Bildunterschrift: Bis 2024 war es Teil der Klaasohm Tradition, dass Frauen in der Nikolausnacht mit Kuhhörnern geschlagen wurden. 
Foto: Pixabay, Bearbeitung: Isabelle Krämer 

Der Klaasohm Brauch fand dieses Jahr ohne Gewalt gegen Frauen statt, da die Tradition in die Kritik geriet. Unfassbar, dass es für die Abschaffung von Gewalt erst einen Shitstorm brauchte.

Ein Kommentar von Isabelle Krämer

Unter dem Deckmantel der Tradition haben bis zum Nikolaustag 2024 verkleidete Männer Gewalt an Frauen ausgeübt. Diese Männer werden auch „Klaasohms“ genannt. Dabei handelt es sich um mit Masken und Federn bekleidete unheimliche Nikolausfiguren. Bei dem Brauch hielten umstehende Männern wehrlose Frauen fest, während die Klaasohms mit Kuhhörer auf ihr Gesäß schlugen. Diese „Tradition“ war 200 Jahre lang Normalität in Borkum. In dieser Zeit wurde kein einziger Gedanke an die Frauen „verschwendet“, die neben körperlichen auch seelische Verletzungen davon tragen könnten. Doch plötzlich, nachdem die Insel von einem Shitstorm überrollt wurde, distanzieren sich die Bewohner von dem „Brauch des Schlagens“. Es hat den Anschein, als wäre ihnen das Image der Insel deutlich wichtiger, als die kritische Auseinandersetzung mit der verharmlosten Gewalt.

Alles nur „Tradition“

Es ist erschreckend, dass bis 2024 eine solche Gewalt als Brauch getarnt wird. Gewalt ist keine Tradition – sie ist eine Entscheidung. 

Zum Glück wurde der Denkmantel der Tradition endlich von Motten zerfressen!