Seminare und andere Ausflüge. Außerdem wird auch der gesamte technische und haustechnischen Bereich von den Sozialarbeitern abgedeckt. Das beinhaltet auch Küchen- und Hausmeistertätigkeiten.

Internationales Jugendzentrum

Internationale Jugend Workcamps. Das sind Begegnungen, bei der Jugendliche aus der ganzen Welt zusammenkommen, um soziale Arbeit zu verrichten. Die Flugtickets müssen selber bezahlt werden, alle anderen Kosten übernimmt die Stadt. Teilnehmer kommen aus der ganzen Welt, zum Beispiel aus Neuseeland. So wurde unter anderem ein Segelboot restauriert oder die Spielhäuser des Jugendzentrums errichtet. Doch was bereitet Claus Menne die größte Freude an seinem Beruf? „Die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen. Das macht wirklich Freude und Spaß, schließlich ist jeder Mensch anders“, erklärt Menne, „Auch die Arbeit mit Flüchtlingskindern macht sehr viel Spaß. Sie vermitteln sehr viel und bringen neue Impulse rein. Das ist einfach spannend“ Die größte Herausforderung sei es jung und tolerant im Kopf zu bleiben. Gerade in Zeiten voller Wandel müssen sich Sozialarbeiter laut Menne anpassen, um mit der Zeit zu gehen.