Rapunzel ist eins der Pferde in Lauras Stall. Die Silvesternacht ist jedes Jahr eine Herausforderung (Foto: Laura M.)

Böllern gehört für viele Menschen zum Vergnügen an Silvester dazu. Haus- und Wildtiere leiden dabei unter den lauten Knallen. Auch für Laura M. und die Pferdein ihrem Stall ist es eine Nacht voller Panik und Angst.

Ein Bericht von Eveline Plebanek und Lisa Stahlschmidt

In der Nähe von Datteln führt Laura M. einen Stall mit sechs Pferden. Ihren Namen haben wir redaktionell geändert. Sie möchte niemanden dazu animieren, vor ihrem Stall zu böllern. Die meisten ihrer Pferde reagieren an Silvester sehr panisch. Sobald das Feuerwerk beginnt, erhöht sich ihre Atemfrequenz und sie fangen an zu schnauben.

„Sie rennen auch die Menschen um, die in die Box kommen“

Laura macht das Licht an und schließt die Fenster, damit kein Pferd vor Schreck herausspringen kann. In den Boxen befinden sich Heuraufen, metallische Gestelle für das Heu. Diese entfernt sie, damit die Pferde sich in ihrer Panik nicht verletzen. „Die Pferde in meinem Stall sind Extremfälle. Die meisten rennen kopflos durch die Box, zittern, reagieren auf keine Ansprache und sie rennen auch die Menschen um, die in die Box kommen“, erzählt Laura.  

Pferde sind Fluchttiere und haben sehr sensible Sinnesorgane. Die lauten Böller und der Brandgeruch lösen die Panik aus. Damit die Pferde nicht wegrennen, lässt sie diese in der Box.

Schwere Unfälle in den vergangenen Jahren

In Lauras Stall ist noch nichts Schlimmeres passiert. Anders sieht das aus, wenn man sich an die Nachrichten der letzten Jahre erinnert. In der Silvesternacht auf das Jahr 2020 starben beispielsweise drei Pferde. Gründe dafür waren Herzinfarkte oder schwere Verletzungen, die bei einem Ausbruchsversuch entstanden. 

Tradition wird bei vielen beibehalten

Feuerwerk und Böller sind an Silvester für viele Menschen Tradition. So auch für Marius W. aus Gelsenkirchen. Seinen vollen Namen möchte er uns nicht nennen. Marius W. feiert jedes Jahr mit Feuerwerk und Böllern. „Für mich gehört das einfach dazu”, sagt er. Für die Tiere, die an Silvester großem Stress ausgesetzt sind, fühlt er sich nicht verantwortlich. „Ob ich böller oder nicht, wird nichts an der Situation für die Tiere ändern. Dann liegt die Verantwortung bei den Besitzern, woanders hinzufahren zum Beispiel.“ Menschen wie Marius W. erfreuen den deutschen Feuerwerk-Handel. Im vergangenen Jahr wurde mit Feuerwerken an Silvester ein Umsatz in Höhe von rund 180 Millionen Euro erzielt.

Tierärzte bieten medikamentöse Hilfe

Michael Drees ist Veterinär in Datteln. Er betreut Extremfälle wie die Pferde im Stall von Laura M. „Man kann auf jeden Fall ein Beruhigungsmittel geben, beispielsweise Benzathine. Damit kann man schreckhafte Pferde ruhigstellen“, erzählt Drees. Ärztlich verschriebene Medikamente findet er besser als homöopathische Alternativen wie Baldrian oder Magnesium.

Die Silvesternacht ist jedoch nicht nur für einige Pferde stressig. Wildtiere und viele Haustiere reagieren ebenso panischauf das Feuerwerk. Viele Haustierbesitzer müssen für diese Nacht ebenfalls Lösungen finden, damit ihr Tier das Feuerwerk gut übersteht. Ob Deutschland in den nächsten Jahren ein Böller-Verbot einführt, bleibt abzuwarten. Bis dahin leiden Tiere wahrscheinlich weiter für den unterhaltsamen Jahreswechsel der Menschen.

Was macht Ihr mit Euren Haustieren an Silvester? Wir von tagger.de haben uns in der Innenstadt von Gelsenkirchen-Buer umgehört: