Die elf Verkaufsautomaten des Liesenfeldhofes in Bottrop arbeiten 24 Stunden, 365 Tage im Jahr. Ein ungewöhnlicher Kontrast zwischen modernen Automaten und einem kleinen Bauernhof.

Von Maximiliana Abrahamyan

Acht Uhr morgens auf dem Liesenfeldhof in Bottrop-Boy. Wer hier durch die Tür des großen holzverkleideten Gebäudes geht, findet erstmal keinen Hofladen, sondern einen kühlen Raum mit sechs brummenden Verkaufsautomaten. Einige Schritte über den grauen Betonboden und fünf weitere Automaten sind zu sehen. Eine Tür führt zur Verkaufsscheune, dem eigentlichen Hofladen: Dort steht Magdalena hinter dem Verkaufstresen und begrüßt Kunden und Kundinnen. Sie stöbern hier zwischen Regalen mit bunten Weinflaschen, Kästen voller Äpfel und Zwiebeln, entlang den Tischen mit Schafskäse und Seifen. Im Hinterzimmer steht eine Mitarbeiterin in einer dicken Winterjacke und sortiert Hühnereier der Größe nach in Kartons.

Magdalena hat ein freundliches Lächeln, lange braune Haare und trägt eine dunkelgrüne Winterjacke. Sie ist eine der wenigen Festangestellten am Bauernhof Maaßen. Der Familienbetrieb wird aktuell von Landwirt Philipp Maaßen und inzwischen in dritter Generation geführt. Neben der Außenstelle in Boy, liegt der eigentliche Hof im Bottroper Stadtbezirk Kirchhellen. Mit seinen insgesamt 120 Hektar Kartoffel- und Zwiebelanbau, sowie 2000 Hühnern ist es ein kleiner Hof.

Günstige Arbeitskräfte

Doch warum hat ein so kleiner Hof so viele Verkaufsautomaten? Der Raum erinnert fast an einen kleinen Supermarkt. Unter dem kühlen Licht der Neonröhre ruft Magdalena Philipp Maaßen telefonisch dazu. Sie hält ihr Handy mit dem Display nach oben. „In erster Linie wollten wir Arbeitskräfte sparen“, ertönt Maaßens Stimme durch die Leitung. Der erste Automat kam 2017, zu dem Zeitpunkt wurde der Mindestlohn erhöht und auch der Hof wuchs. „Wenn Bauernhof, dann Direktvermarktung. Und mit den Automaten geht das rund um die Uhr. Die Verkaufsscheune ist ja nur wenige Stunden am Tag besetzt.“ Magdalena schaut auf das Handy und nickt zustimmend. „Während Corona haben wir weiter ausgebaut, auch als ‚kontaktlose‘ Alternative.“

Der Automatenraum in der umgebauten Scheune. (Foto: Maximiliana Abrahamyan)

Kein Ersatz zum Hofladen

Magdalena gibt einen Code ein und alle Türen des grauen Eierautomaten öffnen sich mit einem schrillen Piepen. Während sie Eierkartons aus der Verkaufsscheune holt und den Automaten befüllt, sagt sie, dass die Automaten die Verkaufsscheune nie ganz ersetzen könnten. „Der Kontakt zu den Kunden ist was ganz Besonderes, das ist einfach schön die Leute aus der Umgebung persönlich im Laden zu treffen.“ Gegenüber steht der Eisautomat, er wurde kürzlich erst aufgebrochen. „Der Schaden ist viel teurer als das, was drin war“, sagt Magdalena schulterzuckend, während sie einen weißen Automaten mit Pestogläsern befüllt. Bislang war es der einzige Vorfall von Vandalismus. 

Einen Raum weiter: Die ursprünglichen Automaten aus dem Jahr 2017. (Foto: Maximiliana Abrahamyan)

Umdenken bei den Menschen

Die hohen Energiepreise machen sich auch hier bemerkbar, dabei sind die Automaten nicht das größte Problem. Die großen Kühlhäuser für Kartoffeln und Äpfel müssen ganzjährig betrieben werden, was hohe Stromkosten verursacht. Dazu kommen steigende Preise bei Futter und Dünger. „Die Investitionen sind sehr zurückhaltend im Moment“, sagt Philipp Maaßen. „Viele Landwirte aus der Umgebung mussten ihre Betriebe in den letzten Jahren aufgeben.“

Die eigenen Preise steigen ebenfalls, aber die Kundschaft bleibt bestehen. Magdalena sagt, durch die vielen Krisen hätte ein Umdenken bei den Leuten stattgefunden. Sie reibt die kalten Hände aneinander und nickt energisch „Lebensmittel werden jetzt mehr wertgeschätzt.“ 

Landwirt Maaßen sagt die Zukunft sei für ihn und andere Landwirte ungewiss, aber er möchte trotzdem weiter ausbauen und mehr mit Betrieben aus der Umgebung arbeiten. Und vielleicht kommt auch noch der ein oder andere Automat dazu.